Szenario: Von der Feuerwalze überrollt

Es war eine außergewöhnliche Situation, als die Niddaer Atemschutzgeräteträger in einem Überseecontainer saßen. Auf einmal kamen die Flammen näher, die Wände aus Stahl glühten.
Nidda (ten). Innenangriffe in brennenden Gebäuden zählen zu den gefährlichsten Einsätzen der Feuerwehr. Um diese Risiken zu kennen und zu beherrschen, ist eine besondere Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger notwendig. Bei einer praxisnahen Heißausbildung haben Feuerwehrleute aus Nidda Erfahrungen gesammelt und ihre Kenntnisse aufgefrischt.
Für den Einsatz von Feuerwehrleuten bei Bränden mit besonders starker Rauchentwicklung und vor allem auch bei Löschangriffen in Innenräumen, werden Atemschutzgeräteträger ausgebildet. Neben der Spezialausbildung ist körperliche Fitness wichtig.
Kenntnisse und Gesundheitszustand müssen regelmäßig überprüft werden. Jedes Jahr muss entweder ein Einsatz, oder eine Übung unter Atemschutz sowie der Besuch der Atemschutzstrecke in Bad Nauheim und eine theoretische Ausbildung nachgewiesen werden. Weil diese Atemschutzgeräteträger im Einsatz regelmäßig ausgetauscht werden müssen, brauchen die Feuerwehren eine möglichst große Anzahl.
Doch körperliche Fitness und theoretische Kenntnisse können die Erfahrungen nicht ersetzen. Dabei kann das Erlebnis, wenn bei einem Brand in einem Gebäude Schwelgase durchzünden und eine Feuerwalze über sie hinwegrollt, auch erfahrene Feuerwehrleute verunsichern. »Wir haben im Wetteraukreis zwar gute Ausbilder, die in Bad Nauheim den Atemschutzlehrgang leiten«, stellt Stadtbrandinspektor (SBI) Benjamin Balser fest. Ihm ist aber auch wichtig, dass gerade die neuen Atemschutzgeräteträger nicht nur mit der Ausrüstung umgehen können. Balser betont, »nur wenn die Kräfte mal wirklich gespürt und gesehen haben, wie ein Feuer reagieren kann, können sie sicher beim ersten realen Einsatz einen kühlen Kopf behalten und wissen, wie zu reagieren ist.«
Realistische Übung im Schiffscontainer
Seit fünf Jahren nehmen die Niddaer Feuerwehrleute deshalb an einer realitätsnahen Heißausbildung der Arbeitsgemeinschaft Brandschutz, Feuerwehr und Training in Buseck teil. In Überseecontainern werden mit Feuer aus Gasbrennern und Holzpaletten Brände mit Flash-over und Löschangriffe geübt.
Sehr bildlich beschreibt Balser die Situation in den Containern. Nachdem die Gasflammen und die Paletten angezündet werden, beginnt der Stahl an der Wand der Brandkammer nach kurzer Zeit zu glühen, die Türen werden geschlossen. Schnell füllt sich der Raum mit dickem schwarzen Qualm und die Hand ist nicht mehr vor den Augen zu sehen.
Durch die Wärmebildkamera kann man gut die Feuerwehrleute sehen, die mit Atemschutzgeräten am Boden sitzen. Ausbilder erläutern ihnen, wie sie verschiedene Rauchschichten und deren Bedeutung erkennen.
Dann öffnet ein Ausbilder kontrolliert die Containertür. Explosionsartig entzünden sich die Rauchgasse und eine Feuerwalze läuft an der Decke mit bis zum 900 Grad Celsius über die Köpfe der Feuerwehrleute hinweg. »Hier ist es beeindruckend zu sehen, was unsere Schutzkleidung aushält und wann auch diese an ihre Grenzen kommt«, sagt SBI Balser.
Nach mehreren dieser Durchzündungen verlassen die Kräfte beeindruckt über die Bedingungen und die Hitze den Container, um kurz danach als Zweiertrupp erneut vor der rotglühenden Tür mit einem Hohlstrahlrohr zu hocken. Konzentriert haben sie die Tür im Blick, bis der Ausbilder öffnet und eine Durchzündung herbeiführt. Diesmal sollen sie diese Feuerwalze mit gezielten Wasserstößen einfangen und bekämpfen, damit diese nicht über ihre Köpfe rollt. »Die Erfahrungen, die wir hier vermittelt bekommen, sind Gold wert«, lobt ein Teilnehmer. Ich bin froh und dankbar, dass die Heißausbildung in Nidda mittlerweile zum Standard gehört.« Balser betont, »die Ausbildung und Sicherheit meiner Feuerwehrkameraden ist mir sehr wichtig. Daher bin ich sehr froh, dass die Stadt Nidda uns das Training regelmäßig ermöglicht und auch zielführend in unsere Ausrüstung investiert.«