Instrumente erzählen Geschichten

Rosbach (sky). Die deutsch-finnische Gesellschaft, Bezirksgruppe Hochtaunus/Wetterau (DFG), lud am Freitagabend zu einem beachtenswerten Konzert mit dem Duo »Mervi & Virva« in die Stadtkirche von Ober-Rosbach ein. Die Violinistin Mervi Myllyoja und die Pianistin Virva Garam sind ein international bekanntes Duo, das seit 2009 gemeinsam auf der Bühne steht.
Beide Musikerinnen stammen aus Finnland, haben aber ungarische und karelische Wurzeln. In Rosbach unterhielten sie ihr Publikum mit einer bunten Mischung aus klassischer Musik sowie Kammermusikstücken oder Virtuosenliedern, und schlüpften mit ihren Instrumenten in die Rollen von Erzählerinnen, die einfühlsam und zugleich lebensfroh und vielseitig mit der Sprache der Musik umzugehen wussten. Sie traten den Beweis an, dass Musik und Tanz bei der Begegnung von Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen willkommene Dolmetscher sind.
Passend zur Jahreszeit wählten sie als Einstieg Beethovens Sonate für Klavier und Violine Opus 24 No. 5, »Frühling«. Kraftvoll und grimmig voranschreitend bäumte sich der mächtige Winter eingangs im Allegro vor dem (noch) zarten Pflänzchen Frühling auf. Die Spannung wuchs, und schließlich kam der Frühling im Scherzo unaufhaltsam herangebraust, bevor er sich im Rondo spielerisch und mit einem befreienden Aufatmen emporschwang. Der Frühling hat Einzug gehalten. Voll Hingabe widmeten sich die beiden Musikerinnen diesem zauberhaften Thema und wurden mit ihren Instrumenten zu Geschichtenerzählerinnen, denen man nur zu gern zuhören mochte. Hier präsentierte sich Musik zum Greifen nah, und die Kraft des Winters wie auch der Zauber des Frühlings eröffnete sich den Zuhörern in ihrer ganzen Vielfalt.
Der Finne Jeanne Sibelius (1865 - 1957) war der Komponist der vier Tänze, denen sich das Duo anschließend widmete. Mal eilig auf das Ziel zulaufend und mal innehaltend und neue Kraft schöpfend, erklangen Melodien aus der Zeit des Übergangs von der Spätromantik zur Moderne. »Mervi & Virva« begeisterten mit ihrer Spielfreude und der spürbaren Liebe zu ihren Instrumenten. Sie gönnten dem Publikum einen erfrischenden Einblick in die zeitgenössische finnische Musikwelt. Komponisten des 20. Jahrhunderts mit finnischen Wurzeln wie Oskar Merikato (1868 - 1920) und die Komponistin Aili Runne (1920 - 1999) rundeten das Programm ab und ließen die Zuhörer die Vitalität der Musik aus dem hohen Norden förmlich miterleben. Mit Leidenschaft und einem feinen Gespür widmeten sich die zwei Musikerinnen ungarischen Komponisten, wie dem Budapester Leo Weiner (1885 - 1960), dem »Csardasfürstin«-Komponisten Emerich Kalman (1882 - 1953) oder Johannes Brahms, dessen berühmte ungarische Tänze schon auf vielen Orchesterbühnen der Welt zur Aufführung kamen. Kunstvoll vermittelten sie ihrem Publikum durch die Auswahl der Stücke die Seelenverwandtschaft von Finnen und Ungarn. Die Stilsicherheit in der Programmauswahl wie auch der überzeugende Umgang mit ihren Instrumenten erwiesen sich als solide Grundlage für ein außergewöhnliches Konzert, das mehr Zuhörer verdient hatte, als gekommen waren.