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Ulfa: dolles Dorf und einfach »annerscht«

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myl_DollesDorfUlfaGRuppe_4c © Martin Ritter

Auf einen Anruf folgte die Aufregung. Ulfa wurde im HR als dolles Dorf gezogen. Einmal mehr stellte die Dorfgemeinschaft ihren Zusammenhalt eindrucksvoll und nachhaltig unter Beweis.

Ulfa ist Dolles Dorf. Das letzte im Jahr 2022, aber wie der »Ortspolizeidiener« und Ausrufer Michael Fritzius richtig bemerkt: Das Beste kommt immer am Schluss. Doch bis dahin ist es ein ziemlich weiter Weg, wie Ortsvorsteher Christian Döll berichtet. Bereits 2011 hatte sich das Dorf im Rahmen des Wettbewerbs »Unser Dorf hat Zukunft« um eine Teilnahme beworben und wurde auch tatsächlich ausgewählt.

Noch einmal elf Jahre gingen i ns Hessenland, bis am Donnerstagabend bei Christian Döll die Nachricht eintraf, Ulfa ist zum »Dollen Dorf« erkoren. Döll: »Wir spielten gerade Stadt-Land-Fluss-Vollpfosten, als das Telefon klingelte.« Sofort setzte der rührige Ortsvorsteher alle Hebel in Bewegung und verabredete sich mit allen Interessierten in der Dorfkneipe beim »Heinz«. Das Lokal war brechend voll und flugs waren auch Ideen entwickelt, wie sich der Niddaer Stadtteil präsentieren sollte.

»A« wie »e bissi annerscht«

Ulfa hat ein Motto entwickelt, das aus den Buchstaben des Ortsnamens besteht: U wie urig, L wie lebenswert, F wie familienfreundlich und A wie annerscht. Ein Zeitplan für die Dreharbeiten wurde entwickelt und die Treffpunkte mit Inhalten gefüllt, das heißt, Vereinen und Gruppierungen wurden ihre Rollen zugeteilt. Und alle machten mit.

Allein aus der knappen Agenda des Tages wird deutlich, wie viele unterschiedliche und teilweise außergewöhnliche Aktivitäten in Ulfa betrieben werden. Neben den Landfrauen, dem Faschingsclub und den Fußballern und anderen gibt es Phänomene wie den Strohbären, mit denen man traditionell den Winter austreibt, die fahrende Bierzeltgarnitur und in der Kirche das nicht alltägliche Dreiergeläut sowie Alphornbläser, angeführt vom Ilfer Urgestein Holger Schneider. Letzterer begleitete mit seinen verschiedenen Bläsergruppen die Dreharbeiten wie ein roter Faden durch den Tag. Zum Abschluss stimmte er das vom ganzen Dorf gesungene Ulfa-Lied an, in dem es heißt: »Ulfa ist ein schönes Dorf, das sag ich ganz stolze. Menschen sind in diesem Dorf stets aus gutem Holze.«

Aus welchem Holz die Ulfaer geschnitzt sind, erfährt man von den Umstehenden. Rudi Neumann fasst es zusammen: »Wir haben alles, was ein Dorf lebenswert und familienfreundlich macht: Schule, Kindergarten, eine gut a usgestattete Feuerwehr, vielfältige Vereine.«

Urig ist nicht nur der Strohbär, sondern sind auch unter anderem die Fastnacht, die der FCU alle Jahre mit großem Erfolg und hoher Qualität veranstaltet, oder die Theateraufführungen der »Ilfer Schaustecker« in Mundart. Überhaupt Mundart, sie spielt im Dorf eine gewichtige Rolle, nicht erst seit Karin Bach sie weiterträgt. Mundart ist auch Unterrichtsfach an der Grundschule, zwar als freiwillige Arbeitsgemeinschaft, aber sie wird gut angenommen und ist unter anderem eine Basis für den jährlichen Mundartgottesdienst.

Gemeinschaft und Zusammenwirken

Möglich wurde das überhaupt erst durch ein Zusammenwirken der Dorfgemeinschaft, die sich vor einigen Jahren vehement und erfolgreich für den Erhalt der Grundschule in Ulfa eingesetzt hat.

Gemeinschaft und Zusammenwirken sind die beiden Schlagworte, die immer wieder fallen, weil sie im Dorf bei allen Generationen großgeschrieben werden. Als vor Jahren ein junger Mann an Krebs erkrankte, wurde spontan eine Winterkirmes als Spendengelegenheit organisiert. Urig und interessant sind auch die Dorfnamen, wie Klaus Martin zu berichten weiß.

Sein eigener Name im Dorf sei zum Beispiel »de Miewese Klaus«. Er kann ihn sich nicht erklären, er könnte von Möbus abstammen, andere sagen, es bedeute mieh (mehr) wisse (wolle). Spannend dabei ist die spezielle Form des Gendern: Das gibt es nicht, der Dorfname gehört nur dem Mann. Seine Frau ist dann »dem Miewese Klaus sei Fraa«.

Spitznamen für die Zugezogenen

Neue Dorfnamen gibt es auch nicht, allenthalben Spitznamen für die Zugezogenen im Neubaugebiet. Aber da sei die Integration etwas schwierig, ergänzt Christian Döll, trotz attraktiver Angebote. Immerhin konnte man sich am Weihnachtsmarkt ein wenig kennenlernen.

Angesichts der Menschenmenge vor seiner Kirche, die zum Abschluss der Dreharbeiten gemeinsam das Ulfa-Lied intonierte, stellte Pfarrer Reiner Isheim anerkennend fest: »So etwas bringt die Leute zusammen«. So sind die Ulfaer eben. Und e bissi annerscht.

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