Sanierung und Vogelschutz

Das Alte Rathaus am Bad Nauheimer Marktplatz wird aktuell saniert. Die Maßnahmen umfassen das Dach und den Glockenturm sowie die Fassade. Außerdem wird Platz für Gäste aus Afrika geschaffen: Nistmöglichkeiten für Mauersegler.
Peter Krank stellt klar: »Um der Verkehrssicherungspflicht nachzukommen, müssen die Arbeiten jetzt durchgeführt werden.« Und der Erste Stadtrat ergänzt: »Hierbei handelt es sich um einen Spagat zwischen Naturschutz und Denkmalschutz.« Von 1788 bis 1903 war das historische Gebäude Sitz der Gemeindeverwaltung von Bad Nauheim, die letzte Sanierung liegt mehrere Jahrzehnte zurück.
Als Rudi Nein, ehrenamtlicher Umweltschutzbeauftragter der Stadt, das Gerüst am Alten Rathaus entdeckte, kontaktierte er umgehend die zuständigen Mitarbeiter der Stadt und wies auf die dort Anfang Mai aus Afrika zurückkehrenden Mauersegler hin. Seit vielen Jahren nisten zahlreiche Brutpaare am Alten Rathaus.
Mauersegler sind eine Vogelart aus der Familie der Segler. »Nicht zu verwechseln mit den Schwalben«, sagt Rudi Nein. Während der Brutzeit von Anfang Mai bis Ende Juli benötigen sie eine geeignete Nistmöglichkeit. Ansonsten verbringen sie ihr Leben ausschließlich in der Luft. Dabei können sie sogar schlafen, indem eine Gehirnhälfte aktiv bleibt.
Rudi Nein erläutert: »Diese besonders schützenswerte Vogelart kommt nach ihrem Winteraufenthalt aus Afrika unter anderem zu uns nach Bad Nauheim, um zu nisten. Ich freue mich daher, dass dies auch künftig so sein wird und die Mauersegler spezielle Brutmöglichkeiten vorfinden werden, die am oberen Traufbereich des Mansarddaches installiert werden. Die Arbeiten müssen in diesem Bereich also bis Ende April fertiggestellt sein.« Aufgrund früherer Zählungen von Rudi Nein wurden über 40 Nester am Alten Rathaus erfasst.
Neues Schieferdach, frischer Anstrich
Die Schiefereindeckung des Gebäudes mit dem Uhrenturm muss erneuert werden. Mit der Firma Meyendriesch-Dach aus dem rheinland-pfälzischen Leideneck konnte ein auf Schieferdächer spezialisiertes Dachdeckerunternehmen gefunden werden, das in Abstimmung mit Corina Sauerwein von der Unteren Denkmalschutzbehörde die Arbeiten fachgerecht ausführt. Im Zuge der Sanierungsmaßnahmen werden außerdem die Fenster in den Gauben erneuert und die Fassade des Gebäudes erhält einen neuen Anstrich. Insgesamt investiert die Stadt rund 300 000 Euro.
»So wird dieses markante Gebäude bald wieder im alten Glanz erstrahlen«, sagte Erster Stadtrat Peter Krank. »Mein Dank gilt daher allen Beteiligten für die konstruktive Zusammenarbeit, sodass alle Belange berücksichtigt werden konnten.«
Kleinere Arbeiten am unteren Dach sowie die Malerarbeiten an der Fassade erfolgen noch im Monat Mai. Die brütenden Vögel werden hierdurch jedoch nicht beeinträchtigt und können ihre Nistplätze ungestört anfliegen.