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Schottens Bürgermeisterin Susanne Schaab hört auf

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Susanne Schaab wird nicht für eine vierte Amtszeit als Bürgermeisterin kandidieren. © Stefan Weil

Der 15. März 2024 wird in Schotten für eine Zäsur sorgen. Dann wird Bürgermeisterin Susanne Schaab (SPD) ihren letzten Arbeitstag in der Stadtverwaltung haben. Die 58-Jährige erklärt am Dienstag, dass sie keine vierte Amtszeit anstrebt.

Schottens Bürgermeisterin Susanne Schaab hört auf. Die Sozialdemokratin, die seit 2006 Chefin im Rathaus ist, sieht nach 18 Jahren als Leiterin der Verwaltung und zehn Jahren ehrenamtlicher Arbeit in der Kommunalpolitik die Zeit gekommen, sich anderen Dingen zu widmen.

Künftig sollen Familie, Freunde und private Interessen im Vordergrund stehen. »Ich möchte mehr Zeit für all die Dinge haben, die in den vergangenen fast zwei Jahrzehnten zu kurz gekommen sind«, sagt Schaab am Dienstag im Kreis der beiden Vorsitzenden der Schottener SPD, Jennifer Zimmermann und Ronny Mohr, und des Fraktionsvorsitzenden Ewald Appel. »Ich werde daher nicht ein viertes Mal für das sehr zeitaufwendige Amt kandidieren«, kündigt Schaab an.

Die Arbeit an der Spitze einer Stadtverwaltung sei eine Herausforderung. »Es gibt Baustellen und Projekte, die sich über längere Zeit hinziehen. Außerdem immer wieder kurzfristig neue Aufgaben und Probleme, wie zum Beispiel die Unterbringung von Flüchtlingen«, sagt Schaab. Andererseits sei das Amt spannend, interessant und vielfältig. »Man hat viel mit Menschen zu tun und lernt jeden Tag dazu«, findet sie. Die Aufgaben könne man aber nur im Team schaffen: Die Verwaltung mit 140 Beschäftigten sei zu einem mittelständischen Unternehmen herangewachsen.

Vielfältige Aufgaben

Der Aufgabenbereich sei umfangreich. 90 Kilometer Straßennetz, 250 Kilometer Trinkwasser- und Abwasserleitungen, 160 Gebäude, die Öffnungszeiten des Bürgerbüros und die Kinderbetreuung nennt Schaab als Beispiele. »Das alles zu bewältigen, verlangt viel Können und Engagement«, betont die Sozialdemokratin

Bedeutend seien die Förderprogramme Ikek-Dorferneuerung und Innenstadtentwicklung in der Kernstadt. »Die Projekte konnten wir nur dank der Fördergelder und - in den Stadtteilen - des großen Engagements der Bürger stemmen. Es hat sich in den vergangenen zehn Jahren viel getan«, betont Schaab. Dank der Förderungen seien auch viele private Projekte realisiert worden. Mohr nennt in diesem Zusammenhang das Stadtbild Schottens mit modern gestalteten Plätzen und dem neuen Erscheinungsbild der mittleren Vogelsbergstraße.

Mit dem Vulkaneum und Infozentren in Schotten und auf dem Hoherodskopf sei die touristische Infrastruktur gewachsen. »Das hat auch viele Investitionen von Betrieben angestoßen«, betont Schaab. Davon könnten die Einheimischen profitieren. »Wer Wandern, Radfahren, Skifahren oder Segeln möchte, kann das vor der Haustür tun«, unterstreicht sie. Schotten biete auch gute Voraussetzungen zum Wohnen - nicht zuletzt wegen des bezahlbaren Wohnraums und der vergleichsweise günstigen Grundstücke. Das habe sich auch beim Neubaugebiet »Breungeshainer Weg« gezeigt. »Dort haben junge Familien aus Schotten und etwa genauso viele Auswärtige - vornehmlich aus dem Rhein-Main-Gebiet - sich einen neuen Lebensmittelpunkt geschaffen«, sagt die Bürgermeisterin.

Ein komplexer Bereich sei die Kinderbetreuung. Mittlerweile gebe es in fast allen städtischen Kitas eine Ganztagsbetreuung mit gutem Personal. Das sei im Vogelsbergkreis nicht selbstverständlich. »Wir haben viel in die Ausbildung der Fachkräfte investiert«, betont die Rathauschefin. Das bleibe auch für ihren Nachfolger eine wichtige Aufgabe.

Noch keine Kandidaten in Sicht

Beim Blick auf den Einzelhandel versprüht die Bürgermeisterin keinen Optimismus. »Die Leerstände werden sich nicht mit den Modellen der Vergangenheit beseitigen lassen. Das ist dem modernen Kaufverhalten geschuldet«, sagt sie. Allenfalls kleine Nischengeschäfte hätten noch eine Chance, merkt Mohr an. Als »schmerzhaftes Dauerthema« bezeichnet Schaab den Breitbandausbau. »Der ist komplett dem privaten Markt überlassen. Die Stadt kann nur vermitteln«, beklagt sie.

Die Frage, wer sich um die Nachfolge von Schaab bewirbt, ist noch völlig offen. In den Reihen der Sozialdemokraten hat es eine erste Sondierung gegeben, aber ohne greifbares Ergebnis, berichten Zimmermann, Mohr und Appel. Ähnlich sieht es bei der CDU aus. »Es ist noch alles offen, was eine mögliche Kandidatur betrifft«, teilt Vorsitzender Hans-Jürgen Jochim auf Anfrage mit. Überrascht ist der stellvertretende Fraktionschef Tobias Heusohn: »Ich hatte angesichts der Landesgartenschau 2027 und des interkommunalen Gewerbegebiets in Harb damit gerechnet, dass Susanne Schaab weitermacht. Dass sie sich anders entschieden hat, muss man auf jeden Fall respektieren.«

Dreimal setzte sich Susanne Schaab bei der Bürgermeisterwahl in Schotten durch. 2005 gewann sie relativ knapp mit 52,9 Prozent der Stimmen gegen den CDU-Bewerber Ernst Bünzel. Sechs Jahre später holte Schaab 55,8 Prozent, als sie Stefan Endisch und Bernd Buchner hinter sich ließ. 2017 errang sie als einzige Kandidatin 70 Prozent der Stimmen. Die Volljuristin war vor ihrer Wahl zur Bürgermeisterin fünf Jahre lang SPD-Fraktionsvorsitzende in der Stadtverordnetenversammlung.

Auch auf Landesebene hat sie sich Reputation erworben. Am 28. August 2018 berief sie der damalige Spitzenkandidat der Sozialdemokraten für die Landtagswahl, Thorsten Schäfer-Gümbel, als Beauftragte für den ländlichen Raum in sein potenzielles Regierungsteam.

Susanne Schaab wirkt in zahlreichen Gremien des Vogelsbergkreises mit. Sie ist Mitglied im Kreistag und stellvertretende Vorsitzende der SPD. Sie gehört darüber hinaus unter anderem der Steuerungsgruppe der interkommunalen Landesgartenschau 2027 und dem Vorstand des Zweckverbandes interkommunales Gewerbegebiet Oberhessen an.

Wer die Nachfolge von Susanne Schaab antritt, entscheidet sich voraussichtlich am 8. Oktober, wenn auch der neue Landtag gewählt wird. VON STEFAN WEIL

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