Rosbach: Das Warten auf den Sonnen-Strom - Familie mit Photovoltaik-Anlage wartet auf Okay der Ovag

Ihre Photovoltaikanlage ist seit Dezember betriebsbereit: Familie Sengeisen aus Rosbach könnte schon seit Monaten eigenen Strom erzeugen. Allerdings wartet sie auf die Freigabe der Ovag.
Familie Sengeisen aus Rosbach hat in erneuerbare Energien investiert und dafür 39 Photovoltaikplatten auf dem Dach ihres Hauses anbringen lassen. »Damit sind wir über einige Monate im Jahr hinsichtlich Strom zu einem hohen Prozentsatz nahezu unabhängig und werden auch ins Netz einspeisen«, sagt Frank Sengeisen. Die Sengeisens haben beim Energieversorger Ovag ein digitales Stromkonto. Sie könnten mit dem Strom, den sie in das Netz einspeisen, einen Teil des Stroms bezahlen, den sie noch einkaufen müssten. Das müsste dann etwa in den Wintermonaten sein - bei wenig Sonnenzeit eben.
Die Investition in erneuerbare Energien sei für die fünfköpfige Familie nicht billig gewesen, allerdings gehe es hier auch um das große Ganze: »Wir wollen unserer Verantwortung als Eltern hinsichtlich des Klimawandels gerecht werden. Für unsere Kinder, aber auch die nachfolgenden Generationen«, erklärt Melanie Sengeisen.
Photovoltaik-Anlagen: Idealismus versus Bürokratie
Dem Idealismus von Melanie und Frank Sengeisen steht allerdings die Bürokratie entgegen. Was zum Betrieb der Anlage nämlich noch fehlt ist eine Genehmigung des Antrages, den die beiden bereits im Dezember bei der Ovag gestellt haben. »Unsere Anlage inklusive dem teuren Speicher wäre seit Anfang Januar nutzbar«, sagt Frank Sengeisen.
Laut der beauftragten Firma aus Friedberg, muss die Ovag den Antrag nur noch formal absegnen. Ein neuer Zähler könnte innerhalb von Minuten installiert werden. Im Dezember wurde der Familie eine Bearbeitungszeit von rund vier bis sechs Wochen von der Ovag genannt. Im Januar wurde dann sogar noch auf bis zu vier Monate oder länger korrigiert.
Photovoltaik-Anlagen: Erhöhte Nachfrage führt zu Stau
Der Familie fehlt dafür das Verständnis und am Ende geht ihr auch Geld verloren: »Weil der Sonnenstand ab März stetig eine Steigerung der Leistung der Anlage ermöglicht, ist das sehr ärgerlich«, sagt Frank Sengeisen. Selbst im Januar sei einiges an eigener erneuerbarer Energie drin gewesen. Lange Wartezeiten und komplizierte Abwicklungen sind für die Familie in der aktuellen Energiekrise nicht nachvollziehbar.
Doch nicht nur die Sengeisens sind von den Verzögerungen betroffen. Das weiß auch Ovag-Pressesprecher Michel Kaufmann. Zahlreiche Faktoren seien der Grund für die Verzögerungen. »Die Energiekrise und die steigenden Energiepreise haben im vergangenen Jahr zu einem deutlichen Anstieg der Anmeldungen von Erzeugungsanlagen geführt«, erläutert er. Bei PV-Anlagen habe dies zu einer Verdopplung der Anmeldezahlen geführt. »Das hohe Gut des sicheren Netzbetriebs und die schnelle Abwicklung der Anmeldungen sind hier in Einklang zu bringen.«
Photovoltaik-Anlagen: Keine Aussage zu Entschädigung möglich
Bei einem Antrag bei der Ovag gehe es - neben korrekten Abrechnungen - auch um die starke Durchdringung der Versorgungsnetze. Diese Anforderungen seien gestiegen, erklärt Kaufmann. «Ziel ist es ja auch, nach Anschluss der jeweiligen Anlage das Netz weiterhin für alle Kunden sicher zu betreiben. Darüber hinaus sind wir verpflichtet, die Daten der Kunden im Marktstammdatenregister zu verifizieren. All diese Aspekte machen eine genaue Überprüfung bei der Anmeldung erforderlich.« Das steigere schließlich auch die Wartezeiten.
Auch die Nichtverfügbarkeit von Komponenten sei ein Problem. Zusätzliche Vorgänge und Wartezeiten seien auch da unvermeidbar. Die Ovag habe aber die »telefonische Verfügbarkeit gestärkt« und es werde »kontinuierlich an der Optimierung der Anmeldeprozesse gearbeitet«.
Zudem seien weitere Mitarbeiterstellen derzeit in der Ausschreibung. Ob Kunden, wie die Sengeisens, auf eine Entschädigung für den Betriebsausfall ihrer PV-Anlage hoffen können, dazu ist eine pauschale Aussage nicht möglich, sagt Kaufmann.
Info: Warum eine Photovoltaik-Anlage anschaffen?
Sowohl Energieversorger als auch Familie Sengeisen dürften sich einig sein: Eine PV-Anlage ist eine Geldanlage. Sie steigert den Wert einer Immobilie und macht unabhängiger von Strompreisentwicklungen. Sie ist auch ein Beitrag zum Klimaschutz. Wer sich zudem einen Stromspeicher anschafft, hat länger etwas vom geernteten Strom aus Sonnenenergie. Förderprogramme können auch die Kosten senken. Seit dem 1. Januar 2023 gibt es etwa von der Bundesregierung den verminderten Umsatzsteuersatz von Null Prozent, wenn eine maximale Anlagenleistung von 30 Kilowattpeak nicht überschritten wird. Günstiger werden dann Lieferung und Montage auf oder an Wohngebäuden sowie die Anschaffung einzelner PV-Komponenten.