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Schönheiten einer Epoche

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Vielseitige Objekte: Paris, Wien, London und Deutschland sind Stationen der Stilwende auch in der Grafik. © Hanna von Prosch

»Vom Staube befreit sind Raum und Objekte«, könnte man frei nach Goethe titeln, nachdem der zweite Teil der Geisler-Sammlung nun endlich gezeigt werden kann. Rund 400 Exponate warten auf alle, die sich von der Schönheiten der Zeit um 1900 hinreißen lassen wollen. Sammler Manfred Geisler und Hiltrud Hölzinger vom Jugendstilverein Bad Nauheim haben Hunderte unbezahlbarer Stunden geplant und kräftig angepackt, damit zum Start des Jugendstilfestivals alles fertig ist.

Der Staub hat alles durcheinandergewirbelt: Eigentlich sollte die Ausstellung »Stilwende 1900« schon Ende April gezeigt werden, aber eine unvorhergesehene Staubentwicklung, die durch Bauarbeiten im Untergeschoss des Badehauses entstand und bis in die kleinsten Ritzen zog, machten etliche Räume unbegehbar.

Nun kann endlich der zweite Teil der Geisler-Sammlung gezeigt werden kann. Rund 400 Exponate insbesondere Glas, Schmuck, Metallobjekte und Grafiken warten auf Besucher.

Sammler Manfred Geisler und Hiltrud Hölzinger vom Jugendstilverein haben Hunderte Stunden mit der Planung und dem Aufbau der Ausstellung zugebracht. Geisler lässt aktuell noch ein paar Rückwände für Vitrinen bauen, damit die Exponate besser zur Geltung kommen.

Er hat den Überbau der Badewannen gestrichen, die Beleuchtung bestellt und den Text für die Tafeln und das Ausstellungsbuch geschrieben. Jedes Objekt arrangiert er sorgfältig im jeweiligen Themen-Raum und prüft die Beschriftung. Die Stilwende stellt er in den wichtigsten europäischen Regionen und ihre Facetten in Secession, Art Nouveau und Liberty Style dar.

Hölzinger behauptet von sich, sie habe den Jugendstil im Blut und nicht nur, weil sie die meiste Zeit damit zubringt, die Druckwerke und Plakatwände für die Ausstellung zu gestalten. Sie packt auch an, wo es nötig ist, und das ist es an allen Enden.

Langfristig in Bad Nauheim?

Dass Geisler auf Bad Nauheim aufmerksam wurde, sei ein Glücksfall gewesen. Die Vielseitigkeit der Sammlung eröffne langfristig Perspektiven. Anfragen zum Austausch gebe es bereits. Dass die umfangreiche Sammlung des Kölners dauerhaft in Bad Nauheim bleiben kann, werde in Verein, Stiftung und Stadt weiter verfolgt, bestätigt auch der 1. Vorsitzende des Jugendstilvereins und Vorsitzende des Beirats Stiftung Sprudelhof, Gerhard Bennemann.

Der Vorstand des Jugendstilvereins macht sich auch schon Gedanken, wie das Badehaus 3 nach der baulichen Sanierung gestaltet werden könnte. »Wir haben noch Jugendstilmöbel mit denen wir einen Wohnraum einrichten könnten, vielleicht mit Original Bad Nauheimer Bildern aus dieser Zeit. Aber die Möbel müssen aufgearbeitet werden, wozu man jemanden finden muss, der das kann. Und wir brauchen das nötige Geld, sprich Spenden, dafür«, sagt Bennemann. Vielleicht könne man auch einige Wandmalereien wieder im Originalton erlebbar machen.

Doch zunächst widmet er sich der etwa 15-köpfigen Modegruppe, die er in den Verein integrieren möchte. »Das ist immer der Hingucker. Damit können wir auf uns aufmerksam machen, um junge Aktive und neue Mitglieder zu gewinnen«, meint der rührige Vorsitzende. Angefangen hatte die Modegruppe mit einer Schulaktion, bei der Marion Dierschke Kleider schneiderte. Jetzt hat sie einen großen Kleiderschrank voll. »Den Inhalt werden wir übernehmen und einen Fundus vor allem für junge Leute und Kinder aufbauen. Es wäre auch gut, wenn wir die Schnittmuster abkaufen und für neue Kreationen zur Verfügung stellen könnten«, ist sein Plan.

Mit der Ausstellung »Stilwende 1900« wird am Freitag, 9. September im Badehaus 3 das diesjährige Jugendstilfestival eröffnet. Die Ausstellung mit Objekten aus der Sammlung Manfred Geisler ist für die Öffentlichkeit ab Samstag zu sehen. An diesem Wochenende wird auch wieder die Modegruppe flanieren.

Etwa 15 Personen laufen bei Festen und am Festivalwochenende im Kleidungsstil der Zeit um 1900 durch Bad Nauheim. Die Erwachsenen nähen ihre Kleider und Anzüge selbst oder lassen nähen. »Da es kaum mehr Modistinnen gibt, muss man oft weit suchen, um den passenden Hut kreieren zu lassen. Meine Frau lässt sich gerade einen neuen Hut machen, dafür wird das Stroh zuerst in dunkelrosé eingefärbt«, erzählt Bennemann.

Da sich die rund 25 Aktiven von 400 Mitgliedern beim Jugendstilfestival an zwei Orten aufteilen müssen, wird es diesmal nur einen Informationsstand in der Trinkkuranlage ohne Verkauf geben.

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Hiltrud Hölzinger und Gerhard Bennemann, im klassischen Frack der Stilwende, präsentieren auf zahlreichen Tafeln Informationen zu den neun Themenbereichen der Ausstellung. © Hanna von Prosch
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Frauendarstellungen und florale Motive sind Blickfang in Glas, Schmuck und Metallen. © Hanna von Prosch

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