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Stadt Gedern sucht dringend Wohnraum für Flüchtlinge

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Von: Christian Berg

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In der ehemaligen Schlossbergklinik soll ein Medizinisches Versorgungszentrum entstehen. Deshalb müssen etwa 30 Flüchtlinge anderweitig untergebracht werden. © Oliver Potengowski

Die Stadt Gedern sucht Wohnraum, den sie als Obdach für Flüchtlinge anmieten kann. 30 Menschen, die in der ehemaligen Schlossbergklinik leben, müssen anderweitig untergebracht werden.

Die Flüchtlinge, die in der ehemaligen Schlossbergklinik in Gedern ein Obdach gefunden haben, müssen umziehen. Denn: Um die medizinische Versorgung in der Stadt zu sichern, hat das Parlament beschlossen, das Gebäude zu kaufen. Der Gederner Arzt Christoph Bunzek will im ersten Stock ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) einrichten. Außerdem will das Gesundheitszentrum Wetterau die Bereiche anmieten, die derzeit von der Inneren Medizin und Onkologie genutzt werden (der KA berichtete).

Mit dem Umbau der ehemaligen Bettenstation soll nach Angaben der Stadt in Kürze begonnen werden. Derzeit befindet sich in den Räumen allerdings noch eine Unterkunft des Wetteraukreises für Flüchtlinge. Dort leben im Moment etwa 30 Menschen, überwiegend Familien aus dem Iran, Afghanistan und der Türkei. Die Stadt ist dafür zuständig, ihnen ein neues Obdach zu suchen.

Außerdem muss sie weiterhin Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine unterbringen, die der Wetteraukreis der Kommune wöchentlich zuweist. »Bereits seit mehreren Wochen konnten etwa vier Menschen pro Woche nicht untergebracht werden. Dankenswerterweise war in anderen Städten und Gemeinden noch Platz für sie«, schildert Bürgermeister Guido Kempel (parteilos).

Maximal noch 16 freie Plätze

160 Flüchtlinge leben derzeit in der Kernstadt und den Stadtteilen. Kempels Angaben zufolge hat die Kommune aktuell noch maximal 16 freie Plätze in ihren Liegenschaften. Eine städtische Wohnung werde gerade saniert, dort könne eine Familie unterkommen. Die Stadt stehe zudem in Kontakt zum Betreiber des Feriendorfs am Gederner See, diesbezüglich sei aber noch keine Entscheidung gefallen. »Das Angebot an Privatwohnungen ist dünn«, berichtet Kempel. Elisabeth Schick, seit 2016 für die Flüchtlingsbetreuung in Gedern zuständig, sei ständig unterwegs, um sich Wohnungen anzuschauen. »Aber das ist häufig aus den unterschiedlichsten Gründen nicht von Erfolg gekrönt«, sagt Kempel. Laut dem Bürgermeister will die Stadt es so lange wie möglich vermeiden, Dorfgemeinschaftshäuser oder Turnhallen als Notunterkünfte für Flüchtlinge herzurichten. »Uns ist bewusst, dass das einen erheblichen Einschnitt in die Struktur bedeuten würde. Daher sollte es der letztmögliche Schritt sein, öffentliche Einrichtungen der örtlichen Daseinsvorsorge ihrer vorgesehenen Nutzung zu entziehen«, betont Kempel. Zudem habe sich die bisherige dezentrale Unterbringung in Gedern bewährt. »Das ist der richtige Weg«, sagt der Bürgermeister.

Enger Kontakt zu Ortsbeiräten

Aber auch der Wetteraukreis stehe vor der Herausforderung, die ihm zugewiesenen Flüchtlinge unterzubringen. Daher seien kreiseigene Sporthallen belegt worden, die dann sowohl dem Schul- als auch dem Vereinssport nicht mehr zur Verfügung gestanden hätten. »Der Wetteraukreis hat bereits die Sporthalle in Gedern ins Gespräch gebracht. Daher sind wir dringend auf das Angebot von leer stehendem Wohnraum angewiesen, um das zu verhindern«, verdeutlicht Kempel.

Um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein, habe die Stadt die Dorfgemeinschaftshäuser aber bereits dahingehend unter die Lupe genommen, ob sie sich für die Unterbringung von Flüchtlingen eignen. »Da geht es beispielsweise darum, ob es Kochmöglichkeiten und sanitäre Anlagen gibt oder ob wir einen Koch- und einen Sanitärcontainer aufstellen müssten, was wir aber vermeiden wollen«, erklärt der Bürgermeister.

Außerdem stehe man in engem Kontakt mit den Ortsbeiräten. »Sollten wir zu diesem letzten Mittel greifen müssen, dann wird das nicht über Nacht geschehen. Keiner wird von dieser Entscheidung überfahren«, verspricht Kempel. »Wir werden das offen und ehrlich kommunizieren und um Verständnis werben.«

Wer Wohnraum in Gedern zur Verfügung stellen kann, wird gebeten, sich in der Verwaltung bei Elisabeth Schick unter der Rufnummer 0 60 45/60 08 37 oder per E-Mail an die Adresse elisabeth.schick@gedern.de zu melden. Die Koordination, Besichtigung, Vorbereitung der Anmietung und Belegung erfolgt durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Beratung für Flüchtlinge der Stadt Gedern. Die Belegung wird dann in enger Abstimmung mit den Eigentümern vorgenommen. Die untergebrachten Menschen werden anschließend durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Gedern betreut. Diese stehen auch als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für die Eigentümer der Liegenschaften zur Verfügung.

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