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Roter Teppich für Wilfried Schweitzer

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»Ein Blick auf die Lebenswelt der Kinder zeigt, warum Hilfe so nötig ist«, sagt Wilfried Schweitzer. © Detlef Maresch

Für den Effolderbacher wird der Dienstag ein besonderer Tag. Dann wird er mit Familienmitgliedern und dem Vorstand des Bürgervereins Nidda nach Wiesbaden fahren. Dort erwart Lucia Puttrich.

Wilfried Schweitzer wird am kommenden Dienstag nach Wiesbaden fahren. Familie und Weggefährten, die erwachsenen Töchter mit ihren Partnern, die Enkelinnen und weitere Verwandte wie auch der Vorstand des Bürgervereins Nidda begleiten ihn an diesem besonderen Tag in die Staatskanzlei. Für sein langjähriges Engagement im Bürgerverein Nidda und vor allem im Vereinsprojekt Haiti-Partnerschaft wird Schweitzer mit der vom Bundespräsidenten verliehenen Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Wilfried Schweitzer wurde 1940 in Effolderbach geboren, zog als er 1965 heiratete nach Nidda. Hier wuchsen die beiden Töchter auf, hier bauten Schweitzer und seine Frau ein Haus, hier fand er auch neben seiner Tätigkeit als Industriekaufmann die Zeit, den Bürgerverein Nidda am 6. November 1979 mitzugründen. Über Jahrzehnte arbeitete er im Vorstand mit.

Stadtgeschichte wird lebendig

In Schweitzers Schilderungen der Vereinsentwicklung wird ein Stück Niddaer Stadtgeschichte lebendig. Es gab zwei Ziele der Vereinsgründung: Zum einen wünschten sich viele bei der Bebauung des Industriegebiets »Unter der Stadt« die Gestaltung einer Fläche als Bürgerpark. Gedacht war an ein Areal vom heutigen Bauhof bis zur Anlage des Geflügelzuchtvereins. Das ließ sich jedoch politisch nicht durchsetzen.

Umso konsequenter wurde das zweite Ziel verfolgt. Henning Lupp, in leitender Stellung bei einer örtlichen Baufirma tätig, hatte bei Bauvorhaben in Haiti die Lage der einheimischen Bevölkerung kennengelernt. Krasse Arm-Reich-Gegensätze, Korruption, Bandenterror in vielen Stadtvierteln halten Familien in einem Teufelskreis von Chancenlosigkeit fest. Lupp lernte einen Priester kennen, der mitten in einem Slum die Schule St. Alphonse aufgebaut hatte. »Kindern durch Bildung die Chance auf ein besseres Leben geben« - diese Philosophie der Schule leuchtete Lupp ein und er warb im Bürgerverein seit 1988 um Patenschaften, zum Teil für einzelne Kinder, zum Teil aber auch für die Schule selbst. Die Ausstattung, die Lehrergehälter, die Lehrmittel und das warme Mittagessen für die Kinder mussten abgesichert werden. Zeitweise habe es bis zu 285 Patenschaften gegeben, erinnert sich Schweitzer. Auf regelmäßigen Kontakt wurde Wert gelegt. Henning Lupp besuchte die Schule mehrfach, immer wieder kam Post. Schweitzer kann drei große Ordner mit Briefen aus Haiti zeigen, alle in Französisch geschrieben. Gerhard Rebscher, Lehrkraft am Gymnasium Nidda, übersetzte. Auch die französische Hilfsorganisation SOS Enfants unterstützt die Schule in Notlagen, etwa nach dem schweren Erdbeben, das große Teile der Schulgebäude zerstörte. »Über die Patenschaften des Bürgervereins sind im Laufe der 35 Jahre rund 700 000 Euro in die Schule St. Alphonse geflossen und das ist gut so«, sagt Schweitzer. Denn Schweitzer hat sich sehr im Verein eingebracht. Er war von 1982 bis 1990 stellvertretender Vorsitzender, von 1990 bis heute ist er Kassenwart. »Als ehemaliger Buchhalter komme ich damit gut klar, aber Jüngere sollten nach und nach die Verantwortung übernehmen.« So freut er sich, dass Stefanie Lupp zur Vereinsvorsitzenden gewählt wurde. Gern erzählt Schweitzer aus den Glanzzeiten, als der Bürgerverein ein echtes Forum vieler Aktivitäten war: »Ich kenne den Verein von Anfang an, wie ihn sonst keiner mehr kennt.«

Viele schöne Erinnerungen

Schweitzer erinnert sich: »Die Gründung und Entwicklung eines Heimatmuseums war uns ein wichtiges Anliegen und wir haben mitgearbeitet, als der Verein Heimatmuseum schrittweise die Präsentationen aufbaute.« Werner Scheig war Verbindungsmann, in beiden Vereinen engagiert. Der Bürgerverein hat Feste und ökumenische Gottesdienste am Johanniterturm organisiert. Es gab Gesundheitsvorträge, einen Lauftreff, Eltern-Kind-Spielnachmittage und Beteiligung an den Niddaer Ferienspielen, Radtouren durch die Wetterau, Wanderungen, sogar Gruppenreisen in etliche Länder Europas. »Es sind schöne Erinnerungen. Was auch in Nidda passierte - wir waren mittendrin, haben für Wallernhausen nach dem Hochwasser gespendet und bei Pflanzaktionen des Forstamtes in Bobenhausen I. mitgemacht. Eine größere Waldfläche zwischen Ulfa und Gonterskirchen haben allein unsere Mitglieder bepflanzt.«

Der Bürgerverein hat über 100 Mitglieder und Steffi Lupp und der Vorstand möchten dem Vereinsleben neue Impulse geben. Demnächst ist eine Fahrt nach Eltville und in den Rosengarten geplant. Wilfried Schweitzer: »Die Haiti-Kinderpatenschaften sind so wichtig, dass sich auch jüngere Generationen engagieren sollten.« Unter der Telefonnummer 06043/1485 gibt er gerne nähere Informationen weiter.

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