Sorge vor Verkehrskollaps

Nidda (red). Gerhard Wolf bleibt Vorsitzender der Bürgerinitiative für Lebensqualität in Nidda (Binle). Das ist das Ergebnis der jüngsten Mitgliederversammlung. Darüber hinaus befassten sich die Mitglieder noch mit dem Thema Verkehrssituation.
»Die Niddaer Bürger und Gewerbetreibenden, insbesondere Anlieger der Ludwigstraße, der Bahnhofstraße und der Schillerstraße, erleben ein gefährliches Anwachsen des Schwerlastverkehrs, seit die Nidda-Brücke an der Neuen Straße baubedingt gesperrt ist«, führte Inge Strehl-Eckhardt aus. Die Anwohnerin erläuterte, dass 40-Tonner ab dem frühen Morgen, gegen 5 Uhr, durch die Straßen donnerten und einen unerträglichen Lärm und Erschütterungen auslösten. Gesundheitsschädlicher Smog und der Feinstaub aus Reifenabrieb bildeten eine weitere Belastung. »Der Feinstaub lastet als Dunstglocke über der Kernstadt, er wabert auch in die angrenzenden Ortsteile und ist besonders in den Sommermonaten als Smog extrem gesundheitsschädigend«, so die ehemalige Krankenschwester.
Gerhard Wolf ergänzte: »Wir steuern auf den Verkehrskollaps zu, wenn wie zu Hornitex-Spitzenzeiten zusätzlich täglich 300 Lkw die Kernstadt verstopfen und es uns nicht gelingt, mit unserer Klage vor dem Verwaltungsgerichtshof Kassel eine industriebedingte Nutzung des ehemaligen Hornitex/Pfleiderer-Geländes zu verhindern.«
Die Binle forderte im Mai 2016 in ihrer Stellungnahme vor dem Bauplanungsbeschluss die künftige Nutzung als Gewerbeflächen für Klein- und Mittelbetriebe sowie Dienstleister. Mit Sorge sehe man die Pläne für die Umnutzung der ehemaligen 300 Meter langen Lagerhalle. »Werden wir wieder abhängig von wenigen Großbetrieben?«, lautete die Frage. Inzwischen werde Nidda als Wohngebiet für viele Menschen aus dem Rhein-Main-Gebiet interessant. So könnten sich etwa auch für Handwerksbetriebe Perspektiven durch den Wohnungsbau eröffnen. Stattdessen würden Verkehr, Lärm, Gase, Feinstaub nicht berücksichtigt.
Planung ohne Verkehrsgutachten
Bei der Bauleitplanung habe man ohne Verkehrsgutachten das mit 270 000 Quadratmetern große Industrie- und Gewerbegebiet im Westen der Kernstadt beschlossen. Die Baugesetze forderten aber vor den Beschlüssen eine Abwägung, damit nicht langfristig Menschen und Umwelt Schaden nähmen und Dauerkonflikte vermieden würden.
Bürgermeister Thorsten Eberhard habe kürzlich erklärt, man werde die Bauleitplanung für das Gewerbegebiet Harb von der Verkehrsplanung entkoppeln. Das bedeute im Klartext, dass man auch hier ohne Rücksicht auf Verkehrsbelastungen für die Menschen Fakten schaffe. Und da die Lärm-, Gestank- und Feinstaub-Emissionen auch nicht vor Bad Salzhausen sowie den an der Bundesstraße liegenden Ortsteilen Halt machten, verlagere man die Konflikte auf künftige Generationen.
Ralf Schnell, Finanzverantwortlicher im Vorstand, erläuterte anschließend die Jahresrechnung für das vergangene Jahr. Vorstandsmitglied Hubertus Ellerhusen, ehemaliger Vorsitzender einer Verwaltungsgerichtskammer, berichtete von den Bemühungen um einen Klagetermin, den man dieses Jahr erwarte. Die Versammlung erteilte dem Vorstand auf Antrag der Rechnungsprüferinnen Waltraud Schönfeld und Inge Strehl-Eckhardt Entlastung. Danach standen die Wahlen an. Hier trat Edmund Weber nicht mehr an, man dankte ihm herzlich für seinen Einsatz. Neben Gerhard Wolf bestätigten die Mitglieder auch Isolde Steinke als stellvertretende Vorsitzende und Schriftführerin sowie Ralf Schnell als Finanzverantwortlichen und Hubertus Ellerhusen. Neu im Vorstand ist Andreas Kaiser, der ein einstimmiges Votum erhielt. Ebenso die beiden Kassenprüferinnen Inge Strehl-Eckhardt und Waltraud Schönfeld.
Informationen zur Lage der Therme
Binle-Mitglied Ulrich Vollmers berichtete danach über die Arbeit seiner Bürgerinitiative zum Erhalt der Therme in Bad Salzhausen. Er kritisierte die unvollkommene Datenbasis, mit der man Fakten schaffen wolle, wenige Jahre vor der Landesgartenschau. Nach seiner Überzeugung habe man nicht ausreichend eine Sanierung geprüft, die auch von den Investitionen her möglich gewesen wäre. Auch die wieder sinkenden Energiekosten könnten neue Perspektiven eröffnen. Oder eine energetische Sanierung des Dachs einschließlich Photovoltaik.