Als Elvis Presley in Rodheim Käsekuchen aß

Zweimal saß Elvis Presley beim Henselbäcker in Rodheim und aß dort Käsekuchen, erzählt man im Ort. Zum 88. Geburtstag des »King« wurde der für Fans bedeutende Schauplatz wieder mit dem Geist des Rock’n’Roll der später 50er belebt.
Es klingt ja fast so, als wollte sich Rodheim so ganz klammheimlich zur zweiten Elvisstadt in der Wetterau entwickeln«, flüsterte ein Zuhörer mit einem Lächeln im Gesicht seinem Platznachbarn im ehemaligen Café Hensel in Rodheim zu. Anlass war die Live-Übertragung von Radio Elvisworld mit Moderator Rainer Kremer am Sonntagvormittag.
Im Abstand von nur drei Monaten hatten Elvis-Fans die Gelegenheit gehabt, auf der Rodheimer Hauptstraße eine mehr oder weniger große Elvis-Revival-Show mitzuerleben. War es im Oktober der Elvis-Imitator Harry Delors gewesen, der im knallroten Straßenkreuzer an der Mitfahrbank am Marktbrunnen anhielt und einige der großen Elvis-Hits zum Besten gab, so führte der Geheimtipp am Sonntagvormittag zur Familie Hensel nur ein paar Häuser weiter. Dort kehrte Presley oft und gern zum Käsekuchenessen ein, erzählt man sich.
Jetzt verwandelte Gerald Dinis aus Seligenstadt den vor Jahren stillgelegten Gastraum vom Café Hensel in seine Bühne. Am 8. Januar wäre der »King« 88 Jahre alt geworden. Für Radio Elvisworld ein Grund für eine Würdigung des Stars über das normale Programm hinaus. »Unser Sender ist deutschlandweit der einzige, der an sieben Tagen pro Woche für jeweils 24 Stunden ausschließlich Elvis-Lieder spielt«, sagte Kremer nicht ohne einen gewissen Stolz.
Seit fünf Jahren ist er selbst so oft es geht auf Sendung. »Es gibt rund 1700 Elvis-Titel, von denen rund 700 veröffentlicht wurden«, erklärt er das Volumen, auf das er dabei zurückgreifen kann. Live-Sendungen wie die von Sonntag moderiert er besonders gern. »Ich wollte schon immer Radio machen«, erzählte er. Sein Respekt galt den Postern an den Wänden, die von Abi Kazem aus Bad Nauheim kreiert wurden. Sie sorgten für die richtige Club-Atmosphäre und mischten sich mit Erinnerungen an manch ein Fest, das hier gefeiert wurde. Auf einem kleinen Schränkchen wurde zwischen Bechern und Untersetzern »Elvis-Marmelade« angeboten und machte den Buttons mit den bekannten King-Konterfeis Konkurrenz.
Je weiter die Zeit voranschritt, um so mehr rückten die Fans auf den schmalen Holzbänken zusammen, und eine Stimmung von Sympathie und Herzlichkeit breitete sich aus. Immer wieder rückte Dinis die Jacke seiner Uniform zurecht, schickte Grüße an die Hörerinnen Lisa, Marie und Angelie über den Äther und erfüllte Hörerwünsche. Der Hit »In the Ghetto« wurde begeistert mitgesungen und Erinnerungen ausgetauscht. Nichts blieb unbeachtet, denn schließlich hatte »Elvis« versprochen, jeden Musikwunsch zu erfüllen. Kaum ein Zuruf entging ihm, und schon suchte er auf seinem Tablet das Karaoke zu »Moody Blue«, dem Titelsongs von Elvis’ letztem Album, das vier Wochen vor seinem Tod erschienen war. »Das habe ich noch nie gesungen, aber ich will es mal probieren«, ließ der Sänger wissen. Der Versuch gelang, Künstler und Zuhörerin waren begeistert. »Das hat unser Sänger noch nie hingekriegt«, lobte die Frankfurterin, die sich den Song gewünscht hatte. Sie verriet, dass sie daheim eine kleine Band betreut.
Und während der Künstler in seiner grünen Army-Uniform Finger schnippend und Hüften schwingend durch den kleinen Saal tänzelte und sein Publikum zum Mitmachen animierte, hielt der Moderator immer wieder Kontakt zum Sender, überprüfte sein Headset, richtete Grüße aus und plauderte mit den Hörern im Saal und am anderen Ende der Leitung.
Autogramme sind verschwunden
Die Stimmung in dem kleinen Gastraum, in dem Elvis einst so gern Kuchen aß, stieg. Zwischendurch erzählte Hermann Hensel von einer Begegnung mit dem Star in seinem Elternhaus: Als Sechsjähriger hatte er einst die Laubsäge für den Werkunterricht daheim vergessen und kam noch einmal zurück, um sie zu holen. »Das Haus war voll von Leuten, die alle auf Autogrammjagd waren«, erinnerte sich der inzwischen in die Jahre gekommene Elvis-Fan. Niemand hatte den Star verpassen wollen. »Da habe ich mir natürlich auch ein Autogramm geholt, aber im Laufe der Jahre sind die Karten alle verschwunden«, bedauerte Hensel. Nur ein Postkarten-Motiv vom ehemaligen Café Hensel ist ihm geblieben - und das in vielfältiger Ausführung.