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Status Heilbad in der Schwebe

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Von: Myriam Lenz

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Das Gradierwerk in Bad Salzhausen ist ein Hingucker und Teil der Soleanwendungen. © pv

Die Wegweiser für Bad Salzhausen werden aktuell aufgehübscht, die Rezertifizierung des Heilbads ist derweil ausgesetzt. Der Status Kurort steht auf dem Prüfstand. Der muss liefern.

Bad Salzhausen darf sich aktuell trotz fehlender Therme noch Heilbad nennen, das Prädikat ist allerdings mittelfristig nicht gesichert. Das Zertifizierungsverfahren für den kleinen Kurort ist ausgesetzt.

Das ehemalige Staatsbad befindet sich im Umbruch, der, läuft alles in den nächsten Jahren nach Plan, zu einem Aufbruch werden könnte. Anstelle der im September 2022 geschlossenen Justus-von-Liebig-Therme ist ein kleines Vital- und Gesundheitszentrum anvisiert, zwei große Wohngebiete sind in Planung, der kleine Kurort wird ein, wenn nicht der Schwerpunkt der Landesgartenschau 2027 werden. Die Übernachtungszahlen, die maßgeblich an den Kliniken hängen, erholen sich etwas.

Die Kliniken jedoch leiden unter Post-Covid: Zu wenig Auslastung durch Hygienevorgaben verursachten Umsatzeinbrüche. Der Hessische Heilbäderverband befürchtet, dass die ein oder andere Klinik insolvent geht. »Das ist für alle Kurorte eine potenzielle Gefahr«, erklärt Geschäftsführerin Almut Boller.

Rezertifizierung ist ausgesetzt

Die Rezertifizierungen von Heilbädern sind ein steter Prozess. »Nach der Zertifizierung ist vor der nächsten Zertifizierung«, informiert Lars Schmidt, Fachbereichsleiter Finanzen der Stadt Nidda. Permanente Überprüfungen zum Beispiel der Wasserqualität der Quellen seien in einem Turnus von vier Wochen über das Gesamtjahr fest verankert. »Die notwendige Überprüfung der Luftqualität wurde turnusmäßig bereits im vergangenen Jahr durchgeführt, die balneologischen Gutachten wurden ebenfalls erneuert.«

Die Stadt Nidda hat mit der Schließung der Therme die Aussetzung der Rezertifizierung beantragt. Die Prüfung der balneologischen Anwendungen der Heilquellen sowie die Prüfung der medizinisch-gesundheitlichen Einrichtungen ruhen.

Darf sich Bad Salzhausen nun überhaupt noch Kurort nennen? »Ja, das darf es«, bekräftigt Almut Boller. Die Grundvoraussetzung ist, dass die natürlichen Heilmittel zur Anwendung gebracht werden. Das steht im Paragraf zwei des Kurortegesetzes. In Bad Salzhausen sind das die Solewässer als Trinkkuren, die im Unteren Kurpark zu kosten sind, die Salzkiste zur Inhalation und demnächst wieder der Gradierbau. Die 100 Betten, ein Badearzt, Touristinformation, die Wasserversorgung und die medizinisch-therapeutische Kompetenz sind einige der weiteren Kriterien.

Was Almut Boller im Gespräch mit dieser Zeitung ebenfalls bestätigt: Der Status Heilbad ist nicht gesichert. Denn Bad Salzhausen hat Auflagen und muss gewisse Voraussetzungen erfüllen. Sonst droht eine Abstufung. Aus dem Heilbad könnte ein Heilquellenkurbetrieb werden. Im äußersten Fall kann der Status sogar widerrufen werden, erklärt Hendrik Kalvelage, Pressereferent beim Regierungspräsidium (RP) Kassel.

Vitalzentrum spielt eine große Rolle

Über An- oder Aberkennung des Status entscheidet der Hessische Fachausschuss für Kur-, Erholungs- und Tourismusorte beim RP. Welche Auswirkungen die Schließung der Therme auf das Prädikat »Heilbad« haben könnte, wird Thema der diesjährigen Sitzung des Ausschusses sein, teilt das RP mit. Das anvisierte Vital- und Gesundheitszentrum spielt für die Prädikatisierung eine große Rolle, da dort viele balneologische Anwendungen stattfinden sollen, ist aus Kassel zu hören. Der Ausschuss wird eine Empfehlung aussprechen. Die endgültige Entscheidung liegt beim Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen. Von den 30 hoch prädikatisierten Kommunen in Hessen befinden sich aktuell 14 in der Überprüfung.

Übergangsregelungen sind möglich. Kalvelage informiert: In ähnlich gelagerten Fällen habe der Fachausschuss bisher immer die Möglichkeit eingeräumt, die teilweise oder gar nicht mehr vorhandenen Voraussetzungen für ein Prädikat innerhalb einer zeitlichen vorgegebenen Frist wieder zu erlangen. Wie lange dafür Zeit ist, sagt er jedoch nicht.

Zweifelsohne wird auf allen Seiten für Bad Salzhausen gearbeitet. »Eigentlich hätten die Heilquellen gereicht«, sagt Almut Boller. Es sei jedoch die Frage, wie man auf den Markt gehe. Ein Baustein für die Vermarktung ist die Weiterentwicklung der Marke »Die Kur« und damit die Präsentation und mögliche Abfrage der ganzen medizinisch-therapeutischen Kompetenz der Kurorte voraussichtlich ab Mai auf der Website des Verbands.

Ferner werden gezielt Angebote für den zweiten Gesundheitsmarkt, also den privat finanzierten Bereich, entwickelt. »Wir sind intensiv dran, da werden auch für Bad Salzhausen tolle Angebote gestellt.« Dies sind vor allem Angebote der Entschleunigung und der Selbstwahrnehmung und -reflexion. Ein umfassendes Kneipp-Angebot wird das Portfolio abrunden, ist aus der Niddaer Stadtverwaltung zu hören. Boller: »Wir dürfen die Arbeit nicht aussetzen, sondern müssen, sobald das Nachfolgemodell der Therme da ist, voll auf dem Markt stehen.«

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