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Bürger kämpfen ums Alte Schloss

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Die jahrelange Debatte um die Zukunft des Alten Schlosses Büdesheim steuert auf einen Höhepunkt zu: Die Gemeindevertreter treffen nächsten Donnerstag eine Entscheidung. Deshalb hat die Bürgerinitiative Pro Altes Schloss die Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses genutzt, um ihr eigenes Konzept vorzustellen – und Lösungsansätze zu bieten.

„Durch Weisheit wird ein Haus gebaut und durch Verstand erhalten“ – mit diesem Ausspruch beginnt die zwölfseitige Ausarbeitung der Bürgerinitiative (BI). Damit reagieren die Büdesheimer auf die Bitte einiger Ausschussmitglieder, ein Konzept vorzulegen, über das die Fraktionen vor der entscheidenden Abstimmung diskutieren können.

„Ziel unseres Konzeptes ist der Erhalt des Alten Schlosses mit vier zentralen Aspekten: sozialverträglicher Wohn- und Nutzraum, das Schloss als Begegnungsstätte der Generationen und Kulturen, als historischer Mittelpunkt von Büdesheim und möglicherweise mit einer temporären Gastronomie“, referiert Gernot Zehner von der BI. Eine Bebauung der angrenzenden Freifläche solle vermieden werden.

Auf den folgenden Seiten des Papiers werden die Verantwortlichen dann schon konkreter. „Die künftige Nutzung ist in der Anfangsphase stark auf das Erzielen von Mieteinnahmen ausgerichtet, um finanzielle Mittel zur Auflösung des Sanierungsstaus zu generieren“, heißt es.

Zunächst sei geplant, die fünf Wohnungen im Alten Schloss, soweit notwendig, zu renovieren und dann zu ortsüblichen Preisen zu vermieten. Auch die restlichen Flächen sollen vermietet werden. Die Bürgerinitiative kann sich im rechten Flügel des ersten Stocks eine Kanzlei oder Versicherung vorstellen, im rechten Flügel des Erdgeschosses könnte ein Kulturcafé einziehen. Ein weiterer Vorschlag, der Geld in die Kasse bringen soll: Etwa 20 der vorhandenen Parkplätze an Anwohner oder Nutzer des Schlosses vermieten.

Schöneck profitiert

Auch zum Thema Flüchtlinge haben sich die Büdesheimer Gedanken gemacht. „Im Gewölbekeller könnte man einen religionsübergreifenden Meditationsraum kostenfrei zur Verfügung stellen“, schildert Zehner. Derzeit habe die Gemeinde keine Möglichkeit, Muslime ihrem Glauben nachgehen zu lassen.

Voraussetzung für die Umsetzung des Konzepts sei die Gründung einer durch die Bürger finanzierten gemeinnützigen GmbH: Diese würde das Alte Schloss von der Gemeinde für einen festgelegten symbolischen Betrag langfristig pachten. Damit wäre die Gemeinde Eigentümer der Immobilie, die gemeinnützige GmbH Pächter und der Verein Rettung Altes Schloss Büdesheim für die Bewirtschaftung der freien Räumlichkeiten zuständig. Im Gegenzug kämen alle Einnahmen, die über die Verwaltungskosten hinaus gingen, dem Erhalt und der Sanierung des Gebäudes zugute. „So bleibt die Gemeinde Eigentümer und wird von künftigen Wertsteigerungen profitieren“, betont Zehner. Außerdem reduzierten sich so die Kosten für Pflege und Verwaltung des Objektes – oder entfielen sogar. „Hand in Hand schaffen wir das“, gibt sich Zehner sicher.

Bis zum Jahr 2025 saniert

Jürgen Vogel legt anschließend konkrete Zahlen auf den Tisch. „Mit unserem Konzept soll das gesamte Objekt mindestens 50 000 Euro Mieteinnahmen pro Jahr erzielen“, rechnet er vor. In der Kalkulation enthalten sind die Einnahmen durch die fünf Wohnungen, den Jugendclub sowie die Bücherei und die Parkplätze. Die Sanierungs- und Instandhaltungskosten hat die Bürgerinitiative mit rund 715 000 Euro veranschlagt: Allein auf die Fassade würden so etwa 340 000 Euro entfallen.

Die Lösung hierfür soll ein Zehnjahresplan sein, der fünf Jahre Sanierung und zehn Jahre Finanzierung und Abschreibung vorsieht. Damit könnte das Schloss laut der BI 2025 saniert und alle eventuellen Kredite getilgt worden sein. „Das Investitionsvolumen von etwa 715 000 Euro und zusätzliche 150 000 Euro Rücklagen sollen zu 60 Prozent durch die Mieteinnahmen, Zuschüsse und Sponsoren finanziert werden“, erklärt Vogel.

„Der Anteil der Gemeinde als Eigentümer würde zu Beginn 40 Prozent betragen, nach der ersten Sanierungsphase dann gar nichts mehr.“ Die jährliche Belastung, rechnet Vogel vor, lägen für die Gemeinde damit bei etwa 38 000 Euro – und würden somit gerade einmal 0,17 Prozent des Haushalts ausmachen.

Nun ist es an den Fraktionen, das Konzept der Bürgerinitiative bis zur Gemeindevertreterversammlung am kommenden Donnerstag zu beraten. Bürgermeisterin Conny Rück (SPD) zollt der Bürgerinitiative in jedem Fall Respekt für deren Vorschlag: „Sie haben sich damit wirklich viel Arbeit gemacht“, sagt sie anerkennend.

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