Windpark Winterstein: Nächster Zuschlag für Abo Wind

Die Entscheidung in Sachen Windpark am Winterstein ist - zumindest für Rosbach - nach über zehn Jahren Diskussion gefallen: Mit großer Mehrheit entschied sich das Stadtparlament für das Angebot von Abo Wind. Auf der Strecke blieb der Mitbewerber Ovag.
Schon im Frühjahr hatte Hessen Forst, einer der Eigentümer der infrage kommenden Grundstücke am Fuße des Steinkopf-Fernmeldeturms, den Zuschlag für fünf Rotormasten an Abo Wind erteilt. Auch Wehrheim entschied sich bereits für den Projektierer aus Wiesbaden. Ober-Mörlen und Friedberg wollen nach der Sommerpause entscheiden, wenn weitere Gutachten vorliegen. Voraussichtlich 18 Anlagen sollen auf dem 414 Hektar großen Areal am Winterstein errichtet werden, eine davon (maximal zwei) auf Rosbacher Gebiet.
»Wir haben keinen Druck, die Entscheidung heute zu treffen«, meinte FDP-Fraktionsvorsitzender Hans-Otto Jacobi. Er machte keinen Hehl daraus, vom Grundsatz her den Bau von Solaranlagen zu bevorzugen - ein Thema, das sich hier aber nicht stellte. Mit ihrem Antrag, die Entscheidung erst zu treffen, nachdem das Ergebnis anderweitig in Auftrag gegebener, unabhängiger Expertenstellungnahmen vorliegt und erörtert ist, blieb die FDP allein. Auch dem kurzfristig eingereichten Antrag der Grünen, man möge bei der Ausverhandlung des Vertrags ein nachrangiges Vorkaufs- bzw. Beteiligungsrecht an der Windpark-Gesellschaft erwirken, wollten die übrigen Fraktionen nicht folgen. Man zeigte sich jedoch offen für eine spätere Wiederaufnahme dieses Grünen-Antrags.
Ausschlaggebend für die Entscheidung für Abo Wind war deren Angebot gewesen, pro Mast mindestens 450 000 Euro im Jahr an Pacht zu entrichten, also rund doppelt so viel wie die Ovag angeboten hatte. Außerdem sah deren Modell vor, dass die beteiligten Kommunen die Hälfte des Windparks kaufen sollten, und die Rendite daraus erst sukzessive bei 7,5 Prozent Jahreszins auf die zu investierenden Millionen pro Anlage zufließen würde. Hinzukämen 0,2 Cent aus dem Verkauf für jede produzierte Kilowattstunde.
Risiko nicht gewollt
Wie Dr. Hans-Peter Rathjens (SPD) ausrechnete, stünde über die Gesamtlaufzeit hinweg eine risikolose Einnahme von 15,8 Millionen Euro bei der Pachtvariante von Abo Wind einer risikobehafteten Einnahme von 15,6 Millionen Euro bei der Beteiligungsvariante der Ovag gegenüber. Auch angesichts der Tatsache, dass die Windhöffigkeit am Winterstein variabel sei, setze die SPD deshalb auf das Angebot von Abo Wind und damit auf mehr Sicherheit.
Auch die »Stimme« argumentierte für Abo Wind. Es handele sich um ein stabiles hessisches Unternehmen, dessen Umsatzzahlen steil bergauf gingen. Dass die Ovag eine große kommunale Familie sei, reiche als Argument nicht aus, begründete Fraktionsvorsitzender Dieter Kurth. Er warnte davor, die Debatte um das Für und Wider des Windparks erneut aufzurollen. Man solle sich auf die Entscheidung für einen Anbieter konzentrieren.
Für die Freien Wähler hatte Christian Lamping ein klares Ja pro Abo Wind in der Tasche. Er gab jedoch zu bedenken, dass der Anteil Rosbachs mit nur einer von voraussichtlich 18 oder maximal 20 Anlagen nicht zu hoch bewertet werden sollte. Hier hakte auch Ivo Lingnau (Grüne) ein. Er plädierte dafür, einen Partner zu wählen, mit dem alle Beteilgten partnerschaftlich auf Augenhöhe miteinander kommunizieren könnten, und bei dem in den Gesprächen Transparenz herrsche. Dies sei bei beiden Bewerbern gegeben. Das Angebot der Abo Wind sei aber wegen der höheren Pachteinnahmen attraktiver. Es verspreche Gewinne, ohne dass die Stadt vorher dafür investieren müsse. Die einzige Ungewissheit sei, an welchen Investor das Projekt am Ende weiterverkauft wird.
Wie berichtet, soll die neue Hessische Zentralenergie eG den Windpark erwerben, ein Zusammenschluss mehrerer Energiegenossenschaften.
Für die CDU schloss sich Heiko Müller den Argumenten seiner Vorredner zugunsten von Abo Wind an. Das hessische Unternehmen biete sogar noch die Chance auf einen höheren Ertrag. Allerdings müsse man berücksichtigen, dass sich das Bild des Waldes am Winterstein erheblich verändern werde. Ein Rotormast habe mit 250 Metern die Höhe des Frankfurter Commerzbank-Towers, doch in Anbetracht der energetischen Situation sei die Entscheidung für Windräder gut und richtig.
SPD-Mann Rathjens resümierte schließlich, dass man in den zahlreichen vorangegangenen Beratungen die erkennbaren Risiken und Chancen »vermutlich zu 90 oder 95 Prozent« berücksichtigt habe. Alle bisherigen Kennzahlen seien positiv zu bewerten, weshalb der aktuellen Parlamentsentscheidung nichts mehr entgegenzusetzen sei.