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Stadthistorie neuer Schwerpunkt im Schottener Heimatmuseum

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Einweihung: Bürgermeisterin Susanne Schaab (3. von rechts) und Kulturvereinsvorsitzende Jutta Kneißel (2. von rechts) mit den Kuratoren (von links) Thomas Scheuermann, Friedhelm Krauss und Kirsten Hauer sowie Frank Dehnke, dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Oberhessen; rechts: Dr. Regina Löneke vom Hessischen Museumsverband. © Stefan Weil

Zu einer echten Werbung in eigener Sache ist die offizielle Einweihung des neugestalteten Teils des Heimatmuseums geworden, der sich mit der Schottener Stadtgeschichte befasst.

Im vergangenen Jahr war das Museum in der Stadtmitte Schottens mehrere Monate für Besucher gesperrt gewesen. Grund dafür waren umfangreiche Umbauarbeiten im Anbau des zweiten Obergeschosses. Hier befindet sich ein Raum zur Geschichte des Schottenrings und des MSC Schotten, dessen museale Ausgestaltung in diesem Jahr erfolgen soll.

Vor zahlreichen geladenen Gästen zog Jutta Kneißel, die Vorsitzende des Vogelsberger Kultur- und Geschichtsvereins, ein Fazit der umfangreichen Umbauarbeiten.

Das Museum befindet sich noch im Besitz der Pröscher-Weber-Sauer-Stiftung. Die Stadtverordnetenversammlung hatte im November beschlossen, das Gebäude samt Inventar in den Besitz der Stadt zu übernehmen, um eine Insolvenz der Stiftung abzuwenden.

Das gesamte Stiftungskapital ist nämlich aufgebraucht, wie Bürgermeisterin Susanne Schaab mitteilte. Sie ist kraft Amtes Stiftungsvorsitzende. Die Gelder wurden gebraucht zur Finanzierung der Baukosten für die komplette Sanierung des stattlichen Fachwerkgebäudes, die sich über rund zehn Jahre hingezogen hatte.

»Zunächst waren massive Schäden im Keller festgestellt worden. Später wurden immer wieder neue tragende Gebäudeteile entdeckt, in denen sich der Holzschwamm breit gemacht hatte«, so Schaab.

Leider sei für die rein baulichen Arbeiten keine Förderung überregionaler Stellen möglich gewesen. Umso mehr schätze man die »großartige Unterstützung« seitens des Hessischen Museumsverbandes.

Dieser hatte bei der Gestaltung der Ausstellung 60 Prozent der Kosten »ohne Abstriche« übernommen, wie Jutta Kneißel betonte.

Den Rest der Finanzierung musste der Kulturverein als Betreiber des Museums stemmen. Die Vorsitzende dankte in diesem Zusammenhang zahlreichen Förderern und Sponsoren, wie dem Verein »Schotten hilft« oder der Sparkasse Oberhessen.

Der Vorstandsvorsitzende Frank Dehnke sagte in diesem Zusammenhang zu, weitere 5000 Euro für die Gestaltung des MSC-Raums zur Verfügung zu stellen.

Ehrenamtliches Engagement

Ein besonderer Dank Kneißels galt den Kuratoren Kirsten Hauer und Friedhelm Krauss (Marburg) sowie Thomas Scheuermann (Birstein), der die Ausstellung gestalterisch realisiert hatte. »Ohne dieses von viel Herzblut getragene Engagement wäre das Museum nicht so schön wie es heute ist«, betonte Kneißel. Die Vereinsvorsitzende informierte, dass das Haus mit ehrenamtlichen Kräften betrieben werde.

Kirsten Hauer erläuterte das Konzept der Ausstellung in dem im Jugendstil Anfang des vergangenen Jahrhunderts umgebauten Haus. Vom Treppenabsatz im ersten Stock., wo ein großes historisches Wandbild die Lage Schottens mit Blick von der Warte zeigt, könne das Heimatmuseum jetzt auf zwei verschiedenen Wegen erschlossen werden.

Neben dem Zugang durch die authentisch gestalteten Wohnräume der Familie Weber-Pröscher - sie war auch Begründer der Museumsstiftung - könnten Besucher jetzt auch mit der Stadtgeschichte Schottens beginnen, die in zwei Räumen neu gestaltet wurde.

Sie zeigt mit vielen Schautafeln, historischen Fotografien und erläuternden Texten chronologisch die Entwicklung von der Gründung bis in die moderne Zeit.

Viel Platz gewidmet ist der fast 90-jährigen Geschichte Schottens als Kreisstadt mit der Einweihung des Kreisamtes in der unteren Vogelsbergstraße bis zum Zuschlag zum Kreis Büdingen im Jahr 1938.

Weitere Themen sind der Eisenbahnanschluss mit der Stilllegung 1959 oder Bilder der Festhalle, die früher im Besitz des Turn- und Gesangvereins (TGV) war.

Zeit der Naziherrschaft weiterer Schwerpunkt

Informationen gibt es auch zum »Schötter Tuch«, über die Tradition der Tuchmacher und zur Druckerei Engel sowie über das Wirken des langjährigen Bürgermeisters Erwin Mengel, der von den Nationalsozialisten 1941 abgesetzt wurde und nach dem Krieg ins Schottener Rathaus zurückkehrte.

Die Schrecken der Naziherrschaft werde unter anderem an Beispielen persönlichen Schicksale von jüdischen Mitbürgern veranschaulicht. »Die Ausstellung soll auch zu Diskussionen anregen und Fragen ermöglichen«, erläutert Hauer.

Insgesamt sei es eine große Herausforderung gewesen, aus dem großen Fundus möglicher Ausstellungstücke mehrere Jahrhunderte Stadtgeschichte in einer gut wahrnehmbaren Form den Besuchern zu präsentieren, betonte die Kuratorin.

Aufgearbeitet und zu Ende gebrachtt werden sollen in naher Zukunft neben dem Raum der Rennstadt Schotten noch die Holzmarionettensammlung von Friedrich Falkner und die Geschichte der Schottener Wintermetzger, was Hauer als hervorragende Alleinstellungsmerkmale des Museums bezeichnete.

Info: Öffnungszeiten

Das Vogelsberger Heimatmuseum (Vogelsbergstraße 95) ist mittwochs und sonntags von 14.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. Für Gruppen können nach Anmeldung gesonderte Termine vereinbart werden (Telefon: 01 60-8 99 42 25). Der Eintritt ist frei. Eine Spende für die Unterhaltung des Heimatmuseums ist erwünscht.

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