Sie stricken am Radwegenetz

Die Wetterau bekommt weitere Radwege. Während der fünften Fahrradkonferenz des Wetteraukreises nennen die Planer in der Rosbacher Adolf-Reichwein-Halle Details.
In Sachen Radwege sei die Wetterau buchstäblich »weiter auf gutem Wege«, verkündete Landrat Jan Weckler (CDU) während der Fahrradkonferenz vor drei Dutzend Experten und Fahrrad-Enthusiasten. Die Planer im Kreishaus und bei Hessen Mobil weiten laut Weckler das mehr als 1000 Kilometer lange Radwege-Netz weiter aus.
Mit Geld vom Land Hessen kann der Kreis zwei »Nahmobilitäts-Koordinatoren« einstellen. Sie sollen Fördermöglichkeiten für weitere Wege, Fahrrad-Abstellanlagen und andere Infrastruktur ausloten und den Kommunen bei Ausschreibungen helfen. Allerdings sind solche Fachleute gerade nicht leicht zu finden, bekannte Fachdienstleiter Christian Sperling auf Nachfrage.
Westliche Wetterau stärker im Fokus
Bei Betrachtung der Radwege, die im Wetteraukreis geplant sind, falle auf, dass dabei vor allem der Westen der Wetterau im Fokus liege. Nun sollen mehrere Vorhaben im Osten vorgezogen werden, kündigte Landrat Weckler an. In der Hoffnung, dass einige Radkilometer noch rechtzeitig zum Beginn der Landesgartenschau im Mai 2027 fertig werden: So beispielsweise ein Weg von Bleichenbach nach Bergheim oder auch eine Radstrecke von Nidda nach Merkenfritz.
Sicher ist laut Weß der Bau eines Radweges an der B 275 zwischen Selters und Ranstadt. Dessen Planung dauerte von 2015 bis jetzt, beklagte der Grünen-Politiker Gerhard Salz aus Florstadt. Nun sind die Planfeststellungsunterlagen fertig. Sie werden laut Weß ab Oktober vom Regierungspräsidium Darmstadt veröffentlicht. Jeder kann sie dann kommentieren. Der Bau soll bis zur Landesgartenschau fertig sein. Der 4,2 Kilometer lange Radweg kostet rund 2,8 Millionen Euro.
Eher in den 2030er Jahren wird der neue Radweg entlang der Bundesstraße zwischen Nieder-Florstadt und Ossenheim fertig. Aktuell läuft die Vorplanung und Kartierung, berichtete Weß. Sie werde bis Silvester fertig sein.
Manchmal sind Radwegebauer auch schneller als gedacht. Die neue, 2,3 Kilometer lange und zwei Millionen Euro teure Verbindung neben der B 3 zwischen Nieder-Wöllstadt und Okarben wird im Oktober vorzeitig den Radlern übergeben.
Für den Radweg entlang der B 45 zwischen Friedberg und Dorheim wollen die Planer im Oktober die Planfeststellungsunterlagen beim Regierungspräsidium abgeben. Die Planung ist dort also schon weit gediehen. Der Radwegebau ist »ohne Verlust an landwirtschaftlichen Flächen nicht möglich«, sagte Egon Weß. Weiter nordöstlich an der B 45 soll zwischen Wölfersheim-Geisenheim und Berstadt ebenfalls ein Radweg entstehen. Die Pläne werden Weß zufolge Ende 2024 fertig sein. Im Westen des Kreises gibt es weitere Projekte. Pläne existieren für den Radweg von Friedberg nach Bruchenbrücken, an der Görbelheimer Mühle entlang. Im Herbst 2024 soll der Bau eines Weges von Rosbach in Richtung Köppern losgehen. Dort wird die Autobahn-Auffahrt auf vier Spuren verbreitert.
Für 2024 kündigte Hessen Mobil die Pläne für einen Radweg zwischen Kloppenheim und Ober-Erlenbach an. Ein Radweg von Gronau nach Rendel soll ebenfalls entstehen - mit der »Vorzugsvariante« sei für Mitte 2024 zu rechnen.
Der Wetterauer Radverkehrsbeauftragte Peter Hünner nannte Projekte des Kreises. Aktuell geplant würden Strecken zwischen Schwalheim und Rödgen und zwischen Lindheim und Heegheim. In der Vorplanung sei ein Weg von Södel nach Oppershofen. Man denke auch an eine Strecke von Ulfa in Richtung Langd.
Erneuerung der Radweg-Schilder
Auf der Wunschliste steht auch ein Radweg am Seemenbach. Der wäre »unheimlich wichtig«, meinte Manfred Sinner aus Kefenrod. Er gehört zur Steuerungsgruppe der Landesgartenschau und beklagt, dass man mit Kindern kaum gefahrlos von Büdingen nach Kefenrod radeln könne. Ob so eine Trasse je entsteht, prüft die Wiesbadener Planungsabteilung von Hessen Mobil, berichtete Fachdezernatsleiter Egon Weß. Das Ergebnis werde in wenigen Monaten feststehen.
Seit Jahresbeginn erneuert der Kreis die Radweg-Schilder. Laut Hünner werden 1258 Pfosten mit 3314 Wegweisern und 185 Ortseingangsschildern neu gesetzt. An jeden Pfosten kommt ein QR-Code, mit dem alle Nutzer eventuelle Schäden an den Schildern melden können.
Was man noch für den Radverkehr tun kann, erläuterten Joachim Hochstein vom Frankfurter Radfahrbüro und Eike Rothauge von der Uni Kassel. Und Therese Dahlke aus dem Publikum. »Wir müssen Druck machen«, sagte sie, »dass die Busfahrer auch mal Räder mitnehmen.« Andernorts hätten die Busse drei Fahrradständer am Heck. Warum nicht auch in der Wetterau?