Stationäres Hospiz in Bad Nauheim: Noch ein Jahr bis zum Bauantrag

12 000 Euro haben die Chöre des Hausberg-Wettertal-Sängerbunds für das geplante Hospiz in Bad Nauheim ersungen. Bei der Scheckübergabe ging es auch um den Sachstand des Bauvorhabens.
Ehrenamt kann eine Menge bewirken, wie sich auch dieser Tage im Bad Nauheimer Rathaus gezeigt hat. Dort überreichte der Hausberg-Wettertal-Sängerbund einen Scheck über 12 000 Euro an den Förderverein Hospiz Wetterau, der sich seit 2019 für ein stationäres Hospiz in der Bad Nauheimer Johanneskirche starkmacht. Der Sängerbund sammelte die Summe bei und nach einem Benefizkonzert am 6. November, als 15 Chöre gemeinsam auftraten (diese Zeitung berichtete).
Beim Treffen im Rathaus lieferten Bürgermeister Klaus Kreß und Fördervereinsvorsitzender Stefan Fuchs Informationen zum Sachstand der geplanten Einrichtung. Stadträtin Katja Bohn-Schulz schilderte, wie alles begonnen hatte. Der mittlerweile verstorbene Stadtverordnetenvorsteher Gerhard Hahn habe ihr versichert, wie gut er die Hospizidee gefunden habe. »Er war zusammen mit seiner Frau Maria im Sängerbund aktiv«, berichtete Bohn-Schulz. Hahn gab der Sängerbund-Vorsitzenden Heike Leander den Tipp, sich mit der Stadträtin kurzzuschließen, die Vorstandsmitglied des Fördervereins und städtische Dezernentin für das Hospiz ist. »Stadträtin Petra Michel und ich waren bei der Mitgliederversammlung des Sängerbunds und stellten unser Projekt vor, was auf Begeisterung stieß«, sagte Bohn-Schulz.
Erinnerung an begeisterndes Konzert
Vorsitzende Leander und sie beschrieben, wie die Corona-Pandemie alles ausgebremst hatte, sie aber in Kontakt geblieben waren. »Es war unglaublich, wie schön das Konzert war und wie die Chöre auf verschiedenen Emporen gesungen haben. Wir haben geklatscht, gesungen und getanzt«, blickte Bohn-Schulz zurück.
Wie Stefan Fuchs bekräftigte, stehe die Vorhabenträgerin, die Gesellschaft für Diakonische Einrichtungen (GfdE), weiter zur Realisierung eines Hospizes. Corona habe die Pläne ein Stück zurückgeworfen, weil es andere Prioritäten gegeben habe. »Wir sind ein stationärer Altenheimträger und mussten sehen, wie wir logistisch über die Runden kommen.« 2020 habe große Angst vor der Entwicklung dieser Krankheit bestanden. »Ob es einbricht in ein Altenheim wie ein Wolf in den Schafstall - das konnte niemand absehen.« Man sei momentan nicht auf dem Planungsstand, »den wir uns wünschen würden«, sagte er.
Abwägen, wo man Kosten sparen kann
Gleichzeitig gab es laut Fuchs intensive Gespräche mit der Stadt. Die neuen Geschäftsführerinnen stünden genauso hinter dem Projekt wie der ehemalige Chef Karlheinz Hilgert. Nach Ansicht von Fuchs dürfte es mindestens noch ein Jahr dauern, bis die GfdE den Bauantrag stellen könne.
Die Stadt nimmt dabei eine unterstützende Position ein, wie Kreß erläuterte, der Schirmherr des Benefizkonzerts gewesen war. »Alle erforderlichen Fachplaner sind beauftragt«, berichtete er. Allerdings müsse die Vorhabenträgerin im Zusammenspiel mit der Stadt abwägen, wo sie angesichts der schwierigen Baumarktlage Kosten sparen und Effizienzen erhöhen könne. Hätten Bauherren keinen festen Fertigstellungstermin, seien sie allgemein vorsichtiger geworden. »Hat man die Chance, ein bisschen abzuwarten, bis sich die Preise wieder stabilisieren, macht das fast jeder Bauherr.«
Neues Chorprojekt in Grundschulen
Heike Leander und ihr Mitstreiter Torsten Sprengel dankten den Chören sowie allen Spendern und sprachen über Zukunftspläne des Hausberg-Wettertal-Sängerbundes. »Wir haben ein neues Projekt gestartet«, sagte Leander. Laut Zweitem Vorsitzenden Sprengel hat der Sängerbund einen Förderantrag beim Bundesverband für Chöre und Orchester gestellt. Das Projekt heißt »Impuls«. Sprengel: »Wir haben verschiedene Teilprojekte angemeldet. Eines davon ist Singen in der Pause. Da wollen wir in 20 Grundschulen mindestens einmal die Woche eine Pause mit einem Chorleiter und den Kindern bestreiten.« Friedberg-Ockstadt und Bad Nauheim-Rödgen werden demnach dabei sein. Wie viel Arbeitskraft in den großen Projekten des Sängerbunds steckt, beschrieb Leander. »Es gibt Stoßzeiten, da braucht man sehr viel Zeit und neue Energie. Man muss sich auch immer fragen: ›Schaffe ich das noch, kann ich das leisten?‹« Wie sich gezeigt hat, lohnt sich der Einsatz.
»Würdige Nachnutzung«
Um das Bauprojekt Hospiz in Bad Nauheim rechtssicher zu machen, hat die Stadt ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet. Dabei wird im Vorfeld gutachterlich alles abgeklärt, um die rechtlichen Möglichkeiten, dagegen vorzugehen, zu minimieren. Anlass für dieses Abklären war die Ankündigung von Anwohnern, gegen den Ausbau der Johanneskirche zum Hospiz zu klagen. Laut Bürgermeister Klaus Kreß sind Bauleitplanung, Schall-, Arten-, Umwelt- und Denkmalschutz-Gutachten in Arbeit. Der Denkmalschutz etwa begrüße die Idee eines Hospizes ausdrücklich, da es eine sehr würdige Nachnutzung des alten Gotteshauses sei. Laut Kreß liegt der Entwurf eines städtebaulichen Vertrages schon vor, der jetzt in der Abstimmung sei.