Über die Narren in Ulfa und Unter-Schmitten und ihre Motivwagen

500 Arbeitsstunden investieren die Ilfer Narren in den Bau ihres Motivwagens. Leichter haben es in diesem Jahr die Narren aus Unter-Schmitten mit ihrem Wagen zum Thema »Zirkus«.
Ulfa/Unter-Schmitten (mtt). Bis zum Fastnachtswochenende ist es nicht mehr lange hin, und an den närrischen Tagen steigen zahlreiche Karnevalsumzüge in der Region. So auch in der Kernstadt Nidda, wo sich närrische Menschen aus der Region zum bunten Treiben zusammenfinden werden. Fußgruppen und Musikzüge sind gut aufgestellt und bestens gewappnet für ihre Aufgaben. Proben dafür finden das ganze Jahr über statt, die Kapellen haben das Marschieren geübt und könnten im Prinzip direkt loslegen.
Nicht so die Motivwagen. Hier wird noch fleißig gesägt, gehämmert und gemalt, Dekorationsteile werden aus Polystyrol-Platten herausgebrannt, an Details wird eifrig gebastelt und liebevoll gefeilt. Insgesamt rund 500 Arbeitsstunden investieren Mitglieder der Ilfer Narren in ihren vereinseigenen Mottowagen, an dem sie seit November, quasi dem Kampagnenbeginn, bauen. Mindestens jeden zweiten Samstag treffen sich acht bis zehn Freiwillige für oft mehr als acht Stunden, um für die Umzüge gerüstet zu sein. In der heißen Phase der Fertigstellung finden sie sich jeden Samstag und auch unter der Woche zusammen. Zweck der Übung, sagt der Vereinsvorsitzende Ingo Ostheim, ist es, Spaß zu haben und Spaß zu verbreiten.
Ein weiterer Fokus liegt auf der Brauchtumspflege. Wenn die Kinder am Rande des Umzugs glücklich lachen, weil sie Bonbons erhaschen, ist das Lohn der Mühen. Und »Kamellen« werden reichlich verteilt. Aber nicht nur die, in Ulfa hat sich eigens eine Gruppe von Waffeldamen gegründet, die Waffeln backt und in Tüten mit dem Vereinslogo verpackt. Dazu werden Gläser mit heißem Äppler vom Wagen gereicht. Das ist möglich, weil der Wagen bestens ausgestattet ist. Dort finden sich neben der Musikanlage eine Bierzapfstation, eine Toilette und sogar eine Heizung. Auf dem Wagen fahren circa 25 bis 30 Narren mit. Damit sich der Aufwand auch lohnt, fahren die Ilfer Narren, die sich übrigens nicht als Konkurrenz zum Faschingsclub Ulfa verstehen, sondern als Ergänzung, bei fünf Umzügen mit, nicht nur in Nidda, sondern zum Beispiel auch in Stammheim, Laubach, Hörgenau und beim Springerumzug in Herbstein. Schriftführerin Carina Hofmann erläutert die Motivauswahl, die demokratisch ermittelt wird, vier bis fünf Vorschläge liegen auf dem Tisch und über geheime Abstimmung wird bestimmt, was genommen wird. Das aktuelle Motiv wird nicht verraten.
Leichter haben es in diesem Jahr die Schmitter Narren um ihren Vorsitzenden Tim Schmitt und seinen Adjutanten Manuel Repp: Ihr Mottowagen ist bereits seit zwei Jahren fertiggestellt, als Unter-Schmitten »Zirkus« als Thema hatte, und da in diesem Jahr der NCV ebenfalls Zirkus veranstaltet, bot es sich an, nichts zu verändern. Auch die Unter-Schmitter besitzen den Umzugswagen selbst. Der Vorteil liegt auf der Hand: Früher hat man sich von einem Landwirt einen Ladewagen geliehen und musste dann innerhalb kürzester Zeit seinen Motivwagen zusammenschustern. Tim Schmitt: »Dadurch, dass der Wagen das ganze Jahr zur Verfügung steht, kann man in Ruhe planen und bauen.«
Ein weiterer Aspekt ist die TÜV-Abnahme. Das Grundgerüst beider Wagen steht und ist dadurch »TÜV-fertig«, was die übrige Bauerei erleichtert. NCV-Zugmarschall Matthias Usinger erinnert daran, dass mit der TÜV-Abnahmepflicht jahrelang recht lasch umgegangen wurde, bis es - nicht in Nidda - 2015 zu einem folgenschweren Unfall kam. Seitdem werden die Wagen intensiv auf ihre Sicherheit überprüft.
Gemeinsamer Termin beim TÜV
Ingo Ostheim ergänzt: »Wir sind gar nicht böse über die TÜV-Abnahme, schließlich ist das für uns auch ein Sicherheitsfaktor.« Usinger ergänzt: »Um die Gruppen zu unterstützen, bietet der NCV etwa 14 Tage vor dem Umzug einen gemeinsamen TÜV-Termin an. Die Kosten von circa 180 Euro tragen die Teilnehmer allerdings selbst.«
Finanziert wird dies durch das Engagement der Mitglieder: Die Schmitter veranstalten einen eigenen Umzug, an dem sie Spenden sammeln, und die Ilfer organisieren unter anderem alle zwei Jahre eine Kirmes in Ulfa, wo alle mit anpacken.
Der diesjährige Umzug am Fastnachtssonntag, 19. Februar, in Nidda wird mit etwa 45 Nummern und etwa 350 Aktiven bestückt sein.