Unterwegs für die Sicherheit: »Die Welt ein bisschen besser machen«

Heinz Euler engagiert sich bereits seit über 40 Jahren bei der Verkehrswacht Wetterau. Der Stockheimer klärt über das richtige Verhalten im Verkehr auf - bei Kindern und Erwachsenen.
Sieben Monate hat Heinz Euler gebraucht, um alles zu erledigen, was er sich für seinen Ruhestand vorgenommen hatte. »Ich habe mich gefragt: Was mache ich jetzt?«, sagt der nun 75-jährige Stockheimer. Er erinnerte sich an seine Tätigkeit als Fachberater für Verkehrserziehung und fing wieder an, Aufklärungsarbeit für die Verkehrswacht Wetterau zu be treiben.
So setzt er sich dafür ein, dass Kinder lernen, richtig und sicher im Straßenverkehr unterwegs zu sein - zu Fuß und mit dem Rad. Bei Elternabenden und Aktionstagen zeigt er, was es zu beachten gibt. »Helm tragen, die passende Fahrrad-Größe, der richtige Gang«, zählt er auf.
Essenziell sei es, das Verhalten im Verkehr immer wieder zu üben. »Die Kinder wachsen über sich hinaus«, sagt Euler. »Beweglichkeit und Gleichgewicht sind wahnsinnig wichtig. Das schafft neue Verknüpfungen im Gehirn und trainiert für den Verkehr.« Die Unterstützung der Eltern sei dabei unabdinglich. »Sie müssen aktiv mit ihren Kindern üben und aufmerksam im Straßenverkehr sein.«
Kinder im Auto anschnallen
Auße rdem besucht Euler Oberstufen und Berufsschulen, um über Alkohol und Drogen aufzuklären. Dafür gebe es Fahr- und Aufprallsimulatoren sowie eine Rauschbrille.
Ein Aspekt, der Euler sehr wichtig ist: das Anschnallen. Das betreffe alle Altersstufen. »Das Schlimmste ist, wenn ein Kind tot ist, weil es nicht angeschnallt war. Egal wie kurz der Weg ist. Wenn die Eltern ihr Kind nicht anschnallen, können sie es auch gleich aus dem Fenster werfen.«
Seit 1980 ist Euler bei der Verkehrswacht Wetterau aktiv. Als Schatzmeister hat er außerdem seit über 20 Jahren die Finanzen des Vereins im Blick. Bevor Euler wegen einer chronischen Erkrankung verfrüht in den Ruhestand ging, war er als Lehrer für Mathe und Physik tätig. 20 Jahre arbeitete er in Nidda an der Haupt- und Realschule, weitere 20 Jahre war er in Niddatal Konrektor. An der Haupt- und Realschule Nidda wurde er durch seine Erfahrungen als Feuerwehrmann zum Sicherheitsbeauftragten ernannt. »Dann brauchten sie einen Fachberater für Verkehrserziehung. Bis dahin hatte ich nichts mit Verkehr am Hut«, sagt Euler. »Da jeder Fachberater bei der Verkehrswacht Mitglied war, bin ich dann dorthin gekommen.«
Schräg über die Straße geheiratet
Euler wohnt schon sein gesamtes Leben in Glauberg-Stockheim. »Ich habe schräg über die Straße geheiratet«, erzählt er. Dieses Jahr feiern er und seine Frau 50 Jahre Ehe. Bereits seit der Kindheit kennen die beiden sich. »Mit 20 Jahren habe ich sie wiederentdeckt.« Dass er schräg gegenüber von ihr gewohnt hat, sei eine Herausforderung für ihn gewesen. »Man muss den Kindern zeigen, gerade über die Straße zu gehen, damit sie nicht mit dem Rücken zum Verkehr laufen«, sagt Euler. »Als unsere Kinder dann da waren, musste ich gerade zu meinem Elternhaus über die Straße gehen. Dann waren die Kinder groß genug, und ich konnte wieder schräg gehen. Dann kamen die Enkel, und ich musste wieder gerade gehen«, erzählt er und schmunzelt. Euler hat zwei Töchter und drei Enkelkinder.
Sein Weg zum Lehrersein
Euler verbringt bereits viele Jahrzehnte damit, Kindern etwas beizubringen - früher in der Schule, nun bei der Verkehrswacht. »Ich wollte immer Lehrer sein. Bis zum heutigen Tag. Und die Welt ein bisschen besser machen.«
Sein Weg zum Lehrersein wurde bereits als Schüler manifestiert. »Meine Noten waren nicht sonderlich. Irgendwann war ich gut in Mathe.« Einmal hatte er im Unterricht bei drei Rechenaufgaben zwei falsch abgeschrieben und bei einer einen Rechenfehler gemacht. »Somit waren alle drei Endergebnisse falsch. Ich habe eine sechs bekommen. Da habe ich meinem Lehrer geschworen, dass ich Lehrer werde und es besser mache.« Viele Jahre später gab Euler einem seiner Schüler eine eins, obwohl bei der Mathearbeit einiges durchgestrichen war. Euler setzte sich gegen Schulleiter und Fachkonferenz durch, dass die Note eine eins bleibt. »Es war aus Prinzip. Es gab Dinge, die ich als Schüler gehasst habe. Die wollte ich als Lehrer nicht selbst so machen.«
Euler sagt, dass es ihn gerade wegen seiner chronischen Erkrankung glücklich mache, dass er lebe - jeden Tag aufs Neue. »Ich genieße jeden Tag. Mit meiner Frau, mit meiner Familie. Und mit der Verkehrswacht.«
INFO: Die Verkehrswacht
Unter dem Motto »Wir helfen im Straßenverkehr« möchte die Verkehrswacht Wetterau das Verkehrsverhalten positiv beeinflussen, um Unfälle im Straßenverkehr zu vermeiden. Es gibt Angebote für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren. Ob Verkehrserziehung, Informationen zum Alkoholeinfluss oder Rollator-Parcours - 20 Aktive sind mehr als 300-mal im Jahr unterwegs in der Wetterau für verschiedene Aktionen. »Wir sind zwischen 15 und 75 Jahre alt«, sagt Heinz Euler von der Verkehrswacht Wetterau.
INFO: Teil 15 der Serie (Mit-)Menschen
Jeden Tag begegnen wir Menschen, die uns zwar vertraut sind, die wir aber gar nicht kennen. Ihre Geschichten, Berufe oder Hobbys bleiben uns verborgen. Wir haben uns vorgenommen, das zu ändern. In unserer Serie »(Mit-)Menschen« wollen wir einige dieser Wetterauer vorstellen.