Run auf Feuerwerk: „Kann sein, dass am 30. alles weg ist“

Zwei Jahre durfte wegen der Corona-Pandemie an Silvester kein Feuerwerk abgebrannt werden. In diesem Jahr ist die Knallerei wieder erlaubt.
Nach zwei Jahren, in denen an Silvester wegen der Corona-Pandemie nicht geböllert werden durfte, scheint die Vorfreude auf das Feuerwerk am letzten Tag des Jahres heuer offenbar umso größer zu sein. Gestern war Verkaufsstart für Raketen und Knaller.
Bei Aldi in Schotten bildeten sich bereits kurz nach 8 Uhr ganze Menschentrauben. Die Nachfrage war groß. Auch im Herkules-Supermarkt in der Harb kamen die ersten Käufer bereits am frühen Morgen. Im Rewe-Markt in Niddas Kernstadt war die Nachfrage ebenfalls gut. »Das haben wir erwartet. Wir gehen davon aus, dass sich die Feuerwerksprodukte gut verkaufen«, sagte ein Mitarbeiter. Das Angebot habe sich im Vergleich zur Zeit vor Corona nicht geändert. »Das Sortiment ist identisch. Es ist auch von den gleichen Produzenten.«
Run auf Feuerwerk: Supermärkte sehr zufrieden
Wenn der Warenbestand in den Auslagen ausgedünnt sei, werde wieder nachgefüllt. »Feuerwerksprodukte dürfen nur bis zu einem bestimmten Gesamtgewicht im Verkaufsraum angeboten werden. Aber wir haben genug auf Vorrat gebunkert«, sagte der Rewe-Mitarbeiter.
Gut war die Nachfrage gestern auch im Edeka-Markt der Familie Kleemann in Schotten. »Es wird ständig gekauft«, berichtete Volker Kleemann. Er könne sich nicht beklagen. »Es kann schon sein, dass am 30. alles weg ist«, meinte der Markt-Betreiber. Allerdings habe er diesmal eine etwas kleinere Menge als vor der Pandemie geordert. Kleemann: »Die Kauflaune der Kunden war ja nicht absehbar. Viele Artikel nach Silvester wieder zu verpacken und zurückschicken, das wollten wir auch nicht.«
Bei den Herstellern der Feuerwerkskörper herrschte vor dem dreitätigen Verkauf Optimismus. Der Verband pyrotechnischer Industrie geht von einem Umsatz in Höhe von 120 Millionen Euro in Deutschland aus, so viel wie vor Corona. Allerdings sollten Feuerwerkskörper nur mit den entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen gezündet werden. »Sicherheit vor Spaß«, lautet die dringende Empfehlung des Verbandes. Laut einer aktuellen RTL-Umfrage freuen sich 85 Prozent aller Befragten auf ein Silvester mit Feuerwerk.
Feuerwerk im Fokus: Historische Altstadt ist tabu
Zu beachten sind auch Vorschriften oder Verbote in einzelnen Kommunen. So gibt es in vielen Großstädten häufig Bereiche, in denen kein Böller gezündet oder keine Rakete in die Luft geschossen werden darf. Auch in der Region darf nicht überall nach Lust und Laune geballert werden. In Schotten gibt es in der historischen Altstadt und im Alteburgpark ein Verbot. »Wir haben in den Stadtteilen viele Fachwerkhäuser, auch dort gilt ebenfalls ein Böllerverbot«, erklärte Artur Ruppel, der Leiter der Ordnungsabteilung. In Nidda gilt das ebenfalls. »Zum Jahreswechsel sind die historischen Gebäude durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern immer wieder gefährdet. Die Folgen eines Dachstuhlbrandes können gerade in den eng bebauten Ortskernen verheerend sein«, heißt es in einer amtlichen Bekanntmachung.
Die Behörden rufen zur Vorsicht beim Umgang mit Silvesterfeuerwerk auf. Hessens Gesundheitsminister Karl Klose (Grüne) weist auf schwere Verletzungen und Sachschäden hin, die immer wieder durch den Gebrauch von Knallkörpern und Raketen entstünden. Der Minister warnt insbesondere vor dem Kauf von illegal eingeführter Ware, Billigimporten und selbstgebasteltem Feuerwerk. Besonders gefährdete Körperteile seien Hände und Gesicht. Schäden für Gehör und Augen seien teilweise irreparabel. Regierungspräsidien warnen vor dem Kauf von Feuerwerk mit zweifelhafter Herkunft im Internet.
BUND fordert Verbot von Feuerwerk an Silvester
Viel weiter geht der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), der seit Jahren ein flächendeckendes, gesetzliches Verbot von privatem Feuerwerk fordert. Schwerstverletzte, riesige Müllberge, eine massive Schadstoffbelastung der Luft, Belastungen für Menschen mit Lungenerkrankungen, Lärmbelästigung, verängstigte Tiere sowie Belastungen von Rettungskräften und Krankenhäusern seien die Gründe dafür, teilt Landesvorstandsmitglied Dr. Werner Neumann (Altenstadt) mit. Insbesondere die Feinstaubbelastung steige in der Silvesternacht auf das Hundertfache an. »Der Qualm enthält gesundheitsschädigende Stoffe wie Schwermetalle, die Atemwegserkrankungen und sogar Krebs auslösen können«, sagt Neumann. Der BUND-Vorstand habe kein Verständnis dafür, dass das neue Jahr mit verletzten Menschen, Lärm, einer vergifteten Luft und 40 000 Tonnen Müll beginne - und dass die Menschen dafür über 100 Millionen Euro ausgäben. (Stefan Weil)
Die Feuerwehr rechnet zu Silvester mit deutlich mehr Einsätzen, Versicherer mit mehr Schäden.