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»So viel du brauchst …«

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Von: red Redaktion

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In diesen Tagen war in der Zeitung zu lesen, dass nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft 2020 in Deutschland elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen wurden. Der größte Anteil davon entsteht in privaten Haushalten.

Auch in meinem Haushalt kommt es vor, dass mal eine Tomate verdirbt, das letzte Stück Brot verschimmelt oder der Joghurt im Kühlschrank vergessen wird und dann ungenießbar ist. Dabei schreibe ich mir immer eine Einkaufsliste mit den Dingen, die wir brauchen. Aber beim Einkaufen verlockt dann doch der Salat, der eigentlich nicht auf dem Speiseplan steht, oder eine neue Käsesorte, obwohl genügend Käse im Kühlschrank ist, oder ein frisches Brot, obwohl das angeschnittene noch nicht gegessen ist. Und so ist schließlich mehr im Haus, als wir essen können und manches verdirbt.

Was brauche ich wirklich an diesem Tag, in dieser Woche, in nächster Zeit? Wie schaffe ich es, mir nur das zu nehmen, das ich wirklich brauche und auf was kann ich verzichten? Mir fällt dazu eine Bibelstelle ein, in der von den Israeliten erzählt wird, die auf dem Weg ins gelobte Land sind. Der Weg führt sie durch eine Wüste, in der sie fürchten zu verhungern. Sie werden zunehmend unzufriedener und lasten Mose an, dass er sie von den vermeintlichen Fleischtöpfen Ägyptens weggeführt hätte. Dabei vergessen sie, dass sie in Ägypten in karger Sklaverei gelebt haben.

Auch Gott hört das Murren der Israeliten und lässt abends Wachteln und am Morgen Tau, das berühmte Manna, regnen. Jeder und jede soll sich aber nur so viel davon nehmen, wie er oder sie an diesem Tag braucht. Manche sammelten trotzdem mehr ein. Aber diese Lebensmittel sind am nächsten Tag verdorben und nicht mehr genießbar.

Auch die Israeliten standen vor der Frage, was brauche ich wirklich für ein gutes Leben? Wie viel will ich mir nehmen, wie viel lasse ich für andere übrig? Was ist das rechte Maß? Denn es geht ums Maßhalten, nicht nur im Umgang mit persönlichen Wünschen und Bedürfnissen, sondern auch im Sinne eines verantwortungsvollen Wirtschaftens angesichts der geringer werdenden Ressourcen auf dieser Erde. Und das rechte Maß zu finden berührt auch die Frage, was können wir dafür tun, die Güter dieser Welt so zu verteilen, dass möglichst viele Menschen bekommen, was sie zum Leben brauchen.

Die Israeliten mussten mit der Verlockung, an einem Tag Manna im Überfluss zu haben und es für sich horten zu wollen, erst umgehen lernen. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass auch am kommenden Tag wieder genug zum Leben da sein wird und dass sie auch in schwierigen Situationen alles bekommen was sie brauchen. Sie - und auch wir - können darauf vertrauen, dass für die wirklich wichtigen Dinge im Leben gesorgt ist. Wir müssen uns heute nicht mehr nehmen, als wir heute benötigen.

Die Fastenzeit bietet die Chance, für eine überschaubare Zeit alte Gewohnheiten zu durchbrechen und sich versuchsweise neu auszurichten. In dieser Fastenwoche sind wir eingeladen, darüber nachzudenken, welche Dinge wir wirklich brauchen und auf was wir auch verzichten können.

Ich nehme mir vor, beim nächsten Einkauf nur das mitzunehmen, was ich auf meinem Einkaufszettel steht und Dinge, die ich nicht mehr benötige, an andere weiterzugeben. Im Vertrauen darauf, dass ich das habe oder bekomme, was ich wirklich brauche.

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Rita Stoll ist Referentin für Bildung und gesellschaftliche Verantwortung im evangelischen Dekanat Büdinger Land

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