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Über kirchliche Grenzen hinaus

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Das aktuelle Team der Evangelischen Familienbildung Wetterau (v. l.): Manuela Kipp, Angelika von Zitzewitz-Schumann, Stefanie Politsch, Shiba Bühlmeyer, Heidrun Kroeger-Koch und Gerhard Radgen. © HORTIEN

Wetteraukreis (red). Familienunterstützende Angebote in der Wetterau haben eine lange Tradition. So feiert die Evangelische Familienbildung Wetterau in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag.

Als Vorläufer der heutigen Familienbildungsstätten gelten die bis in die 1960er Jahre verbreiteten Mütterschulen. Weil die Nationalsozialisten dort auch ihre Ideologie vermittelt hatten, lösten die Alliierten sämtliche Mütterschulen nach dem Zweiten Weltkrieg auf. Wenige Jahre später jedoch wurden sie größtenteils an ihre vormaligen Träger übergeben oder von kirchlichen und kommunalen Trägern neu gegründet.

Zunächst nur für Mütter

So entstand am 1. Juli 1962 eine Mütterschule in Friedberg, ursprünglich als Außenstelle der Einrichtung in Gießen. Damit war der Grundstein für die Familienbildungsarbeit gelegt. »Zu den ersten Kursen gehörten ein Koch- und ein Nähkurs«, erzählt Shiba Bühlmeyer, seit August Geschäftsführerin. Genutzt wurden dazu Räume in Bad Nauheim. Weitere Kursräume und die Verwaltung befanden sich im damaligen Gemeindehaus der Kirchengemeinde Friedberg in der Kaiserstraße.

In Trägerschaft der Evangelischen Frauen wurde aus der Mütterschule die Evangelische Familienbildungsstätte Friedberg, da sich das Angebot nicht mehr nur an Mütter richtete. Mit der Zeit kamen weitere Außenstellen dazu. In Bad Vilbel vor allem durch das Engagement von Pfarrer und Dekan Rudolf Trey. In Butzbach engagierte sich Erika Sternagel und ihre Familie. Kurzzeitig waren Büdingen und Karben weitere Kursstandorte. Anfang der 2000er Jahre kamen in Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt die Aufgabenbereiche Kindertagespflege, betreuter Umgang und Pflegefamilien hinzu.

»In unserer Arbeit blicken wir bewusst über die kirchlichen Grenzen hinaus«, sagt Bühlmeyer. »Bei uns wird jeder und jede so angenommen, wie er oder sie ist, wir sind offen für alle.« Das zeige sich in den Angeboten: von der Geburtsvorbereitung bis ins hohe Alter.

Ebenfalls Anfang der 2000er Jahre erfolgte der Namenswechsel von der Familienbildungsstätte Friedberg zur Familienbildungsstätte Wetterau, um die Vielfalt der Standorte abzubilden. Als das Haus der Kirche am Goldstein in Bad Nauheim 1994 geschaffen wurde, fanden dort ebenfalls Kurse statt. Unter anderem gab es eine Lehrküche, sodass bis 2016 Frauen auf dem zweiten Bildungsweg in Hauswirtschaft ausgebildet wurden. Die Familienbildung unterstützte darüber hinaus neue Familien, etwa mit dem Wellcome-Projekt in Friedberg und Bad Vilbel oder der Krabbelstube in Bad Nauheim. Es wurden eine Schuldnerberatung und weitere Sprechstunden angeboten.

Zwischenzeitlich war die Einrichtung in der Wetterau die größte Familienbildungsstätte in Hessen mit über 1000 Kursen und 18 000 Teilnehmenden pro Jahr. Inzwischen sind es rund 500 Kurse mit 9000 Teilnehmenden, wobei auch durch die Pandemie Veränderungen eingetreten sind.

2013 zog die Verwaltung in die Bismarckstraße, 2021 weiter in die Hanauer Straße, 2022 sind Räume in der Ludwigstraße hinzugekommen. Künftig soll die Evangelische Familienbildung Wetterau die im Bau befindlichen Räumlichkeiten der Kirchengemeinde auf der Kaiserstraße 144 (»Zwölf Quadrat«) mitnutzen.

Mit dem Wechsel der Trägerschaft 2017 von den Evangelischen Frauen zum Evangelischen Dekanat Wetterau wurde vieles neu organisiert und strukturiert. Seit 2018 heißt die Einrichtung Evangelische Familienbildung Wetterau.

In den vergangenen 60 Jahren hat sich auch die Art des Arbeitens verändert. »Gab es am Anfang einen gemeinsamen PC in der Geschäftsstelle, den wir uns geteilt haben, ist heute jeder mit einem PC oder Laptop ausgestattet«, erzählt Angelika von Zitzewitz-Schumann, die seit 1998 dabei ist.

Programm für 2023 steht

Zugleich profitiert die Familienbildung von ihrer Tradition: »Unseren Gymnastikkurs montags gibt es seit über 50 Jahren«, sagt von Zitzewitz-Schumann. »Bei der Zusammenstellung des Programms achten wir stets auf eine gute Mischung zwischen bewährten Kursen und neuen Impulsen«, ergänzt Bühlmeyer.

Und so soll es auch die kommenden 60 Jahre sein: »Wir sind dabei, unsere Angebote flächendeckend zu erweitern und weitere Kursstandorte zu etablieren«, sagt Bühlmeyer. Aktuell werden die Programmhefte für das erste Halbjahr 2023 verteilt. Das Programm gibt’s auch auf www.familienbildungwetterau.de.

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