Rückkehr nach Düdelsheim: Bonifatius-Stab weist wieder den rechten Weg

Drei Meter lang und mt markanten Rundungen versehen: Der Bonifatius-Stab, der auf den Pilgerweg hinweist, ist nach seiner Sanierung wieder an senen angestammten Platz in Düdelsheim zurückgekehrt.
Düdelsheim (co). In Düdelsheim hängt seit fast 20 Jahren rechts neben dem Eingang zum Kirchen- und Friedhofsareal ein ganz besonderer Pilgerstab. Er ist über drei Meter lang, und an seiner Rundung hat er einen Durchmesser von einem Meter.
Es ist der Bonifatius-Stab, denn die Bonifatius-Route von Mainz nach Fulda führt auch durch den über 1230 Jahre alten Büdinger Stadtteil und am nahen Glauberg vorbei.
Seit dem 1250. Todestag von Bonifatius im Jahre 2004 erinnert sie an die historische Überführung der sterblichen Überreste des Mönchs und Bischofs in das in seinem Auftrag errichtete Kloster Fulda.
Der Mönch aus England, der im achten Jahrhundert vor allem Hessen und Thüringen missionierte, wurde später Erzbischof von Mainz.
Die Bonifatius-Route, eröffnet im Jahr 2004, folgt den Spuren des Trauerzuges, der im Jahr 754 den Leichnam des Missionars und Kirchenreformers Bonifatius von Mainz zu seiner letzten Ruhestätte nach Fulda brachte.
Frühmittelalterliche Verkehrswege
Die schriftliche Überlieferung ist in diesem Punkt zwar sehr spärlich, doch nimmt die Forschung an, dass die Prozession über noch intakte alte römische Straßen und seit vorgeschichtlicher Zeit begangene Pfade führte.
Die Bonifatius-Route verläuft in einem Korridor, der frühmittelalterliche Verkehrswege berücksichtigt und damit dem historischen Weg sicher nahe kommt. Von Düdelsheim und Ortenberg aus geht sie über den Vogelsberg weiter nach Fulda.
In der Düdelsheimer Gemarkung führt der Pilgerweg aus Richtung Hainchen kommend durch den »Suder« ins Dorf, in die »Gaastecke« im sogenannten »Üwwerdorf« und durch den Ort in Richtung Glauberg.
Damals, vor nun fast 20 Jahren, wurde die Route von Mainz bis Fulda in Etappen von vielen Pilgern begleitet und in Streckenabschnitten von etwa 25 Kilometern pro Tag gelaufen.
Die Düdelsheimer hatten sich im Sommer 2004 zum Empfang der Pilger etwas Besonderes ausgedacht: Diese wurden von einer großen Gruppe in historischer Gewandung willkommen geheißen.
Die »Boni-Gruppe« hatte am Marktplatz ein großes Fest auf die Beine gestellt, bei dem unter anderem drei gebratene Wildschweine für die Stärkung der großen Pilgerschar sorgte.
Durch diese originelle Idee, sich in die Zeit um 750 zu versetzen und dementsprechend gekleidet die Pilger zu empfangen, wurde das Dorf zu einem bemerkenswerten und heiteren Halt an dieser Tagesetappe der insgesamt 185 Kilometer langen Wanderstrecke.
Doch die Düdelsheimer Gruppe hatte viele weitere Ideen: »Mit einem großen Pilgerstab wollten wir darauf hinweisen, dass unser Ort an diesem uralten Pfad von Mainz nach Fulda liegt«, berichtete Waldemar Bähr, Initiator der damaligen Aktivitäten in Düdelsheim.
Aufwendige Rundungen
»Für die Herstellung des langen Stabes begeisterte sich sofort unser Düdelsheimer Schreinermeister Reinhold Volz, der die Figur mit ihren aufwendigen Rundungen damals in vielen Arbeitsstunden gestaltete«, führte Bähr weiter aus.
Seit dem Tode von Volz übernimmt der Düdelsheimer Schreinermeister Klaus Eimer die Restaurierungsarbeiten, die durch die Witterung am Holz immer wieder entstehen.
Nun war eine sehr gründliche Überholung des Stabs notwendig geworden, der jetzt wieder an seinem Platz den Pilgern den Weg weist.
Genau gegenüber ist vor zwei Jahrzehnten auch das »Apfelstübchen« der Familie Borst entstanden, eine schmucke Übernachtungsmöglichkeit in einer alten Fachwerk-Hofreite nicht nur für Wanderer auf dem Pilgerweg.
Darüber hinaus waren und sind nach wie vor viele Düdelsheimer für den Pilgerweg sehr rührig: Die Beschilderung der Strecke rund um Düdelsheim hatte zunächst die Bonifatius-Gruppe ebenfalls übernommen.
Am »Goldborn« beim »Suder« wurden mit Unterstützung des Orleshäuser Steinmetzbetriebes Betz ein Tisch aus einer großen Basaltplatte und Bänke aufgestellt und an verschiedenen Stellen im Dorf originelle Holztafeln als Wegweiser angebracht.
Rund um den Düdelsheimer Hausberg »Steinern«, der auch an der Wanderroute liegt, wurden mithilfe der heimischen Landwirte im Streckenablauf dicke Basaltfindlinge aufgestellt, denn die erforderten schweres Gerät für Transport und Positionierung.
So bündelt der Bonifatius-Pilgerweg viele Kräfte im Dorf, die auch weiterhin aktiv sind. Seit mehreren Jahren hat nun der im Jahr 2011 gegründete Heimat- und Bürgerverein Düdelsheim die Aufgaben rund um die Bonifatius-Route in der Gemarkung übernommen und manche Aktivitäten noch ausgebaut.
Info: Benediktinermönch und Missionar
Bonifatius wurde zwischen 672 und 675 als Wynfreth in England geboren. Als 40-jähriger verließ der Benediktinermönch seine Heimat, um auf dem Kontinent den christlichen Glauben zu predigen und missionierte zusammen mit seinen Gefährten vor allem im späteren Hessen und Thüringen.
732 ernannte Papst Gregor III. Bonifatius zum Erzbischof. Im Jahre 746 wurde ihm das Bistum Mainz übertragen.
Im hohen Alter von etwa 80 Jahren begab sich Bonifatius noch einmal auf eine Missionsreise in den Norden nach Friesland. Am 5. Juni 754 wurde er dort in der Nähe von Dokkum von räuberischen Friesen erschlagen.
Ein Schiff brachte den Toten nach Mainz. Von seinem Bischofssitz aus überführte eine große Prozession den Leichnam nach Fulda, wo er seine letzte Ruhestätte fand, denn auf ihn geht die Gründung des Klosters Fulda zurück.