Schleppender Saison-Beginn in Oberhessens Eiscafés

Mit dem Frühling kommt auch wieder die hohe Zeit der Eiscafés. Welche Neuheiten gibt es und was kostet das eisige Vergnügen? Diese Zeitung hat sich umgeschaut.
Was Otto Normalverbraucher im Supermarkt erlebt, macht auch den Eisdielen zu schaffen. Die Einkaufspreise für Sahne, Zucker und Milch haben sich teilweise verdoppelt und treiben so die Preise für das selbst gemachte Eis der Eisdielen in der Region in die Höhe.
U m die 1,50 Euro zahlt man derzeit für eine Kugel, das entspricht einer Erhöhung um etwa zehn Prozent. Im Vergleich zu den Preisen, die in den Großstädten aufgerufen werden, wo auf den Eisdielen eine noch höhere Miete lastet, ist das allerdings noch günstig.
Halten die Preise die Kundschaft fern? Ronny Mattiuz, Chef des Eiscafés Dolomiti in Nidda, spricht von einem schleppenden Einstieg in die Saison, das entspreche jedoch dem Trend der vergangenen Jahre. Die Sonne, bekanntermaßen der größte Anreiz, sich mit einem fein dekorierten Eisbecher an einen der Außentische des Eiscafés auf dem Marktplatz in Nidda zu setzen, habe sich bislang im April nur selten blicken lassen. Ronny Mattiuz und sein Team warten daher auf besseres Wetter, um richtig durchstarten zu können. »Ob in der Hochsaison die Lust auf Eis durch die erhöhten Preise gedämpft wird, wird sich noch zeigen«, sagt er.
Sortiment wächst und wechselt
Unabhängig von der Inflation wächst und wechselt das Sortiment der Eisdielen weiter. Neben den Klassikern Schokolade, Vanille und Erdbeere erfreuen sich Sorten wie Cookies und Salzkaramell in der Region seit einigen Jahren großer Beliebtheit. Ein garantierter Hit sind aber auch Kreationen aus Süßigkeiten wie Kinderschokolade, Bueno und Raffaello. Die größte Auswahl in der Eistheke findet man zwar erst im Sommer, experimentiert wird in den Eisdielen dennoch jetzt schon.
Simone Mura vom Eiscafé Zanardo in Schotten ist erst seit Februar in der Region im Geschäft. Nach einer Ausbildung in Hamburg und dem Betrieb eines Eiscafés in Baden-Württemberg weiß er, dass die Geschmäcker verschieden sind. Da gebe es schon Unterschiede, erklärt er. In Baden-Württemberg esse man zum Beispiel lieber Joghurt-Kirsch-Eis statt, wie in Hessen, Sahne-Kirsch-Eis. Außerdem gebe es deutliche Unterschiede zwischen den Generationen. »Jüngere Menschen sind experimentierfreudiger, sie probieren auch mal exotische Fruchtsorten wie Drachenfrucht und Guave aus oder bestellen mal eine Sorte wie Tiramisu oder Crème brûlée«, hat Simone Mura beobachtet.
Für die jüngsten Gäste dürfe es oft vor allem eins sein: bunt. Das Eiscafé Zanardo plant ein »Trolls«-Eis, inspiriert vom gleichnamigen Kinofilm, im Kindermenü soll es ein dazu passendes Spielzeug geben.
Viele Ideen kommen Simone Mura auch auf Urlaubsreisen, bei denen er neue Speisen, Früchte und Geschmäcker kennenlernt. Diese dann in eine Eissorte zu verwandeln und die Menschen auf den Geschmack zu bringen, ist wohl das beeindruckendste Kunststück eines Gelatieres.
Die Eisdielen entwickeln sich weiter und passen sich an die jüngeren Generationen an. Das ersetzt aber natürlich nicht das Spaghetti-Eis. Vielmehr geht es darum, die jungen Leute wieder in die Innenstädte zu locken. Das Eiscafé Dolomiti hat einen Instagram-Account, auf dem Ronny Mattiuz und sein Team die Stärken des Eiscafés präsentieren. Die Bilder von beladenen Fruchtbechern findet man so nicht mehr nur auf der Eiskarte im Café, sondern man bekommt durch Social Media bereits einen Vorgeschmack, wenn es um neue Sorten geht.
Im Eiscafé Zanardo setzt Simone Mura derzeit auf ein wöchentlich wechselndes Sortiment, das zum Wiederkommen und Ausprobieren animieren soll. Neue Ideen und das Know-how, diese umzusetzen, bekommt er unter anderem auf »Eismessen«, wo den Gelatieri neue Maschinen, Trends und Techniken vorgestellt werden.
Kreative Lösungen
Trotz steigender Preise und schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen haben viele Eisdielenbetreiber kreative Lösungen gefunden, um ihre Kunden zu halten und neue Kunden anzulocken. Die lokalen Eiscafés zeigen eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit und Entschlossenheit, ihre Gäste auch weiter mit selbst produzierten Köstlichkeiten zu beglücken. VON TABEA KARB
