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Rewe-Logistikzentrum: Nabu überreicht Unterschriftenlisten gegen geplantes Projekt in Berstadt

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WETTERAUKREIS - (myl). Der Wetteraukreis soll sich gegen das Rewe-Vorhaben aussprechen, in Berstadt ein Logistikzentrum zu bauen. Das ist der Inhalt einer Online-Petition, die der Nabu Wetterau im Mai gestartet hatte. Dr. Doris Jensch, Vorstandsmitglied der Umweltwerkstatt Wetterau, übergab Landrat Joachim Arnold kurz vor der Kreistagssitzung am Mittwoch die Listen mit 890 Unterschriften.

Die Begründung der Petition baut auf den Argumenten auf, die bereits im Frühjahr ausgetauscht wurden. Naturschützer, Landwirte und die Kirchen hatten sich bei Bekanntwerden der Pläne dagegen ausgesprochen, dass 40 Hektar hochwertiges Ackerland für die Verlagerung und Vereinigung von zwei Rewe-Lagern umgewidmet und überbaut werden sollen. "Das wäre weit mehr als die im Regionalen Flächennutzungsplan vorgesehenen acht Hektar", heißt es in der Petition.

Voraussichtlich im Oktober wird die Regionalversammlung Südhessen über das Projekt abstimmen. Rewe hat Lager in Hungen und Rosbach, die in Berstadt vereinigt werden sollen. Für diese Lager seien bereits Straßen umgebaut worden. Das Gemeindeparlament von Wölfersheim habe, so steht es in der Petition, der Bebauung bereits zugestimmt. Dem widersprach allerdings Rouven Kötter (SPD), Bürgermeister der Gemeinde Wölfersheim. Im Regionalen Flächennutzungsplan ist das Gelände als Landwirtschaftsfläche verzeichnet. Über eine Veränderung dieses Status muss die Regionalversammlung Südhessen abstimmen.

"Wir fordern, dies abzulehnen, weil die Überbauung den Zielen nachhaltiger Entwicklung widerspricht", lautet eine Kernaussage des Protestschreibens. Boden sei ein Schutzgut, mit dem sparsam und schonend umgegangen werden müsse. Das sei zum einen gesetzlich festgeschrieben, zum anderen auch erklärtes Ziel im Koalitionsvertrag der jetzigen Landesregierung und in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. Die Pläne des Unternehmens widersprächen dem.

Das Argument der Firma Rewe, dass dadurch mehr Arbeitsplätze entstünden, teilen die Naturschützer nicht. Es handele sich nur um eine Verlagerung. "Wir sehen in dem geplanten Rewe-Zentrum keine Vorteile für die Region, aber viele Nachteile und einen Widerspruch zum Ziel einer nachhaltigen Entwicklung. Darum fordern wir Sie auf, eine Änderung des Regionalen Flächennutzungsplans abzulehnen." Nicht alle, sondern 609 der 890 gesammelten Unterschriften stammten aus dem Wetteraukreis, räumte Dr. Doris Jensch auf Nachfrage gegenüber dem Landrat ein. Für den Vorsitzenden der Regionalversammlung ist die Entscheidung über den Bau eine Abwägungsfrage. Kötter stufte das Gewicht des Widerstands gegen das Rewe-Vorhaben als gering ein. "Selbst wenn wir gutgläubig davon ausgehen würden, dass tatsächlich 890 Wetterauer Wahlberechtigte die Liste unterschrieben hätten, dann wären dies gerade mal 0,5 Prozent der Wahlberechtigten", sagte er während der Sitzung des Kreistags. Lautstark werde eine Minderheitenmeinung vorgetragen. Die Gegner des Projekts hätten genau ein Argument, das sie laut und pressewirksam vortragen würden. "Je intensiver und sorgfältiger man sich jedoch mit unserem Vorhaben beschäftigt, desto deutlicher wird, dass die Argumente für das Projekt nicht nur zahlreicher sind, sondern auch in Summe gewichtiger."

Ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zu diesem Thema wurde mehrheitlich abgelehnt. Die Grünen wollten den Kreisausschuss damit beauftragen, zwei anstehende Verfahren abzulehnen. Damit ist zum einen die Zielabweichung vom geltenden Regionalplan Südhessen beim Regierungspräsidium Darmstadt gemeint und zum anderen die Änderung des Regionalen Flächennutzungsplans. Zuständig ist hier der Regionalverband Frankfurt-Rhein-Main.

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