Rosbach: Schuhe, Schokolade, Schlangen - Wanderin Christine Thürmer hat zu Fuß die Welt umrundet

Christine Thürmer ist nach eigenen Angaben die meistgewanderte Frau der Welt. Alle sechs Woche braucht sie ein paar neue Wanderschuhe. In Rosbach hat sie von ihren Abenteuern erzählt.
Rosbach (sky). Sie ist nach eigenen Angaben die meistgewanderte Frau der Welt und hat die Erde in den letzten zwanzig Jahren schon eineinhalb Mal zu Fuß umrundet: Am Mittwoch hat Christine Thürmer in der voll besetzten Rosbacher Adolf-Reichwein-Halle einen Einblick in ihr rastloses Leben gegeben. Dies hat sie in über vierzig Länder geführt und wäre ohne zwei voneinander unabhängige Navis nicht vorstellbar. Tausend Euro im Monat gibt die Mittfünfzigerin aus, um die schönsten Sonnenaufgänge, die matschigsten Pfade oder die einsamsten Weiten erleben zu dürfen. Im Preis inbegriffen sind auch ein paar neue Wanderschuhe alle sechs Wochen.
Ihre Wohnung in Berlin hat sie aufgegeben und das Inventar eingelagert, denn für ihr Wanderleben braucht sie nur ein Zelt, eine Isomatte und einen Kunstfaserschlafsack. Und mehr als fünf Kilo darf das Reisegepäck auch nicht wiegen. Sprachkenntnisse in Englisch, Französisch und Spanisch sowie die Unterstützung von Google Übersetzer und jede Menge Ausdauer sind ihr Rüstzeug auf den Wanderrouten, die meist länger sind als tausend Kilometer. »Für kürzere Trails lohnt sich die Anreise nicht«, sagt die Weltenbummlerin, die am liebsten allein unterwegs ist.
Christine Thürmer in Rosbach: Alligatoren, Bären und Giftschlangen
Angst vor eventuellen Übergriffen hat sie dabei nicht. »Die meisten Männer sind im Grunde ihres Herzens Kavaliere«, hat sie festgestellt. Und wilden Tieren wie Alligatoren, Bären oder Giftschlangen hat sie stets erfolgreich aus dem Wege gehen können.
Weit gefährlicher war hingegen eine Feuerwehrübung, bei der sie mitten in die Brandherde hineingeriet, weil sie einem entsprechenden Warnhinweis keinen Glauben geschenkt hatte. Und einen unbeabsichtigten Abstecher auf einen Truppenübungsplatz in Südfrankreich realisierte sie erst, als ein Trupp Soldaten mit festem Schritt an ihrem Zelt vorbeimarschierte - allerdings, ohne sie zu bemerken.
Christine Thürmer in Rosbach: Eine halbe Tonne Schokolade
Schwärmerisch und in regelmäßigen Abständen erinnert sich Thürmer an das, was zu jeder Gelegenheit die höchsten Glücksgefühle in ihr hervorrufe: an Schokolade in jeder Form. Ob als Dragee oder im Riegel wird sie zum Mutmacher, Seelentröster oder einfach nur zum Wohlfühlfaktor - wenn sie nicht zu teuer ist. Fünf Euro für eine Tafel Schokolade, wie sie in Skandivadien verlangt werden, bremsten ihren Heißhunger auf Süßes schnell aus und ließen stattdessen Knäckebrot und Käse zum Geburtstags-Festmenü werden. Trotzdem addierte sich der gesamte Schokoladen-Konsum auf ihren Wanderungen nach eigenen Angaben bisher auf etwa eine halbe Tonne.
Unter den vielen Tipps, die die erfahrene Wanderin für ihre Zuhörer bereit hielt, war das Preisniveau eines Landes eins der Kriterien, die man bei der Auswahl des Wanderziels im Auge behalten sollte - denn sonst könne es schnell vorbei sein mit dem Traum von der großen weiten Welt.
Christine Thürmer in Rosbach: Japan und Korea als nächste Ziele
Auch Klima und Landschaft, Natur oder Kultur sollten in die Entscheidung einbezogen werden. Und dann heißt es: einfach loswandern. Denn wandern könne jeder, sofern er sich mit den Gegebenheiten einer Strecke arrangieren könne.
Eine der Strecken, die sie mit großer Wahrscheinlichkeit kein zweites Mal zurücklegen wird, ist der Camino del Norte in Nordspanien mit seinen Pilgermassen. Doch ob heiße Wüsten oder schneebedeckte Berge - jede Gegend hat für sie einen Reiz, auf den sie sich ganz und gar einlassen kann. Insektenstiche, wund gelaufene Füße oder das Leben im Dreck und Schlafen auf der Erde, das alles kann sie nicht davon abhalten, bereits nach neuen Zielen Ausschau zu halten. Japan und Korea stehen als nächstes auf der Agenda.
Auch nachdem sie die Welt schon von Nord nach Süd und von West nach Ost durchquert hat, so gibt es doch immer noch einen Weg, den sie noch nicht kennt.