Treffen am Gederner See: Große Liebe für kleinen Puck

Ein kleines rollendes Campingmuseum gastierte am Wochenende am Gederner See. Die Puck IG hatte zu ihrem Jahrestreffen eingeladen. Mehr als 30 Besitzer der teils über 60 Jahre alten Kleinwohnwagen waren nach Oberhessen gereist.
Camping-Urlaub ist in den vergangenen Jahren stetig beliebter geworden. Dabei wurden die Wohnmobile und Wohnwagen immer größer und luxuriöser. Dass auch ein kleiner Wagen großes Vergnügen und Freiheit bedeuten kann, zeigen die Anhänger des Eriba Puck. Gleich mehrere Clubs haben sich diesem Modell gewidmet.
Zu ihnen zählt auch die Puck IG, die sich bisher alle zwei Jahre in Binau am Neckar traf. Dieter Schulte-Nienhaus aus Fauerbach, der die Leitung der IG im vergangenen Jahr von Arthur Lagerin übernahm, hat jetzt mit seiner Frau Bettina erstmals ein Jahrestreffen am Gederner See organisiert.
Dass sich der kleine Puck auch mehr als 65 Jahre nach seiner Entwicklung so großer Beliebtheit erfreut, liegt an seinen besonderen Eigenschaften und der Ära, in der er entstanden ist. Die meisten Autos der 50er Jahre hatten deutlich weniger als 50 PS. Wenn man damit vollbeladen noch einen Wohnwagen in den Urlaub ziehen wollte, musste der klein und leicht sein. Deshalb hatten die ersten Puck ein Gewicht von nur knapp über 300 Kilogramm.
Wie so ein Gespann aussah und dass man damit trotzdem auf lange Reisen gehen kann, zeigen Ingrid und Manfred Kranz seit weit über 30 Jahren. Ihren 69 Jahre alten Käfer mit 30 PS haben sie seit 33, den 60 Jahre alten Puck sogar seit 38 Jahren.
Mit Kind und Kegel nach Griechenland
»Mit einem 58er Käfer und dem Puck waren wir mehrmals mit Kind und Kegel in Griechenland«, berichtet Ingrid Kranz. Sie räumt allerdings ein: »Das würden wir heute nicht mehr machen über den Autoput.«
Wie sie beweisen auch andere Teilnehmer des Treffens, dass der Puck auch heute noch selbst mit zeitgenössischen Zugfahrzeugen fernreisetauglich ist. Lagerin, der frühere Leiter der IG, zieht seinen Wohnwagen mit einem rund 70 Jahre alten DKW 3=6. Die Modellbezeichnung soll suggerieren, dass der Dreizylinder-Zweitaktmotor die Laufkultur eines Sechszylinders hat. Dass die Limousine trotzdem nur rund 40 PS hat, wird vor allem am Berg deutlich. Für Lagerin ist das kein Hindernis. »Mit dem Gespann waren wir schon dreieinhalb Wochen in Schweden«, sagt er.
Gefunden hat der Bad Berleburger seinen Puck in Walds-hut im Schwarzwald. Den damaligen Zustand beschreibt eine Anekdote, die Lagerin erzählt. Nach dem Kauf habe er im Hotel übernachtet. Das habe die Einheimischen und anderen Gäste gewundert. Schließlich stand der Wohnwagen vor dem Haus. »Wenn ihr reingucken würdet, tätet ihr auch nicht drin schlafen«, schildert Lagerin den Gammel.
Doch die solide Grundkonstruktion macht es möglich, selbst schwere Schäden durch eine Restaurierung zu beseitigen. Wo andere Wohnwagen aus einem Fachwerk aus dünnen Holzleisten bestehen, haben der Puck und seine größeren Geschwister ein Stahlrohrgerippe, das mit Alu beplankt ist. Lagerin restauriert gerade einen Eriba Titan. Mit Tandemachse und 5,40 Metern Aufbaulänge ist er das extreme Gegenstück des Puck. »Da sind schon 45 Meter vom Rundrohr ausgetauscht«, berichtet er. »Und 15 Meter müssen noch rein.«
Welcher Aufwand im Wiederaufbau der kleinen Wohnwagen steckt, die von den 50er Jahren bis Ende der 90er Jahre gebaut wurden, lässt sich nur ahnen. Mit ihrem makellosen Interieur verkörpern sie den Geschmack ihrer Entstehungsepochen. Tütenlampen leuchten von den Oberschränken. Warmes Massivholz erinnert an das heimische Wohnzimmer. Es ist diese Qualität und Wohnlichkeit, die den Puck zu etwas besonderem unter den Kleinwohnwagen macht.
Erfahrungs- und Teileaustausch
Die regelmäßigen Treffen dienen neben der Geselligkeit auch dem Erfahrungs- und Teileaustausch. Stoffverkleidungen für das Hubdach, das im niedrigen Wohnwagen zumindest teilweise Stehhöhe ermöglicht, werden inzwischen nachgenäht, Fenster- und Türdichtungen nachgefertigt.
So drehen sich die Gespräche am Frühstückstisch oder Grill neben Reiseerlebnissen mit dem Puck auch um technische Themen. Das zusätzliche Jahrestreffen in Gedern findet großen Beifall. Ursprünglich wollte Schulte-Nienhaus es alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Traditionstreffen in Binau an verschiedenen Orten ausrichten. Doch anscheinend hat er ungewollt eine neue Tradition begründet. »Die Teilnehmer haben vorgeschlagen, dass wir das immer hier machen, weil es hier so schön ist«, berichtet der Fauerbacher. VON OLIVER POTENGOWSKI
