Leben für den Kampfsport: Bürgerpreis für Horst Scheer aus Rosbach

Seit 40 Jahren ist Horst Scheer als Athlet und Trainer im Judo aktiv. Für seine Förderung des Sports und seiner Schüler ist er nun mit dem Bürgerpreis Oberhessen ausgezeichnet worden.
Begriffe wie »Dojo«, »Sensei« oder »Shiai« werden viele bereits Japan und landestypischen Kampfsport zuordnen - nur wenige dürften aber die Bedeutung hinter den Begriffen kennen. Für Horst Scheer aus Rosbach hingegen gehört dieses Vokabular zum Grundwortschatz. Bereits seit 40 Jahren betreibt Scheer Judo als Sport und Ho bby. Nun ist der Judoka mit dem Bürgerpreis Oberhessen ausgezeichnet worden: aufgrund seiner ehrenamtlicher Tätigkeiten als Trainer, aktives Mitglied bei der TG Friedberg und seiner Förderung des Judo-Sports in Hessen.
Der heute 63-Jäh rige hat dabei über Umwege zum japanischen Kampfsport gefunden. »In meiner Zeit im Kampfverband der Bundeswehr bin ich zum Judo gestoßen«, beschreibt Scheer seinen Erstkontakt mit der Sportart. Zuvor hatte er lange Zeit Handball gespielt, weswegen ihm »das Körperbetonte im Judo« nicht fremd war. Den Wandel vom Parkett zur Matte vollzog Scheer 1982. Seine aktive Judo-Karriere begann Scheer beim TSV Friedberg-Fauerbach. »Ich hatte nicht geplant, selbst in die Trainerrolle zu schlüpfen.« Nur zwei Jahre später leitete der Rosbacher seine erste eigene Gruppe.
Tradition und Werte weitergeben
»1986 habe ich die Trainerlizenz Judo erworben«, erinnert sich der Judoka und fügt hinzu: »Die ist bis heute ununterbrochen gültig.« Darauf folgten diverse Sonderschulungen, um beispielsweise Gürtelprüfungen oder Wettkämpfe durchzuführen. Darüber hinaus ist Scheer bereits lange Zeit Wettkampf-Coach seiner Schützlinge und betreut diese, wenn an den Wochenenden Turniere anstehen. »Es handelt sich um Turniere auf Kreis-, Bezirks und Hessischer Ebene«, erklärt Scheer, »aber auch Turniere in anderen Bundesländern, die zum Teil sehr hochrangig sind.«
Unter »Sensei« - Meister - Scheer konnte die Judoabteilung der TG Friedberg große Erfolge verbuchen und Talente entwickeln. »Einige Sportler hatten sogar Erfolge a uf Südwestdeutschen Meisterschaften«, schildert er und erzählt weiter: »Eine Athletin konnte sich mehrfach für Deutsche Meisterschaften qualifizieren und in der Judo-Bundesliga der Frauen aktiv mitkämpfen.«
Die Kampfsportart aus dem Land der aufgehenden Sonne fasziniert den 63-Jährigen auf vielen Ebenen. Neben dem Studium der verschiedenen Techniken und Würfe lies t Scheer auch viele Bücher über die Geschichte u nd die He rkunft seines Hobbys. Dadurch habe der Judoka eine neue Kultur kennengelernt, »weshalb ich gerne die Tradition und Werte des Sportes an meine Gruppe weitergebe«, sagt er. Insbesondere der Respekt gegenüber dem Kontrahenten, immer wieder seine Grenzen auszutesten und der faire Umgang miteinander seien elementare Bestandteile von Judo. Egal wie hart der Kampf zweier Judokas im Ring auch sein mag, »man versteht sich danach sehr gut und zollt seinem Gegner Respekt - egal ob man gewonnen oder verloren hat«. Genau dieser respektvolle Umgang habe zur Folge, »dass sich die Judo-Gemeinschaft wie eine große Familie anfühlt«.
Einsatz für den Sport »selbstverständlich«
Gerade deswegen hatte der 63-Jährige nie ein Problem damit, seine Wochenenden für den Sport und die Betreuung sein er »Kyu « - Schüler - bei den Wettbewerben zu opfern. Zusätzlich agiert Scheer als Wettkampfrichter für den hessischen Judoverband (HJV), beurteilt die Kämpfe auf Turnieren und führt weitere Tätigkeiten als Funktionär aus. Bereits im vorherigen Jahr würdigte der HJV Scheer für sein Engagement. »Nach der Ehrennadel in Bronze und Silber wurde mir die Ehrennadel in Gold verliehen. Das ist die höchste Auszeichnung , die der HJV vergeben kann«, sagt Scheer.
Aufgrund seines Einsatzes und seiner Leidenschaft zum Sport scheint es nur folgerichtig, dass Scheer ein Teil der dreiköpfigen Leitung der Abteilung Judo bei der TG Friedberg ist. Der langjährige Einsatz Scheers für den Sport, für den Verein und seine Kyus hat auch die Jury des Bürgerpreises Oberhessen überzeugt, ihn in der Kategorie Lebenswerk auszuzeichnen. Scheer gibt zu: »Ich bin schon überrascht gewesen und hätte nie daran gedacht, dass ich diesen Preis gewinnen würde.«
Laut dem Judoka ist sein Einsatz für den Sport etwas »Selbstverständliches und Gewöhnliches« für ihn. Trotzdem freut sich der 63-Jährige über die Auszeichnung. Ganz nach der Lehre seines Hobbys zeigt sich der Rosbacher dankbar und respektvoll gegenüber der TG Friedberg und allen voran den Kollegen aus der Geschäftsstelle. »Sie haben eine tolle Bewerbung an die Stiftung geschickt und damit den Preis erst ermöglicht.«
INFO: DER BÜRGERPREIS
Kultur, Sport, Hilfe für Mitmenschen - ohne ehrenamtlich Engagierte wäre vieles nicht möglich. In der Wetterau gibt es zahlreiche Menschen, die sich für andere einsetzen - auf ganz unterschiedliche Weise. Die Stiftung der Sparkasse Oberhessen würdigt dieses Engagement jährlich mit der Verleihung des Bürgerpreises Oberhessen. In einer Serie stellen wir die Preisträger von 2022 vor. Heute geht es um Horst Scheer aus Rosbach, der mit einem Anerkennungspreis in der Kategorie Lebenswerk ausgezeichnet wurde.