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Rolf Geyer und seine Oase zum Durchatmen

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Längst hat Rolf Geyer auch Nachbarn von der Naturgarten-Idee überzeugt: Allein der Natur-Schwimmteich ist ein Argument. © Ingeborg Schneider

Rolf Geyer und seine Frau Beate aus Kefenrod freuen sich auf das Wochenende und die zum 20. Mal stattfindende Aktion »Die offene Gartenpforte«. Das Ehepaar wird Führungen durch den Familiengarten sowie Kaffee und Kuchen anbieten.

Rolf Geyer sitzt entspannt in einer der vielen Sitzgruppen seines Naturgartens, hinter sich eine üppig blühende weiße Spornblume, vor sich den artenreichen Natur-Schwimmteich, in dem sich seine Familie im Sommer abkühlt. Er und seine Frau Beate nehmen am Wochenende an der zum 20. Mal stattfindenden Aktion »Die offene Gartenpforte« teil.

»In den vergangenen Jahren haben uns samstags und sonntags rund 300 Gäste hier in der Hitzkirchener Straße 10b besucht. Darunter solche, die ich als gebürtiger Kefenröder aus einer Landwirtsfamilie seit meiner Kindheit kenne, aber auch solche, die zwar hier leben, unseren versteckten Garten aber noch nie entdeckt hatten«, sagt Geyer. Wieder andere seien mitunter von weither gekommen und während einer Rundtour durch mehrere Gärten der Wetterau eingekehrt. Geyer: »Dieses Modell kann ich auch für dieses Jahr nur empfehlen.«

Bei Geyers wird es Führungen, Kaffee und Kuchen geben, dazu Informationen über den Verein Naturgärten. Wie in jedem der teilnehmenden Gärten steht auch in Kefenrod eine kleine Sammeldose, in die ein Kostenbeitrag in Höhe von zwei Euro pro Person entrichtet wird. Der Beitrag dient der Organisation der Veranstaltung »Die offene Gartenpforte«, die ehrenamtlich und nicht auf Gewinn ausgerichtet angeboten wird.

»Es hat den Menschen bei uns gefallen, sehr gut sogar«, resümiert Rolf Geyer. »Viele haben gesagt, dass unser Garten eine Oase zum Durchatmen ist - und manche fragten: Machen wir das jetzt an jedem Wochenende, Rolf? Absolut verständlich, aber das wäre wohl ein bisschen viel verlangt«, lacht der zweifache Familienvater.

Geyer: Wir brauchen die Natur

Seine eigene Biografie hat ihm seinen heutigen Beruf als ausgebildeter Naturgarten-Planer nicht unbedingt nahegelegt. Der gelernte Bankkaufmann, Finanzökonom und Finanzplaner dachte zwar schon immer ganzheitlich. »Doch ich spürte deutlich, dass eine erfolgreiche Anlage und mehr Geld auf dem Konto meine Kunden nicht glücklicher machten. Seit ich private Gärten und öffentliches Grün plane und anlege, sieht das ganz anders aus: Wir Menschen brauchen die Natur, vom Kleinkind bis zum Senior. Wenn wir einen Naturgarten betreten, fällt der Alltag von uns ab und wir sind einfach glücklich. Dieses einfache, grundlegende Gefühl zu vermitteln und dabei alles zu tun, um unsere Gartenwelt vielfältiger, artenreicher, bunter und durch die Bevorzugung heimischer Pflanzenarten auch klimafester zu machen, ist mein heutiges Lebensziel.«

Angestoßen wurde die berufliche Veränderung bei Rolf Geyer durch die Geburt seiner heute 18-jährigen Tochter, der vier Jahre später der Sohn folgte. »Dadurch wurde ich in meinem Heimatdorf und als Vorstandsmitglied der Feuerwehr automatisch zum Helfer für den Spielplatzbau qualifiziert«, erinnert sich Geyer. So habe er vor 13 Jahren auf der Mitmachbaustelle eines Abenteuerspielplatzes die Büdinger Naturgartenplanerin und Diplom-Ingenieurin Dorothee Dernbach sowie den Verein Naturgarten kennen- und schätzen gelernt.

Überall krabbelt und summt es

»Seither lässt mich die Naturgartenidee nicht mehr los.« Mit Vereinsgründer Dr. Reinhard Witt ist Dernbach Teil der Naturgarten-Akademie, an der Rolf Geyer von 2013 bis 2015 die Fortbildung »Naturnahes Grün, planen, bauen, pflegen« absolvierte. Parallel wandelte sich sein 2000-Quadratmeter-Freilandgrundstück, das er als Ackerland und Streuobstwiese von seinen Eltern übernommen hatte, in einen Familiengarten mit Teich, mehreren 100 Wildpflanzenarten, Wildstauden und Rosen, begrünten Flachdächern, Trockenmauern, Totholz, Benjeshecken, Lesesteinhaufen und aufgrund des umgebenden Nahrungsangebotes reichlich frequentierten Insektenhotels. Ein kleiner Gemüsegarten mit Gewächshaus und Hochbeet versorgt die vierköpfige Familie mit Obst und Gemüse.

Überall krabbelt, summt und brummt es. Die Vielfalt der Lebewesen in Rolf und Beate Geyers Garten ist der beste Beweis dafür, dass sich auf kleinem Raum nicht nur ein Familientraum, sondern auch die Vision einer besseren, lebensfreundlichen Welt erfüllt hat.

Zum 20. Mal öffnen am Samstag, 10. Juni, und Sonntag, 11. Juni, hessische Gartenbesitzer ihre privaten Oasen - am Samstag von 12 bis 18 Uhr, am Sonntag von 10 bis 17 Uhr. In Oberhessen sind dabei: Garten Beikert: »Naturgarten auf kleinstem Raum«, Pferdsbacher Weg 27a in Büdingen; Garten Kroh: »Hausgarten mit liebevollen Details«, Am Grenzberg 2 in Aulendiebach; Garten Walter: »Hofgarten mit Fachwerkensemble«, Rathausgasse 6 in Bleichenbach; Garten Wahrenbruch: »Englischer Landschaftsgarten«, Untertorstraße 29 in Wenings; Garten Dörr: »Blühende Hofreite mit großem Naturgarten«, Ronneburgstraße 32 in Himbach; Garten Geyer: »Naturnaher Familiengarten mit Wildstauden und Rosen«, Hitzkirchener Straße 10b in Kefenrod. Weitere Infos gibt es auf www.offene-gartenpforte-hessen.de. VON INGE SCHNEIDER

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