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Schottener Waldwirtschaftsplan weist 160 000 Euro Überschuss aus

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Viele Wege im Schottener Stadtwald sind auch in diesem Jahr von aufgestapelten Käferholzstämmen gesäumt. © Stefan Weil

Der Waldwirtschaftsplan 2023 für den Schottener Stadtwald ist erneut mit einem dicken Fragezeichen behaftet. Grund: die nicht vorhersehbare Entwicklung der Witterung und die Folgen durch Borkenkäferbefall.

Sollte es im kommenden Jahr einen ähnlich trockenen Sommer wie 2022 geben, könnte ein Großteil der Planungen für die Bewirtschaftung des Schottener Stadtwaldes obsolet werden.

Dies erklärte Forstamtsleiter Axel Norgall bei der jährlichen Präsentation der Planzahlen im Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft, Forsten und Energie und verwies auf die vergangenen drei Jahre.

Statt des im Planungsrahmen vorgesehenen durchschnittlichen Hiebsatzes von 4700 Festmetern Nadelholz und 750 Festmetern Laubholz wurden 2019, 2020 und 2021 jeweils zwischen 12 000 und 22 000 Festmeter eingeschlagen.

In den vergangenen acht Jahren wurden 73 500 Festmeter eingeschlagen. »Das ist fast der doppelte Hiebsatz wie langfristig geplant gewesen«, so Norgall. In diesem Jahr werden es rund 13 000 Festmeter sein, das meiste davon erneut Kalamitätsholz, das durch den Befall des Borkenkäfers abgestorben, aber noch gut verwertbar ist.

Besonders betroffen davon ist bekanntlich die Fichte. »Die vergangenen Jahre brachten erhebliche Bestandseinbrüche«, verdeutliche Norgall die Situation. Bei der Planung für 2023 ist ein erneuter Käferbefall bereits einkalkuliert. »Zahlreiche Borkenkäfer überwintern im Boden. Wir müssen abwarten, wie sich - je nach der Wetterlage - die Populationen entwickeln. Der Waldwirtschaftsplan ist ein Spiegel der erwarteten Kalamität«, erklärte Norgall. So seien bei der Fichte nur fünf Prozent Frischholzeinschlag geplant, der Rest erwartetes Kalamitätsholz.

Holzverkauf wichtigstes Standbein

Kurzfristig erwachsen daraus Einnahmen - so die Planung - in nicht unbeträchtlicher Höhe für die Stadt Schotten, wie der Forstamtsleiter vermerkte. So ist ein Überschuss von rund 160 000 Euro kalkuliert. Einem kalkulatorischen Aufwand in Höhe von rund 360 000 Euro steht ein Ertrag von 520 000 gegenüber.

Die geplanten Einnahmen fußen im Wesentlichen auf dem Holzverkauf, der mit einem Betrag von knapp 490 000 Euro angesetzt ist. Das entspricht 94 Prozent der Erlöse. Geplant ist der Einschlag von 8000 Festmetern, davon 80 Prozent Fichte und 20 Prozent Laubhölzer.

Der überwiegende Anteil soll Stammholz sein, etwa ein Fünftel Industrieholz, 400 Festmeter Brennholz (nur Laubholz) und ein kleiner Anteil Energieholz zum Hacken (ca. 90 Festmeter).

Abzüglich eines nicht verwertbaren Teils sollen 7300 Festmeter vermarktet werden. Dafür ist seit vergangenen Jahr die neue Forstwirtschaftliche Vereinigung Vogelsberg Burgwald GmbH zuständig. Zu den Einnahmen kommen noch Erträge aus Vermietungen und Verpachtung (8000 Euro) sowie aus öffentlichen Förderungen (23 000 Euro).

Dickster Brocken bei den Kosten ist wie üblich der Holzeinschlag, der maschinell mit Harvester-Maschinen oder in Handarbeit mit der Motorsäge von privaten Unternehmern vorgenommen wird.

Dafür sind rund 163 000 Euro und damit fast die Hälfte der kalkulierten Kosten veranschlagt. Rund 110 000 Euro sollen investiert werden in die Verjüngung.

Fichte hat immer noch Berechtigung

Das umfasst neben der Vorbereitung der Flächen, dem Ankauf und dem Setzen der Pflanzen in den Waldboden auch die regelmäßige Pflege der Pflanzbereiche sowie die Schutzmaßnahmen gegen Wildverbiss in Form von Zäunen oder Einzelschutzvorrichtungen, die allein mit rund 12 000 Euro zu Buche schlagen.

Im Rahmen von Nachbesserungen bereits bepflanzter Flächen und Neupflanzungen sind für ein Areal von insgesamt 18 Hektar 25 000 junge Bäumchen vorgesehen, betonte Norgall. Zwei Drittel davon entfallen auf die Nadelhölzer Douglasie, Fichte Weißtanne und Lärche. Als Laubbaumarten sind Buche, Spitzahorn, Erle und Linde vorgesehen.

»Die schnellwachsende Fichte mit ihrem gut verwertbaren Holz hat nach wie vor in höheren Lagen wegen der dort größeren Feuchtigkeit ihre Berechtigung«, betonte der Forstamtsleiter.

»In den vergangenen 20 Jahren war sie aus finanzieller Sicht der Erfolgsgarant im Schottener Stadtwald. Eine Fichte, die heute in den geeigneten Lagen gepflanzt wird, wird in den nächsten 30 Jahren nicht absterben.« Eine Fichte bringe auch deutlich höhere Erträge als Laubbäume.

Steigen werden im kommenden Jahr die Kosten für die Beförsterung, die Betreuung des Schottener Stadtwaldes durch das Forstamt. Einkalkuliert sind hierfür 41 000 Euro statt 31 000 Euro in diesem Jahr.

Der seitherige Betrag war aber durch eine vor drei Jahren erlassene Rabattverordnung der hessischen Landesregierung reduziert, wie der Forstamtsleiter erläuterte.

Die Ausschussmitglieder stimmten dem vorgelegten Entwurf des Waldwirtschaftsplans 2023 einstimmig zu. Endgültig beschließen müssen die Stadtverordneten am 8. Dezember das Zahlenwerk.

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