Tradition und Moderne im Fokus

Wenn die Freiwillige Feuerwehr Bad Vilbel in diesen Tagen ihr 150-jähriges Bestehen begeht, werden Tradition und Moderne gleichermaßen im Mittelpunkt stehen. Den geplanten Tag der offenen Tür, der wie jedes Jahr am 3. Oktober stattfindet, gibt es diesmal im XXL-Format. Dafür haben der Feuerwehrverein und alle Stadtteilfeuerwehren gemeinsam in nur drei Monaten Vorbereitungszeit Sorge getragen.
G eschichtsinteressierten Nostalgikern wird die Historie der Bad Vilbeler Feuerwehr unter anderem in einer großen Ausstellung präsentiert. Sechs Stellwände voll mit alten Bildern und Dokumenten haben Ehrenstadtbrandinspektor Gerhard Stengel und seine Mitstreiter binnen kürzester Zeit vorbereitet. Teilweise stammt das Material aus dem Stadtarchiv Bad Vilbel. Nach dem Tag der offenen Tür soll die Sammlung archiviert und Interessierten zugänglich gemacht werden.
»Teilweise bis in die Nacht hinein haben die Mitglieder des Organisationsteams an der Ausstellung gearbeitet«, berichtet Dirk Rühl. Er ist Vorsitzender des Vereins Freiwillige Feuerwehr Bad Vilbel-Stadt, der die Veranstaltung federführend organisiert.
Und auch Stadtbrandinspektor Karlheinz Moll zeigt sich begeistert: »Die Zusammenarbeit war genauso effektiv und gut wie bei einem richtigen Einsatz.« Im Vorfeld habe man sich bewusst gegen ein klassisches Fest entschieden. Ziel sei es vielmehr, ein Fest auf die Beine zu stellen, »von dem sich Gäste jeden Alters angesprochen fühlen«.
Wurzeln im 19. Jahrhundert
Die Wurzeln der Kernstadt-Feuerwehr muss man in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts suchen. Durch die Expansion vieler Städte und Dörfer wurde das Feuerlösch-wesen damals vor ganz neue Herausforderungen gestellt. Überall im Land fanden sich Freiwillige zusammen, um die Brandbekämpfung neu zu organisieren und effektiver zu machen. Wassereimer, die kettenartig von einer Wasserquelle bis zum Brandherd weitergereicht wurden, waren nicht mehr effizient genug. Laut Überlieferung musste noch 1857 jeder männliche Einwohner der Gemeinde zwischen 18 und 48 Jahren mit einem Eimer zum Brandort eilen und Hilfe leisten. Damals gab es in Vilbel noch keine reguläre Feuerwehr, wohl aber ein Spritzenhaus in der Frankfurter Straße.
INFO: Das Jubiläumsprogramm am 3. Oktober
Das bunte Programm der Feuerwehr startet am 3. Oktober um 11 Uhr auf dem Gelände an der Saalburgstraße/Am Sportfeld.
11 bis 18 Uhr: Aktionen für Kinder: z. B. Feuerwehr-Schnitzeljagd, Ausfahrten, Dosen-Spritzen
Ein Künstler setzt das Thema »150 Jahre Bad Vilbeler Feuerwehr« am Bahndamm gegenüber des Stützpunktes als Graffiti um (Aktion des Stadtmarketings)
Info-Stand und Fotobox des Fördervereins Freiwillige Feuerwehr Bad Vilbel-Stadt e. V.
Fahrzeuge der Feuerwehr im Wandel von 150 Jahren (Höhepunkt: Historische Feuerwehrspritze der Vilbeler Feuerwehr und Rettungshubschrauber »Christoph 2«)
11.30 Uhr: Bürgermeister Sebastian Wysocki und Quellenkönigin Nadine I. im Dialog mit der Feuerwehr (Bühne). Feierliche Übergabe eines Abrollbehälters (AB-Gefahrgut) mit Landrat Jan Weckler, Wysocki, Stadtbrandinspektor Karlheinz Moll, Wehrführer Bad Vilbel-Kernstadt Carsten Schiebler
11.30 bis 16 Uhr: Spannende Geschichten zu 150 Jahren Freiwillige Feuerwehr Bad Vilbel-Stadt mit dem Ehrenstadtbrandinspektor Gerhard Stengel (1. Obergeschoss)
13 Uhr: Als die Feuerwehr noch mit Eimer und Handdruckspritze gegen den Roten Hahn kämpfte: Eine Pferdespritze im Einsatz (Feuerwehr Massenheim)
13.30 Uhr: Hinter den Kulissen - Stützpunkt-Führung mit Wehrführer Carsten Schiebler
14 Uhr: Feuerwehr und Landwirtschaft: Tragkraftspritzenanhänger und Traktor im Einsatz (Feuerwehr Dortelweil)
14.30 Uhr: Feuerwehr-Modenschau
15 Uhr: Brandbekämpfung in der heutigen Zeit: Ein Einsatz mit dem Löschgruppenfahrzeug (Feuerwehr Gronau)
15.30 Uhr: Hinter den Kulissen - Stützpunkt-Führung mit Wehrführer Carsten Schiebler
16 Uhr: Unsere Zukunft: Die Kinder- und Jugendfeuerwehr im Einsatz
16.30 Uhr: Feuerwehr-Modenschau
17 Uhr: Patientengerechte Rettung in Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst (Feuerwehr Kernstadt und Rettungsdienst)
…und natürlich jede Menge Kulinarisches aus der Feuerwehrküche. jsl/red
Bis zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Vilbel vergingen noch 16 Jahre. 1873 traten 56 Gründungsmitglieder unter dem Kommandanten Karl W. Hinkel ihren ehrenamtlichen Dienst an. Aus Geldmangel startete die Mannschaft mit recht bescheidener Ausstattung: Zwölf Beile, 45 Gurte, zwei Steigleitern und Hanfschläuche beschaffte die Gemeinde Vilbel für den Anfang. Kostenpunkt: 575 Gulden.
Die Folgejahre bis zum Ersten Weltkrieg und darüber hinaus waren vom stetigen Auf- und Ausbau gekennzeichnet. In den Annalen wird von zahlreichen Neuanschaffungen berichtet. 1924 wurden die ersten Sirenen für den Feueralarm in Vilbel installiert. Acht Jahre später erhielten die Einsatzkräfte zwei motorisierte Spritzen, die zusammen 9000 Mark kosteten.
Der zweite große Krieg in diesem Jahrhundert schlug dann eine tiefe Kerbe in die Reihen der Feuerwehrleute. Einberufungen und Todesfälle reduzierten den Mannschaftsbestand. Nach 1945 konnte Kommandant Jakob Klöß mit viel Erfahrung und Improvisationsgeschick dem am Boden liegenden Gefüge neues Leben einhauchen. »Unter seiner Leitung fanden sich die in alle Winde zerstreuten Wehrmänner wieder zusammen«, erfährt man von den Chronisten.
Im Hier und Jetzt können die Bad Vilbeler auf positive Jahrzehnte zurückblicken. Aktuell gibt es in allen fünf Stadtteilen 359 aktive Feuerwehrleute und fast 170 Nachwuchskräfte im Alter zwischen sechs und 17 Jahren. Der Fuhrpark umfasst 30 Fahrzeuge. Beim Tag der offenen Tür werden Karlheinz Moll und Wehrführer Carsten Schiebler (Bad Vilbel-Kernstadt) einen neuen AB-Gefahrgut feierlich entgegennehmen.
Schiebler weist noch einmal auf die Dimension der Veranstaltung hin: »Fast 100 Helferinnen und Helfer aus den Reihen der Feuerwehr wirken daran mit. Wir freuen uns auch über die Teilnahme benachbarter Wehren, die ihre historischen Fahrzeuge zur Ausstellung bringen.«

