Rocken für die Legende

Musik von mittags bis in die Nacht hinein - das gibt es kommenden Samstag beim »Rock’n’Baron«-Festival. Das steigt auf dem idyllischen Gartenhof Löw in Steinfurth. Der verstorbene Hausherr Christoph von Löw war an der Planung beteiligt, die Bands wollen das Event nun zu seinen Ehren weiterführen.
Satte grüne Bäume und Hecken säumen einen Hofeingang an der Steinfurther Hauptstraße. Ein Schild aus dunkelbraunem Holz steckt in der Hecke. Die weißen, selbstgemalten Lettern verraten, was sich hinter dem Eingang verbirgt: »Gartenhof Löw zu Steinfurth«. Gegenüber hängt eine Art Schwarzes Brett - nur ist es eine dunkelbraune Holztafel -, daran hängt ein Plakat. Es weist auf das »Rock’n’Baron«-Festival hin, das am Samstag, 22. Juli, von 12 bis 24 Uhr auf dem Gartenhof steigt. Im Hintergrund: Ein Bild von Christoph von Löw, dem ehemaligen Hausherren und Mitorganisator des Festivals. Er ist am 9. Mai verstorben.
»Ich will, dass der Artikel damit anfängt, was für eine Legende Christoph von Löw ist«, sagt die Bad Nauheimer Liedermacherin Pauli. »Was er hier gemacht und geschaffen hat, ist der Ausgangspunkt von allem.« Zusammen mit anderen Musikern sitzt sie auf einer Terrasse. Sie nicken zustimmend. Genau dort soll das Festival in einer Woche stattfinden. Die Bands nutzen die Terrasse als Bühne. Das Publikum steht und sitzt im Hof.
Dabei sind heimische Bands: die »mirsins« aus Ober-Mörlen mit ihrem Rocksound, die »R.A.T.S« aus Steinfurth bringen Oldies und Hardrock auf die Bühne. Die »Thunder Mountain Crew« hat Southern Rock im Gepäck, »Solid Rock« spielt Oldie-Rock. Sie alle sind Coverbands. Pauli möchte mit ihrem selbst geschriebenen deutschen Poetgrunge für Stimmung sorgen.
»Das sind die Bands, die auch regelmäßig hier auf dem Hof verkehren«, sagt Uwe Clausius von den »mirsins«. Tobias Agel von den »R.A.T.S« erzählt, wie alles angefangen hat. Lange Jahre schon war er mit Christoph von Löw befreundet. Als die Band einen Proberaum suchte, stellte Löw seine Kellerbar zur Verfügung. Weitere Musikerkollegen folgten ihnen.
Daraus entstanden jeden ersten und dritten Freitag im Monat offene Sessions für alle, die mitmachen wollen. »Jeder Musiker, der etwas kann, kommt, und alle musizieren zusammen«, beschreibt Agel das Konzept. Auch die Band Solid Rock, die auf dem Festival spielt - und bei der Agels Vater der Bandleader ist - probt regelmäßig dort.
»Der Gartenhof und Christoph von Löw sind die Quelle des Ganzen«, sagt Pauli. »Wir wollen das über seinen Tod hinaus weiterführen.« Sie zählt auf: Der Musikkeller mit Kneipe, die Scheune und der öffentlich begehbare Garten - »das ist alles sehr idyllisch«. Sie selbst habe den Hof vor fünf Jahren für eigene Auftritte gemietet. »Seitdem komme ich immer wieder hier her.«
Die anderen Musiker pflichten ihr bei. Es sei ein Anlaufpunkt für Musikfreunde und -liebhaber, mit einem großen Spektrum an Angeboten. »Die Legende Christoph von Löw steckt dahinter«, sagt Pauli. Er war auch Ausschlaggeber für das Festival. Zu seinen Ehren wollen sie das Musikfest nun begehen.
Von Löw hatte den Termin noch mit ausgesucht, mitgeplant und den Schriftzug für das Plakat designt. »Er wollte das unbedingt noch erleben, hat er mir in unserem letzten Gespräch gesagt«, verdeutlicht Tobias Agel. Doch er erlag seiner Krankheit.
Neffe kümmert sich um den Hof
Jetzt kümmert sich sein Neffe, der ebenfalls Christoph von Löw heißt, um den Hof. Und er sagt: »Es soll genau so weitergehen.« Von Löw ist selbst Künstler, hatte schon einige Bandprojekte, singt und spielt Klavier. Beim Festivals wird er aber im Hintergrund agieren und für das Essen sorgen. Die Bands machen derweil alles selbst: sie bauen auf, sorgen für den Ton, die Show. Wenn sie nicht auf der Bühne stehen, stehen sie an der Kasse und an der Theke. »Ein ›Meet & Greet‹ am Bierpils«, sagt Tobias Agel und lacht.
Christoph von Löw erzählt, dass sein Onkel lange in Berlin gewesen ist. Als er zurück nach Steinfurth kam, ließ er in seinem Musikkeller den Privatclub »Grüner Hund« aus den 70ern wieder aufleben. Mit ganz viel Musik, dreimal die Woche Bandprobe und auch Schlagzeug-Unterricht. »Ohne ihn hätten wir den Rahmen nicht gehabt«, sagt Tobias Agel. Es sei aber schon immer ein Gemeinschaftsprojekt gewesen. »Über die Zeit sind wir zu einer Familie geworden, die immer größer wird.«
