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Trauer und neues Leben am Teich

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Von: Laura Eßer

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Eine Stockente mit Nachwuchs. © Laura Eßer

Das Bad Nauheimer Erna-Ente-Team blickt auf ein durchwachsenes Jahr zurück. 2022 ist viel passiert am großen Teich im Kurpark - nicht alles davon war schön. So drücken die Trauer um Hausganter Elvis und der Ärger über Vandalismus die Stimmung. Andererseits gab es auch viel Erfreuliches.

Zum Jahresende begann eine Vanadalismus-Serie, in der dreimal hintereinander die Spendendose am Erna-Ente-Treff geknackt und das Schloss geklaut wurde. Zuletzt wurde die aus massivem Metall bestehende Dose derart beschädigt, dass sie vorerst entfernt werden musste. Das Team hat Anzeige erstattet.

Tierisch endete das Jahr für den Verein so, wie es begann: Mit einem schrecklichen Verlust. Nachdem im Februar der blinde Gänse-Opi Klaro im hohen Alter verstorben ist, gibt das Team nun den Tod seines geliebten Elvis bekannt. Der graue Hausganter verschwand vor über vier Wochen, seitdem fehlt jedes Lebenszeichen von ihm. Mittlerweile ist davon auszugehen, dass er tot ist. Was geschehen ist, ist nicht bekannt. Nur, dass Elvis sich in seinen letzten Tagen mehr und mehr von den anderen Gänsen separierte und auf der Insel versteckte, weil er in der Gruppe gemobbt wurde.

Heldenmut und großes Herz

Elvis sorgte in seinem leider viel zu kurzen Leben für große Schlagzeilen. Zum Beispiel, als er im letzten Winter mit seinem Pummelbauch auf dem Eis festfror und in einem mehrstündigen Feuerwehreinsatz gerettet werden musste. Doch er machte sich auch viele Freunde, als er diesen Sommer Heldenmut und ein großes Herz bewies und die nach einem Hundeangriff vaterlose Kanadagans-Familie am kleinen Teich adoptierte. Trotz seines zarten Alters von erst zwei Jahren meisterte er diese Aufgabe vorbildlich und zog mit Mutter Priscilla ihre fünf Küken groß. Treu, liebevoll und freundlich war das Nesthäkchen des Erna-Ente-Teams, es hinterlässt deshalb eine umso größere Trauer bei seinen zahlreichen Fans.

Neben Klaro und Elvis verlor das Team weitere Schützlinge, wie den wilden Grauganter Quasimodo, der im März verletzt aufgenommen wurde. Trotz wochenlanger intensiver Pflege konnte ihm nicht geholfen werden; er wurde im April eingeschläfert. Im Mai fand der Angriff auf die Kanadagans-Familie am kleinen Teich statt, bei dem der Vater so schwer verletzt wurde, dass das Team ihn ebenfalls erlösen lassen musste.

Bruterfolg der Teichhühner

Doch wo Leben endet, beginnt auch Neues. Das Brutjahr am großen Teich war zwar nicht besonders ereignisreich, hielt jedoch erfreuliche Ereignisse bereit. Aufgrund der Populationskontrolle gab es bei den Gänsen nicht viel Nachwuchs. Priscilla war die einzige Kanadagans, die Junge führte. Bei den Graugänsen blieb der Nachwuchs komplett aus. Lediglich ein Graugans-Streifengans-Hybrid bekam drei Küken, die aber nicht überlebten. Unter den Nilgänsen brüteten drei Paare erfolgreich, von denen nur das Paar am kleinen Teich und das Paar am Golfplatz Junge durchbrachten. Beide Paare brüten normalerweise zweimal im Jahr, allerdings blieb die Zweitbrut vom kleinen Teich erfolglos. Das Golfplatzpaar führte im August noch mal Junge.

Den Bruterfolg der Stockenten zu beurteilen, ist jedes Jahr schwierig, da die Mütter mit ihren Küken versteckt an den dicht bewachsenen Ufern leben und oft nicht regelmäßig zu sehen sind. Das Erna-Ente-Team konnte sicher vier Entenmütter beobachten, doch wie viele Küken durchgekommen sind, ist unklar. Positiv sieht es bei den Graureihern aus, deren Kolonie wieder voll besetzt gewesen ist.

Besonders erfreulich ist der Bruterfolg der Teichhühner. Drei Paare brüteten im Kurpark, eines davon sogar zweimal. Dieses Paar hatte sein Revier direkt an der Erna-Ente-Station und war dort über Wochen gut mit seinen Babys zu beobachten. Aus den beiden Bruten mit insgesamt 15 Küken wurde mit fünf Überlebenden immerhin ein Drittel flügge, was angesichts der vielen Fressfeinde der winzigen Federbälle ein guter Wert ist. Die Teichhühner scheinen sich nun ganzjährig fest am großen Teich zu etablieren. Nach wie vor halten sich sechs bis sieben Individuen dauerhaft im Park auf und versammeln sich nachmittags am Erna-Ente-Treff, um übrig gebliebene Körner aufzusammeln.

Die positive Entwicklung dieser Art ist deshalb so erfreulich, weil das Teichhuhn in seinen Beständen bundesweit stark rückläufig ist und schon auf der Vorwarnliste für bedrohte Arten in Deutschland steht.

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