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Eine Reise ins Unerwartete

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Gleich dreimal Erstaunen: Kuch weiß, welche Wörter diese drei sich auf einer beliebigen Seite eines Buches ausgesucht hatten, ohne es zu sagen. © Lothar Halaczinsky

Rosbach (sky). Eine Show mit Christoph Kuch, dem Deutschen Meister und Gewinner der Weltmeisterschaft der Zauberkunst in der Sparte Mentalmagie, ist eine Reise in das Unerwartete und Unerklärliche. So hatte die Stadt Rosbach den Auftritt des studierten Diplom-Kaufmanns angekündigt, der seit 20 Jahren als Mentalmagier auf den Bühnen dieser Welt unterwegs ist und die Leute zum Staunen bringt.

Mit einer Mischung aus Psychologie, Magie und Wahrscheinlichkeitsberechnung schaute er seinem Publikum an der Wasserburg förmlich in die Köpfe und leistete sich über die Dauer seines zweistündigen Programms hinweg keinen einzigen Fehler in seiner zauberhaften Tätigkeit.

Nicht selten glitt ein Schauer über die Rücken der Zuschauer, wenn man zum Beispiel geneigt war, sich um die Unversehrtheit des Meisters zu sorgen.

Willkürlich holte er Leute aus dem Publikum zu sich auf die Bühne und gab ihnen kleine Aufgaben, von denen er vorher genau wusste, wie seine Probanden sie lösen würden. Doch Verraten war nicht sein Ding - das hätte dem Effekt doch seinen Reiz genommen. Gut gelaunt führte er seine Zuschauer bis zu dem Punkt, an dem sie eine Auflösung erwartet hätten - um dann vielleicht eine ganz andere zu präsentieren.

Wer hätte wohl beim Kartenspiel von Sabine, Klaus und Jürgen die höchsten Gewinnchancen gehabt, und wie schätzten sie selbst die Wahrscheinlichkeit eines Gewinns für sich ein? Keiner der drei Spieler schätzte richtig, aber Kuch wusste treffsicher zu sagen, welche Karte den Stich haben würde und führte Sabine unverzüglich zum Ziel - und das, ohne vorher in die Karten geschaut zu haben.

Und wie konnte es sein, dass Kathrina, nachdem Kuch eine gedankliche Verbindung von ihr zu Thorsten hergestellt hatte, auf ihrem Arm das Streicheln jener Feder verspürte, die nicht ihren, sondern Thorstens Arm streichelte? Hier kam Kuch allerdings mächtig ins Schwitzen, denn trotz mehrfacher Nachfrage des Magiers blieb sie zunächst standhaft bei der Aussage, sie habe nichts gespürt.

Spannung steigt immer weiter

Erst als er ungläubig fragte: »Auch nicht das Streicheln ein Feder?«, meinte sie mit einem Unschuldsblick: »Ja, doch, natürlich habe ich das gespürt.« Dem Meister fiel ein Stein vom Herzen, und das Publikum belohnte ihn mit viel Applaus.

Die Spannung blieb auf einem hohen Niveau, und Kuch setzte auf volles Risiko, als er Rosbachs amtierende Blütenkönigin Naomi I. zu sich auf die Bühne holte. Unter welchem der vier bunten Becher hatte sie wohl den 20 Zentimeter langen Zimmermannsnagel aufrecht stehend versteckt, und auf welche Becher durfte er unbekümmert kräftig draufschlagen, weil kein Nagel daruntersteckte?

Das Publikum fieberte förmlich mit, und mit jedem Treffer wuchs die Spannung. Ein Aufatmen ging durch die Runde, als er drei von vier Runden unversehrt überstanden hatte, und nur noch der letzte gelbe Becher von sich aus signalisierte: Hier steckt der Nagel, und deshalb sollte man sich hüten, kräftig draufzuschlagen.

Mit vielen weiteren Tricks und Kniffs erstaunte der sympathische und wortgewandte Mentalist sein Publikum. Immer wieder stellte sich die Frage, wie weit ein Mensch die Gedanken eines anderen zu lesen vermag. Oft erlebten zwei einander sehr vertraute Menschen, dass beide zur gleichen Zeit einem Gedanken nachhingen, ohne dass vorher etwas Erkennbares darauf hingeführt hätte. Dieses Sehen mit den Augen eines anderen nehme in der Psychologie einen großen Raum ein, erklärte Kuch. Denn was auf den ersten Blick nicht erkennbar ist, kann dennoch vorhanden sein.

Mit viel Hintergrundwissen führte er sein Publikum zu seinen Effekten hin, erläuterte bei Bedarf, aus welchem Forschungsthema heraus sie entstanden sind, oder verwies auf den Wissenschaftler, der sich mit dem Thema befasst hatte. Mit viel Interesse folgte das Publikum auch seinen Einblicken in das menschliche Verhalten.

So gelang es immer wieder, in die Tiefe der menschlichen Seele vorzudringen und damit sein Publikum zu verblüffen. Und wer ihm lauschte, fühlte sich gleich ein bisschen schlauer als vorher. Da wurden Zusammenhänge, die man vorher für unmöglich gehalten hätte, plötzlich wahrscheinlich oder gar möglich. Gern folgte man Kuchs kleinen Ausflügen in die Welt der Illusionen und des scheinbar Unmöglichen, und niemals ließ er seine überraschten Zuhörer allein mit ihrer neu gewonnenen Erkenntnis.

Vielleicht war es ja gar nicht wichtig zu wissen, welcher Wissenschaftler den einen oder anderen Effekt erfunden hatte, doch durch die Nennung von Namen bekam jeder Gag eine besondere Wichtigkeit, sie wirkte geradezu wie ein Türöffner.

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Mit verbundenen Augen bringt Kuch den Zauberwürfel in Minutenschnelle wieder in Ordnung. © Lothar Halaczinsky

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