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Schwangere und Neugeborene ins rechte Licht gerückt

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Eine große Auswahl von Kleidern in verschiedenen Farben hält Katharina Herzen für ihre Kundinnen bereit. © Oliver Potengowski

Ihre Fotomodelle sind nicht alltäglich, und Katharina Herzen tut alles dafür, dass die Aufnahmen etwas Besonderes werden. Die Niddaerin fotografiert Schwangere und Neugeborene.

W er nur ein paar Bewerbungsfotos haben möchte, ist bei Katharina Herzen falsch. Auch Anfragen für Hochzeitsfotos lehnt sie in der Regel ab. Denn Herzen, die sich ihr Handwerk selbst beigebracht und über Workshops erlernt hat, fotografiert nur schwangere Frauen und Neugeborene.

Der unscheinbare Gewerbebau am Ende einer Sackgasse ist nicht leicht zu finden. Nicht einmal ein Schild, das darauf hinweist, dass dieses kurze Straßenstück noch die zur Hauptstraße gehört, hat Nidda spendiert. Für die meisten Unternehmer wäre das Objekt unattraktiv. Laufkundschaft verirrt sich nicht hierher. Doch an diesen Kunden orientiert sich die Fotografin auch nicht. Katharina Herzen befürchtet im Gegenteil, dass sie mit einem Studio in prominenterer Lage immer wieder durch spontane Anfragen, etwa wegen Passfotos oder Events, von der Arbeit abgehalten würde. Und diese Art der Spontanität passt nicht zu ihrer Arbeit.

»Ich bin Perfektionistin«, betont sie mehrfach im Gespräch. »Unvorbereitet gehe ich in nichts rein.« Dementsprechend bekommen ihre Kundinnen, die sich in der Schwangerschaft oder ihr neugeborenes Kind fotografieren lassen wollen, schon auf Herzens Internetseite detaillierte Angaben. »Ich führe und leite meine Models und bestimme alles«, erläutert die Fotografin, dass ihr absolute Kontrolle bis zur letzten Haarsträhne für perfekte Fotos wichtig ist. »Trotzdem geht keiner hier unglücklich raus.« Denn schließlich kamen ihre Kundinnen ja zu ihr, um sich oder ihre Kinder in einem sehr knappen Zeitfenster von wenigen Wochen fotografieren und den besonderen Zauber dieser Lebensphase einfangen zu lassen. »Die Frauen wollen gut aussehen.« Und es ist der Fotografin im Wortsinne Herzenssache, ihre Modelle ins rechte Licht zu rücken. Dazu hat sie eine große Auswahl verschiedener Requisiten, die sie mit viel Akribie zusammengesucht hat.

Fotosession vorab besprechen

Allerdings sollten Kundinnen sich schon vor dem Termin Gedanken machen, mit welchen Accessoires sie in welchem Stil fotografiert werden wollen. Ein 15- bis 30-minütiges Telefongespräch und Beispielbilder bieten Orientierung. »Sich hier zu entscheiden, würde nicht funktionieren«, ist Herzen sicher. »Da würden wir sieben Stunden hier sitzen.« Zeit, die sie lieber für die perfekte Inszenierung nutzt. Denn bei ihren Fotos achtet sie darauf, unvorteilhaftere Körperpartien nicht zu betonen. Dabei haben sehr schlanke Frauen oft größere Probleme, dass sie auf den Bildern nicht gut genug aussehen könnten. Doch Herzen achtet darauf, dass alle auf den Fotos gut wirken. »Wenn ich den Frauen die Bilder zeige, wundern die sich und sagen, ›ich wusste gar nicht, dass ich so gut aussehe‹.«

Katharina Herzens Weg zur Profifotografin war nicht geradlinig. Zwar wünschten sie und ihre Schwester sich schon als Teenager eine Digitalkamera von ihrem Vater. Die Schwestern hatten sehr genaue Vorstellungen, welches Modell es sein soll. Die Kamera hat Katharina Herzen heute noch. Doch mit Fotografie Geld zu verdienen, schien ihr zunächst zu unsicher. Daher absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau.

Als sie mit ihrer ersten Tochter schwanger war und nicht mehr arbeiten konnte, sah sie die Chance, ohne großes Risiko, den Schritt zur Profifotografin zu wagen. Sie kaufte sich eine digitale Spiegelreflexkamera. Ein hochwertiges Objektiv schenkte ihr ihr Vater.

Zwar fotografierte sie anfangs auch die eine oder andere Hochzeit. Doch in schwangeren Freundinnen und deren Neugeborenen fand sie schnell die Motive, die ihre Arbeit bestimmen. Katharina Herzen investiert seitdem stetig in Studioausstattung, Requisiten und vor allem Fortbildung. Workshops mit internationalen Fotografen, bei denen Tagesseminare mehrere hundert Euro kosten, seien nötig, um aktuelle Entwicklungen von Stil und Technik nicht zu verpassen.

Hohe Ansprüche an sich selbst

»Ich bin nie mit mir zufrieden«, betont Katharina Herzen. »Je weiter ich komme, desto mehr will ich.« Durch die intensive Zeit, die sie mit ihren Kundinnen und deren Kindern verbringt, entstehen auch persönliche Beziehungen. Entsprechend gibt es in ihrem Portfolio auch Fotoaufnahmen, die werdende Mütter oder das jüngste Familienmitglied im Kreis älterer Geschwister und mit dem Vater zeigen.

Inzwischen fotografiert sie immer öfter den »Cake-Smash«. Zu ihrem ersten Geburtstag kommen die Kinder dann mit ihrer Geburtstagstorte ins Studio. Wenn sie dort davon naschen, entstehen lustige Bilder, an deren Gestaltung Eltern, Kinder und Fotografin gleichermaßen Spaß haben.

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Geduld und der Blick für den richtigen Moment sind neben einer sorgfältigen Inszenierung für das perfekte Neugeborenenfoto notwendig, erklärt die Niddaer Fotografin Katharina Herzen. © Oliver Potengowski

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