Unverzichtbarer Teil des Weihnachtsfestes

Nach zweijähriger Corona-Pause hat in der ehemaligen Klosterkirche in Hirzenhain wieder das Weihnachtskonzert der Regionalkantorei unter der Leitung von Katrin Anja Krauße stattgefunden.
Von der Dankbarkeit, endlich wieder musizieren und wieder zuhören zu können, sprach Pfarrer Martin Schindel, als er das Publikum am zweiten Weihnachtsfeiertag zum Konzert der Regionalkantorei in der evangelischen Kirche Hirzenhain willkommen hieß. Er traf damit genau die Stimmung der Gäste, die das Kirchenschiff zahlreich füllten. Für viele ist dieses Konzert ein unverzichtbarer Teil von Weihnachten, es wurde während der Corona-Pause vermisst.
Der Kammerchor »Natale« trat mit knapp 20 langjährig in der regionalen Kirchenmusik engagierten Sängerinnen und Sängern auf. Das Streicherensemble bildeten Cornelia Scholz, Claudia Drechsler (beide Violine), Andrea Christ (Viola) und Simon Ullmann (Violoncello). Dekanatskantorin Kathrin Anja Krauße hatte die Gesamtleitung und begleitete auf der Truhenorgel.
Frische Lautmalerei
Eingangs erklang der Chorsatz »Es ist ein Ros entsprungen« von Melchior Vulpius als vierstimmiger Kanon. Chorstücke aus Händels »Messias« in der englischen Originalsprache sowie Stücke aus Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium bildeten Schwerpunkte des Konzerts.
Händels »And the Glory of the Lord« mit der machtvoll hervorgehobenen Schlusszeile »For the mouth of the Lord has spoken« und die Verkündigung »O thou that telleth good tidings« erklangen im feinen Zusammenspiel der Instrumente mit den Singstimmen. Es folgte der Bachsatz »Vom Himmel hoch da komm ich her«, eine innige Vertonung der Weihnachtsbotschaft. In Versen sprach Pfarrerin Regine Jünger von der »Sehnsucht nach göttlichem Licht«.
Ein weiterer Schwerpunkt waren Chorsätze des zeitgenössischen Komponisten Stefan Glasbrenner. Sein Weihnachtslied »Away in a manger« mit Summ- und Silbenchor, dem Hervortreten der Soprane und der Bässe erinnerte an ein Wiegenlied.
Zwei Bach-Sätze folgten: »Wie soll ich dich empfangen« und das strahlende »Brich an, du schönes Morgenlicht«. Dabei bot sich dem Chor die Gelegenheit, seine präzise Intonation zu zeigen. Eine Weihnachtsgeschichte von William Ashley Anderson, »Erscheinung am Weihnachtsabend«, die Martin Schindel las, führte in eine kalte Winterszenerie in den ländlichen USA. Eine stotternde Autobatterie, eine kleiner Junge, als einer der drei Heiligen Könige verkleidet, der unbedingt pünktlich beim Weihnachtsspiel sein will und durch die Winternacht läuft - scheinbar eine alltägliche Situation. Es waren in dieser Erzählung gerade bedrückte, trauernde Menschen, die die Kraft hatten, in dem Kleinen eine himmlische Erscheinung zu sehen.
»Kling, Glöckchen« ist eines der populären, um nicht zu sagen trivialen Weihnachtslieder, allzu oft in Supermärkten und Fußgängerzonen zu hören. Dank frischer Lautmalerei und leicht verswingter Melodie gab das Arrangement von Glasbrenner dem Lied einen neuen vitalen Klang. Das galt auch für seine Bearbeitung von »Stern über Bethlehem«.
Jubelndes Klangbild
Dem Bach-Satz »Seid froh dieweil« folgte der nächste »Messias«-Abschnitt »For unto us a child is born« mit einem Wechselgesang zwischen Männer- und Frauenstimmen, vom Instrumentalensemble fein umspielt. Die anspruchsvoll zu singenden und zu spielenden Verzierungen fügten sich zu einem jubelnden Klangbild.
Bei Händels Konzert opus 4 Nr. 6 für Harfe/Orgel und Orchester wurde dem Publikum ein dialogisches Zusammenspiel von Truhenorgel und Streicherensemble mit reichen Variationen und Imitationen der Stimmen geboten. Beeindruckend war insbesondere die feine Registrierung der Orgel im zweiten Satz.
Händels bekanntes »Halleluja« hat mehr Nuancen als nur kräftig triumphierende Mehrstimmigkeit. Beim Chorgesang wurde die subtile Textausdeutung bewusst, etwa bei der Zeile vom Wandel des irdischen in das himmlische Königreich. Johan Rutters »Three Kings of Orient« beeindruckte die Zuhörenden als Chorsatz von lyrischem Klang mit gesummten Passagen und einem orientalischen Hauch. Und auch bei »O du fröhliche« setzte der Chor die Akustik des Kirchenraums bewusst ein - aufgereiht entlang der Seitenwände der Kirche.
Der Applaus war dann so lebhaft, dass Krauße vorschlug, Händels »Halleluja« noch einmal gemeinsam zu singen - ein kräftiger Akzent zum Schluss. VON ELFRIEDE MARESCH