Sehnsucht nach regem Dorfleben: Hütter Hirsche fördern Gemeinschaft

Andernorts müssen Vereine wegen Nachwuchsproblemen ihre Tätigkeit einstellen. In Glashütten dagegen gründet sich ein neuer: Der Kulturverein Hütter Hirsche will für mehr Gemeinschaft sorgen.
Glashütten (red). Die Kultur bewahren und fördern, das haben sich die »Hütter Hirsche« auf die Fahnen geschrieben. Während reihenweise Vereine ums Überleben kämpfen, haben sich engagierte Ehrenamtler aus Glashütten und Umgebung zusammengeschlossen, um einen Verein für Jung und Alt zu gründen.
»Wir möchten uns in der Gemeinde einbringen und dafür sorgen, dass wieder mehr vor Ort angeboten wird«, sagt der Vorstand um Jan Eric Höhl.
Der Kreis-Anzeiger sprach mit dem ersten Vorsitzenden über die Motivation für die Gründung, die Ziele der Hütter Hirsche und das Apfelfest, die erste geplante Veranstaltung des jungen Vereins, die am 14. Oktober stattfindet.
Herr Höhl, wann und wie kam die Idee, einen neuen Verein aus der Taufe zu heben?
Jan Eric Höhl: Die Idee gibt es schon seit mehreren Jahren. Mein Stellvertreter Timo Lofink und ich haben immer wieder mal von einem Kulturverein gesprochen, der völlig losgelöst von allen anderen Vereinen neu gegründet werden sollte. Beim gemütlichen Zusammensein in der Dorfkneipe wurden schon Pläne gemacht, wie der Verein aussehen könnte und was er vertreten soll. Irgendwann haben wir angefangen, mit anderen Leuten darüber zu reden, die sich auch dafür interessieren könnten.
In wie waren dann die Reaktionen?
Höhl: Der Anklang war dann groß genug für uns, dass wir gesagt haben: »Lass es uns machen.« Nachdem wir eine Gruppe interessierter Menschen zusammen hatten, trafen wir uns mit einer Vorlage einer Satzung in der Gartenhütte meiner Eltern in Glashütten und sprachen alle Punkte durch, die wir angehen und beachten wollten. Somit wurde dann der Kulturverein Hütter Hirsche gegründet.
Woher stammt der Name Hütter Hirsche?
Höhl: Das ist der »Dorfname« der Glashütter. So wie die Gederner die »Laabhanse« sind, sind wir die »Hütter Hirsche«. Ein alter und langjähriger Bewohner von Glashütten hat uns erklärt, dass die Glashütter sogenannt wurden, weil sie früher so schnell wie ein Hirsch waren, egal ob vorwärts oder rückwärts - und sie gingen keiner Geselligkeit aus dem Weg. Ob das stimmt, wissen wir nicht, aber es ist ein schöner Gedanke.
Wie viele Mitglieder hat der junge Verein bereits?
Höhl: Zu unserem achtköpfigen Vorstand kommen derzeit weitere 20 Mitglieder, die schon bei uns mitmachen wollen. Weitere haben schon ihr Interesse bekundet und befinden sich in Anmeldung. Sobald unsere Online-Registrierung funktioniert, werden wir tatkräftig mit der Werbung beginnen.
Und wer darf überhaupt bei den Hütter Hirschen mitmachen?
Höhl: Mitmachen darf jeder, der Lust darauf hat, etwas in Glashütten und der Umgebung auf die Beine zu stellen. Wir wollen alle Altersklassen - und vor allem Familien - ansprechen und mit ins Boot holen. Unser Wunsch ist es eine große Gemeinschaft an interessierten Menschen entstehen zu lassen, die die Attraktivität des Lebens in der Region noch weiter erhöhen. Lediglich der Bezug zur Region und das Interesse an der Gemeinschaft müssen vorhanden sein. Wir versuchen hier, mit der Zeit zu gehen und alle Menschen zu erreichen. Wir bedienen deshalb nicht nur Social-Media-Plattformen sondern auch die Printmedien oder Info- und Mitgliederveranstaltungen vor Ort.
Andere Vereine sorgen sich ums Überleben, finden keine Ehrenamtlichen mehr, Sie gründen einen neuen Verein: Wie schwer war es, Menschen zu finden, die Verantwortung übernehmen wollen?
Höhl: Es war tatsächlich nicht schwer. Alle, die bei uns mitmachen, sind der Auffassung, dass wir das Dorfleben etwas fördern und das Leben in der Region durch verschiedene Angebote attraktiv machen müssen. Einige unserer Mitglieder sind Fußballer, die mittlerweile aus dem besten Fußballalter raus sind und Familien gegründet haben. Und die wollen sich auch dafür einsetzen, ein breiteres Angebot für ihren Nachwuchs zu schaffen. Wichtig ist jetzt, dass wir viele weitere Mitglieder finden und zwar am besten mit Partner beziehungsweise Partnerin oder mit der ganzen Familie. Wenn wir ein Fest veranstalten, sollen alle Freunde und Familien zusammenkommen. Die Arbeit vor, während und nach dem Fest soll Spaß machen und keine Last sein. So wollen wir die Motivation auch über einen langen Zeitraum hochhalten. Übrigens, das wollen wir betonen: Man muss kein Glashütter sein, um mitzumachen. Wirklich jeder ist willkommen.
Was sind die Ziele des Vereins? Und wie sollen die erreicht werden?
Höhl: Das größte Ziel des Vereins ist die Förderung des Dorflebens in Glashütten und Umgebung. Viele gerade junge Menschen ziehen in die Städte, da auf dem Land zu wenig geboten wird. Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass die Bürger regelmäßig Veranstaltungen geboten bekommen, die von Jung bis Alt alle Menschen zusammenbringen.
Wie wollen Sie dieses Vereinsziel erreichen?
Höhl: Das wollen wir vor allem mit »hochwertigen«, neuen Veranstaltungsideen verwirklichen. Vieles ist schon auf dem Papier und muss geplant und bewertet werden. Ich könnte mir auch vorstellen, dass wir in Zukunft wieder eine große Kirb abhalten, die über mehrere Tage geht und einige alte und neue Traditionen wieder hervorbringt. Ebenso ist uns das Erhalten der Kneipen und Restaurants und sonstiger kultureller Orte in den Dörfern sehr wichtig. Hierfür sind wir ebenfalls für Kooperationen und Ideen offen und stehen auch künftig helfend Interessierten zur Seite.
Es gibt bereits eine erste geplante Veranstaltung, ein Apfelfest. Woher kam diese Idee? Was hat es damit auf sich, und was ist genau vorgesehen?
Höhl: Auf die Idee des Apfelfestes kam unser Schriftführer Olof Göbel bei unserer ersten Mitgliederversammlung unter einem Apfelbaum im Garten meiner Eltern. Wir stellen uns dabei ein Fest vor, bei dem wir verschiedene Produkte aus den Äpfeln der Region vorstellen und anbieten wollen. Es gibt ein Rahmenprogramm mit Apfelernte, Saftpressen, Hüpfburg und Bastelecke für Kinder. Flyer werden schon verteilt, Werbung machen wir auch bereits auf mehreren Kanälen im Internet. Rund um den Apfel gibt es viel Tradition und kulturelles Gut. Deshalb passt das Apfelfest sehr gut in unsere Zielsetzung, neue Veranstaltungen ins Leben zu rufen und die Kultur zu bewahren und weiterzuentwickeln.
Info: Apfelfest am 14. Oktober
Der Kulturverein Hütter Hirsche veranstaltet am Samstag, 14. Oktober, ein Apfelfest auf dem Gelände der Hillersbachstraße 19 in Glashütten. Los geht es um 15 Uhr. Kinder können Äpfel ernten und daraus Saft pressen, außerdem können sie basteln und sich auf einer Hüpfburg austoben. Es gibt regionale Speisen, natürlich auch hier alles rund um den Apfel, Handkäs mit Musik, Kaffee und Kuchen und noch vieles mehr.
Das Abendprogramm beginnt um 19 Uhr, dann sorgen Jesse Malone und Ruby mit irischem Folk für die musikalische Begleitung. Der Eintritt ist frei. Mehr Infos zu den Hütter Hirschen gibt es auf der Facebook- und Instagram-Seite des Vereins sowie unter www.huetter-hirsche.de.