»Massive Steuervorteile nutzen«

Rosbach (hed/pm). Als die Stadt das Alte Rathaus 2017 für 249 000 Euro im Internet zum Kauf anbot, war der Aufschrei groß. Weil auch sechs Jahre danach niemand weiß, was man mit dem maroden Gebäude anfangen soll, fordert die FDP nun den Einstieg eines privater Investors bei der Sanierung.
Laut dem FDP-Vorsitzenden Jörg Werner gibt es mittlerweile gar Überlegungen, das Gebäude abzureißen und in einem dort zu errichtenden Neubau nachzuempfinden. Er hält davon nichts: »Denkmalschutz muss immer darauf ausgerichtet sein, Baudenkmäler an ihrem historischen Ort zu erhalten. Erhaltung meint sicher nicht den Ersatz durch geschichtsvergessene Fake-Bauten.« Ein künstliches »Disneyland-Rathaus« werde nie den Charme einmaliger historischer Substanz ausstrahlen können.
Dass die Denkmalschutzbehörde einem Abriss zustimmen würde, ist ohnehin unwahrscheinlich. Schließlich wurde das Alte Rathaus mittlerweile in die Liste der hessischen Kulturdenkmäler aufgenommen. Besser ist laut der FDP die Sanierung des Gebäudes, das bereits seit einiger Zeit wegen Einsturzgefahr gesperrt ist. Und die wird teuer: Aufgrund der Schwere der festgestellten Schäden gehe man nach aktueller Schätzung von ca. 4 Millionen Euro aus, so der FDP-Fraktionsvorsitzende Hans-Otto Jacobi. Und dies werde angesichts von Inflation und Baupreisentwicklung wohl nicht das Ende des Kostenanstiegs sein. Für ihn ist klar: »Es muss auf jeden Fall versucht werden, in die Sanierung privates Kapital einzubeziehen.« Dies habe einen entscheidenden Vorteil: »Anders als die Stadt selbst, kann ein privater Investor bei einer Sanierung massive Steuervorteile im Zusammenhang mit dem Denkmalschutz nutzen.« Bei einem Sanierungsvolumen von 4 Millionen erhalte ein Investor Steuerersparnisse in Höhe von geschätzten 1,6 Millionen Euro. Durch entsprechende vertragliche Gestaltungen könne die Stadt zudem das »Alte Rathaus« weiterhin besitzen und uneingeschränkt über das Nutzen des Gebäudes entscheiden. Dieses könne von der Stadt ohne Millioneninvestition zurückgemietet werden.
Letztlich gebe es die Möglichkeit der steuerlichen Förderung von Denkmalschutz aus genau dem Grund, wesentliche historische Bausubstanz dauerhaft zu erhalten.
Bürgermeister Steffen Maar hatte zuletzt die Hoffnung auf hohe Fördermittel wie bei der Sanierung der Wasserburg getrübt. Den Förderverein, der sich um die Erhaltung, Sanierung und Nutzung des Gebäudes bemüht, erwähnt die FDP in ihrer Mitteilung nicht.