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So verbindend kann Musik sein: Mitsingen von Beatles-Songs in Büdingen ein voller Erfolg

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Von: Tanja Banner

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Hauptstimme, Nebenstimme und Besonderheiten im Text - bevor es mit »Nowhere Man« losgeht, erklärt Roland Schlick, worauf zu achten ist. © Tabea Isabelle Karb

Einzig Musik ist in der Lage, für einen derart stimmungsvollen Abend zu sorgen, wie ihn Roland Schlick organisiert hatte. »Beatles-Lieder zum Mitsingen« hieß es im Büdinger Gymnasium.

An einem Samstagabend um 18 Uhr im Foyer einer Schule sitzen, das hört sich zunächst einmal nach einem Grund an, ganz laut »Help!« zu rufen. Um Hilfe hat an diesem Abend im Büdinger Wolfgang-Ernst-Gymnasium aber freilich niemand gebeten - »Help!« stimmten stattdessen jede Menge Gäste bei bester Laune an. Unter der Leitung von Roland Schlick, Beatles-Experte, Chorleiter und früherer Lehrer des Gymnasiums, fanden sich Beatles-Fans aller Altersgruppen in der Schule zusammen, um ihre Leidenschaft und Liebe für die Musik der Pilzköpfe zu teilen.

Schüchternheit verfliegt schnell

Für das Rudelsingen der modernen Art brauchte es dann nicht mehr viel: einen Overheadprojektor aus dem Schulbestand, der die Liedtexte auf eine Leinwand projizierte, ein paar Stühle, zwei Gitarren und ein Mikrofon. Eine Stimme, die hatten die Gäste dabei. Anfängliche Schüchternheit, diese Stimme auch voll einzusetzen, verflog schon nach den ersten zwei Liedern.

Für die einladende Stimmung zeichnete vor allem Roland Schlick verantwortlich, der mit seiner Gitarre in der Hand immer wieder Humorvolles einstreute und die Atmosphäre durch Anekdoten auflockerte. So gab es statt schwedischer Möbel norwegisches Holz - eine Anspielung auf den Beatles-Hit »Norwegian Wood«. Zudem präsentierte er Fun Facts zur Entstehung verschiedener Lieder. Zwei Songs haben die Beatles auf Deutsch gesungen, darunter das Lied »Sie liebt dich«. Roland Schlick erklärte, dass der Beatles-Sänger Paul McCartney darum gebeten habe, keine »Ch-Geräusche« im Text zu verwenden, da er diese nicht aussprechen könne. Stattdessen habe er vorgeschlagen, »Ick lieb dir« zu singen. Das Lied wäre in dieser Form wohl einzig in Berlin gut angekommen, scherzte Roland Schlick.

Abgesehen von seinem Wissen über die Beatles zeigte der ehemalige Musiklehrer aber auch, wie das Singen am besten klappt. Schwierige Stellen, unterschiedliche Stimmen und Besonderheiten in den Liedern erklärte er und übte sie derart ein, dass der Gesang leicht von den Lippen floss. Besonders wichtig dabei: Spaß statt Perfektion. Die hohen Stimmen der Beatles könne nicht jeder nachahmen, man solle doch lieber mit der eigenen Stimme singen. Ob man nun eine Quarte tiefer sang oder sich an den hohen Tönen probierte, Roland Schlick ließ wissen, es solle nur ein Ton sein, der »passt«. Das Ergebnis war in jedem Fall hörenswert.

Beatles-Fan der zweiten Stunde

Schlicks kleine Musiklehre während der Veranstaltung ähnelte wohl auch seiner Lehrtätigkeit, der er bis 2004 am Wolfgang-Ernst-Gymnasium nachging. »Herr Schlick« ließ seine Schüler und Schülerinnen schon damals Beatles-Lieder im Musikunterricht singen. Seine Leidenschaft für die britische Kultband begann jedoch weit früher: Er versteht sich als »Beatles Fan der zweiten Stunde«, habe die Gruppe das erste Mal mit neun Jahren gehört und bis heute nicht nachgelassen Ein kurzer Blick ins Publikum ließ erahnen, dass es an neuen und vor allem jüngeren Fans nicht mangelt. Bei der Veranstaltung schien jede Altersgruppe vertreten zu sein - jahrzehntelange Anhänger und Kinder.

Von den zirka 220 Lieder der Beatles wurde in zwei Stunden zwar nur ein Bruchteil gesungen, die Auswahl deckte jedoch eine hohe Bandbreite an Emotionen ab. Mit der E-Gitarre und »Can’t Buy Me Love« kam das Foyer in Schwung, Klassiker und Favoriten wie »Hey Jude« luden ein zum Loslassen. Und weniger bekannte Songs wie »In My Life« ließen das Publikum nachdenklich werden. Sehr harmonisch erklang »Yesterday«, bei dem sich Stimmen ohne viel Vorbereitung zusammenfanden und zeigten, wie verbindend Musik sein kann.

Neuauflage wünschenswert

Keine Frage: Bei »Songs der Beatles zum Mitsingen« kam ein besonderes Gefühl des Miteinanders auf. Ob man nun allein oder in Begleitung das Gebäude betrat, beim Singen bildeten die Gäste eine große Gemeinschaft. Wer am Abend das Gymnasium verließ, tat das in ausgelassener Stimmung. Im Sinne des Miteinanders, der Musik und vor allem als Bereicherung des kulturellen Angebots in der ehemaligen Kreisstadt wäre eine Neuauflage der Veranstaltung mit Roland Schlick wünschenswert.

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So soll es sein: Die Harmonie während »Yesterday« bringt Roland Schlick zum Lächeln. © Tabea Isabelle Karb

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