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Gegen gesellschaftliche Zwänge: Zwei Künstlerinnen zeigen ihre Werke

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Spaß ist garantiert: Die Künstlerinnen Margarete Rabow (von links) und Anne Schwarz.
Spaß ist garantiert: Die Künstlerinnen Margarete Rabow (von links) und Anne Schwarz. © LEIF PLATH

Verrückt, unangepasst, künstlerisch wertvoll: Die Künstlerinnen Margarete Rabow und Anne Schwarz zeigen ihre Werke in der Schönecker Kulturscheune. Neben einigen Plastiken sind auch Fotografien zu sehen, auf denen sich die Künstlerinnen selbst in Szene gesetzt haben. Und wie!

Fotos von Frauen in Unterwäsche. Bei diesem Satz ist der erste bildliche Impuls bei den meisten wahrscheinlich das Bild einer Frau, wie Heidi Klum sie gerne hat. Blutjung, an der Grenze zum Untergewicht und verführerisch in die Kamera blickend. Dass das aber längst nicht alles ist, was Wäsche und Frauen ausmacht, beweisen die beiden Künstlerinnen Margarete Rabow und Anne Schwarz in ihrer frisch eröffneten Ausstellung in der Kulturscheune Schöneck.

Titel und Motto des Projekts: „Von Schwellen und Schweinen“. Oder: „Worschtsupp – im Sud der Gesellschaft“. Etwa drei Jahre lang haben die beiden Frauen ihre Werke geschaffen, die nun gezeigt werden. Es soll zum Ausdruck gebracht werden, wie sehr sich jede einzelne Person bestimmten Erwartungshaltungen beugt und in verschiedene Rollen schlüpft.

Einfach natürlich

Neben Rabows Fotografien stellt Anne Schwarz ihre individuellen „Schweinehunde“ aus. Das sind kleine Büsten, für die sie Papiermaschee aus allen möglichen Materialien hergestellt hat. So erzählt sie zu einem erdfarbenen Wolpertinger mit Schweineohren und Hundeschnauze, dass die Farbe durch Holzspäne und handgeschöpftes Papier ganz natürlich entstanden sei. Natürlichkeit und Authentizität spielen im gesamten Kunstprojekt der beiden Frauen eine wichtige Hauptrolle. Weil ihr diese Attribute so wichtig sind, fotografiert Rabow ausschließlich analog.

Schätzen gelernt hat sie dieses klassische und charmante Medium schon am Anfang ihrer Karriere. In Wien studierte Sie bei der namenhaften Friedl Kubelka, die „digitale Kameras strengstens verboten hat“, wie ihr ehemaliger Kommilitone Felix Stent berichtet, der die Vernissage am vergangenen Freitag besuchte. Rabow selbst bestätigt die Regel lachend. Trotzdem erklärt sie, dass sich dieses Dogma auch für sie als sinnvoll erwiesen hat.

Die kleinen Härchen und Fussel auf den entwickelten Bildern sind unbedingt gewollt. Der Grünstich wurde im Labor mit Absicht zugelassen, und dass die Belichtung nach heutigen Werbestandards auch nicht immer perfekt sitzt, mache den rohen Charakter der Bilder aus. Auf nahezu allen Fotos ist beim genauen Betrachten außerdem das Selbstauslöser-Kabel zu sehen, welches von der Hand einer der beiden Künstlerinnen zur Kamera führt, denn Schwarz und Rabow waren stets Modell und Direktoren in einem.

Lustig und nicht ernst

In der Kulturscheune findet die ausdrucksstarke und eigensinnige Kunst genau die richtige Raumgröße. Alle Werke sind kompakt beisammen und wirken als ein großes Ganzes. Die Vorsitzende der Kunstwerkstatt Schöneck-Nidderau Bettina Pfeifer ist zufrieden. Sie will hier nicht die tausendfach gesehene „übliche Toskanalandschaft“, sondern Kunst, die für sich steht.

Michael Schenk aus Schöneck ist als Besucher ebenfalls nicht gelangweilt. Die Ausstellung sei an vielen Stellen auch lustig. „Die beiden nehmen sich nicht so bierernst, wie man es von anderer Kunst kennt.“ Dass beweisen alleine schon die herzhaft lachenden Gesichter der Frauen auf fast allen Bildern.

Termine und Zeiten

Wer sich die rebellischen und humorvollen Werke selbst anschauen will, kann das noch am 8. und 9. September zwischen 15 und 18 Uhr in der Kulturscheune Schöneck tun.

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