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Unterhaltung und Bildungsauftrag

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Im English Theatre in Frankfurt lernen die Schüler aus Konradsdorf den Unterhaltungsaspekt von Theaterstücken kennen. © pv

Ortenberg (red). Dass kulturelle Bildung eine wichtige Aufgabe der Schule ist, steht ganz außer Frage. An der Gesamtschule Konradsdorf fördert man diese unter anderem auch dadurch, dass Schülerinnen und Schüler ganz unterschiedliche Theateranliegen kennenlernen. So besuchten einige Kurse der Oberstufe im vergangenen Schuljahr die Katakombe und das English Theatre in Frankfurt.

Beide Theater stehen für entgegengesetzte Konzepte dessen, was Theater erreichen wollen.

Die Katakombe, ein sehr kleines Theater mit bewusst reduzierter Ausstattung und großer räumlicher Nähe zwischen Publikum und Schauspielern, greift häufig Schullektüren auf und bearbeitet sie für die Bühne. Dieses Theater will Denk- und Sehgewohnheiten infrage stellen und zur intensiven Auseinandersetzung anregen.

Gesundheit contra Freiheit

Hier sahen sich die Schüler eine Bühnenfassung von Juli Zehs »Corpus Delicti« an. Ein Roman, der seit einigen Jahren auf der Leseliste der Oberstufe steht und fast prophetisch viele durch Corona ausgelöste Debatten vorweggenommen hat. Der Interessenskonflikt von Gesundheit und Freiheit bildet das Zentrum des Buchs und die Theaterfassung brachte die Schüler zu einer tiefgehenden Beschäftigung mit der Frage, welche Bilder durch das Theater vermittelt werden und wie diese mit den eigenen Vorstellungen abzugleichen sind. Die karge Gestaltung des Bühnenbilds legt den Fokus auf Problemstellen im Schauspiel und das interessante Nachgespräch mit Regisseurin und Darstellern vertiefte dieses Theatererlebnis, das durch Schlichtheit und Konzentration auf zentrale inhaltliche Fragestellungen geprägt war.

Das »Theater-Feeling« beim Besuch des English Theatre unterschied sich von dem der Katakombe in vielerlei Hinsicht. Das English Theatre als »richtiges« Theater mit Bar und Zuschauerraum kreiert viel Atmosphäre und besonderes Flair für einen Theaterabend. Zudem war das Stück »Now and Then« als »Romantic comedy« angepriesen. Bei diesem Theaterbesuch gab es keine Vorbereitung des konkreten Stücks im Unterricht, auch wenn Irland im Englisch-Lehrplan in diesem Jahr das »Country of reference« ist. Ohne genauere Vorabinformationen zum Inhalt waren hier neugierige Vorfreude und Offenheit gefragt.

Einfach mal unterhalten lassen

Das einladende Bühnenbild eines Irish Pub weckte dann bereits das Interesse bei den jungen Zuschauern. Der mysteriös aufgebaute Plot und die exzellente Darstellung der Akteure taten ihr Übriges, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu sichern. Die Beziehung zwischen den Personen wurde erst zum Ende des ersten Akts deutlich. Der zweite Akt war zwar vorhersehbarer, aber hier zeigte sich die Romantik des Stücks und man konnte sich wunderbar in die Charaktere einfühlen. Und so verriet dann auch der große Applaus am Ende, wie sehr diese Produktion des English Theatre sein Publikum begeistert hatte. Die Schüler nahmen als Fazit mit: Theater kann »schön« sein. Es lohnt sich, auch dann ins Theater zu gehen, wenn man sich einfach mal »nur« unterhalten lassen will.

Mit beiden Aspekten von Theater vertraut zu machen, sieht die Gesamtschule Konradsdorf als wichtiges Anliegen kultureller Bildung und freut sich, dass die Schüler sich auf beide Pole der Theaterarbeit offen und interessiert eingelassen haben.

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