Zauber der Farben und Formen

Rosbach (pm). Die Künstler des »Wetterauer Farbspektrums« haben nach langer Corona-Pause wieder einmal in Kooperation mit der Kulturinitiative »Verzauberwelt Baidergasse« in der Adolf-Reichwein-Halle eine große Ausstellung erfolgreich eröffnet. Neun Künstlerinnen und Künstler zeigten ihre Werke in einer großen Jahresausstellung.
Zur Vernissage begrüßte der Rosbacher Bürgermeister Steffen Maar fast 100 Gäste. Er sei besonders zufrieden, dass nicht nur Künstler aus Rosbach, sondern aus vielen Orten der Wetterau Ausrichter des Ereignisses seien und würdigte dann die langjährigen ehrenamtlichen Aktivitäten der Kulturinitiative Baidergasse, die Jahr für Jahr ein umfangreiches Kulturprogramm in Rosbach realisiert habe.
Kunst wie eine Abenteuer-Reise
Als Laudator konnten die Veranstalter den bekannten Kunst-Experten Erich E. Fechter gewinnen und dieser hatte sich in seiner unnachahmlichen Art mit den Künstlern, ihren Werken und dem Thema Abenteuer Kunst auseinandergesetzt:
Jedem Abenteuer, so Fechter, wohne ein Zauber inne - dies sei das Unbekannte. Dabei sind Leinwand, Papier, Pinsel, Stifte und Farben die Reiseutensilien. Die Abenteurer: Die Malerinnen und Maler des Wetterauer Farbspektrums.
Doch es wird keine Gruppenreise. Jede, jeder wagt das Abenteuer für sich allein und treffen sich nun in dieser Unterkunft, dieser Ausstellung.
Schon bei Beginn der Reise in der Rosbacher Rotunde werden einem die Augen übergehen - zeigt doch schon das Logo dieser Künstlergruppe einen Augapfel.
»Es geht rund - und alles schweigt«: Dieses runde Schweigen findet sich in einem Haiku von Josef Guggenmos - passend zum Bild »Apfel mit dem Kind« von Inge Klein:
So könnte, meint der Laudator - dieser Apfel auch für die Weltkugel stehen: rund und reif, Sonnenauf- und Niedergänge in sich vereinend. Diese Sonne sieht man auch auf nahezu allen Bilder von Evelin Walter: sie leuchtet und glitzert und blendet - mal in eisiger Landschaft, mal im Wald, mal auf dem Teich.
Eine runde Sache - so Fechter. Doch wer diesem Sonnenball zu nahe kommt, dem ergeht es wie Ikarus, dem die Flügel aus Federn und Wachs dort oben dahinschmelzen so dass er abstürzt und fällt und genau so gestaltet Gottfried Steiniger mit abenteuerlicher Folien-Abziehtechnik seine Sicht des Federnlassens.
Die »Hühner« von Ellen Eva Regel wissen davon noch nichts. Diese drei Grazien, auf ihre Art ein rundes Schweigen, erleichtern den Übergang zu drei Diven, oder mit Francis Picabia gesagt: Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann.
Die »Diva« von Waltraud Horst - so sieht es Fechter - bekommt von Gustav Klimt einen Kuss, »Marilyn Monroe« von Inge Klein erinnert an die üppigen Formen dieser Filmikone und im »Entsetzen« von Johanna Siener-Blöcher erkennt er zuerst einmal Sophia Loren.
Zum Thema Frauen gehören natürlich auch die üppigen »Rosen« von Waltraud Horst. Oder diese »Orchideen« wie sie Manfred Hoppe fotografiert und mit dem Computer weiter bearbeitet - auch eine Art von Haltbarkeit mit allerlei digitaler Insekten und künstlicher Intelligenz.
Und genau an diese Computertechnik könnte der Betrachter bei den Exponaten von Katharina Bettermann denken. Aber hier ist alles Handarbeit: Fineliner, Filzstifte in allen Strichstärken kommen zum Einsatz - und auch hier - wie bei vielen Bildern dieser Ausstellung fällt auf: Rundungen!
Bei einem Gemälde von Elena Ruso werden dann auch noch einmal Eigenheiten dieser Laudatio bewusst: Die Blumen und das Runde. Zauberhaft der Einsatz der Komplementärfarben Gelb und Violett. Und dann dieses »Gefäß«, dieses Rund in Form und Öffnung wie bei Ellen Eva Regel.
Mit Zitaten und Vergleichen beendete Fechter seine Abenteuer-Rundreise durch den Zauber der Farben und Formen, durch Ideen und Gedanken, durch Visionen und Wirklichkeit.

