Velect Bicycles: Innovation aus Rainrod

In nur drei Jahren Entwicklungszeit haben Andreas Prasse, Vitali Kraus und Frederik Eberhard zwei neue Carbonfahrräder für den E-Bike-Bereich geschaffen, die es in sich haben.
Qualität, Nachhaltigkeit und lange Nutzung - dafür will das Start-up-Unternehmen Velect Bicycles aus Rainrod stehen. Die Gründer Andreas Prasse und Vitali Kraus (Geschäftsführer) sowie Frederik Eberhard (Betriebsleiter) haben innerhalb von drei Jahren zwei komplett neue Carbonfahrräder für den E-Bike-Bereich entwickelt.
Und die haben es in sich - beziehungsweise: Sie haben weniger respektive nichts in sich. Denn: Mit 50 Prozent weniger Lithium und ohne seltene Erden im Akku ihrer E-Bikes wollen die drei Jungunternehmer ein Stück Zukunft gestalten.
Ihre Eigenentwicklung gibt es als Mountainbike für das Gelände und als Trekkingrad für Fahrten auf gut ausgebauten Wegen. Der Rahmen aus Carbon ist leicht und stabil, Vitali Kraus hat ihn in unzähligen Stunden am Computer konstruiert. Produziert wird er von einer Fahrradfabrik.
Bei dem sportlicheren Mountainbike vermittelt er dank Vollfederung ein komfortables Fahrgefühl. Zudem ist der Rahmen nicht nur robust, sondern er zeichnet sich auch durch eine formschöne Ästhetik aus. Wichtige Stellen, wie zum Beispiel Schraubhülsen, die sich im Laufe der Jahre abnutzen, sind aus Aluminium und können ausgetauscht werden.
Einmal rund um die Erde
Der Rahmen für die Trekkingversion ist flexibel und kann dem fortschreitenden Alter oder gesundheitlichen Einschränkungen des Nutzers durch variabel einsetzbare oder entfernbare Stangen angepasst werden, erklärt Vitali Kraus. »Ein neues Bike anzuschaffen ist daher nicht nötig«, sagt er.
Neben dem Rahmen sind der Motor und der Akku die weiteren Herzstücke der E-Fahrräder aus der Rainröder Entwicklerwerkstatt. Der leistungsstarke 120-Nanometer-Motor soll 50 000 Kilometer halten, lange genug, um einmal rund um die Erde fahren zu können.
Mit 900 Wattstunden bietet der Akku, in den von der Automobilindustrie abgeleitete Standards eingeflossen sind, ebenfalls eine große Leistung. »Damit gibt es keine Reichweitenangst mehr«, sagt Vitali Kraus. 300 Kilometer seien möglich, ohne den Akku aufzuladen.
Für das Trekkingrad bieten die Rainröder Unternehmer zwei Antriebe an. Für die lange Distanz haben sie einen 1200-Wattstunden-Lithium-Ionen-Akku entwickelt, der einen im Bereich des Tretlagers angebrachten Mittelmotor speist. Er ist auch für Pedelecs ausgelegt und damit für Geschwindigkeiten von bis zu 45 Stundenkilometern. »Das Fahrrad eignet sich für den täglichen Weg zur Arbeit oder eine längere Urlaubsfahrt mit längeren Tagesetappen, bei denen es unterwegs keine Lademöglichkeiten gibt«, schwärmt der Entwickler von den Einsatzmöglichkeiten.
Die Alternative ist ein Hinterradmotor, der die Kraft ohne Verluste über die Kette direkt auf die Antriebswelle des Laufrades bringt. »Dadurch verschleißen Kette und Ritzel weniger«, verspricht Vitali Kraus. Die Energie des Motors kommt von einem Lithium-Eisen-Phosphat-Akku, der auf eine Reichweite von etwa 120 Kilometern ausgelegt ist, dafür aber mit bis zu 50 Prozent weniger Lithium auskommt und überhaupt kein Kobalt oder sonstige seltene Erden enthält.
»Eine Brandgefahr ist bei diesem Feststoff-Akku ausgeschlossen«, sagen Kraus und Eberhard. »Außerdem ist unser Lithium-Eisen-Phosphat-Akku extrem langlebig. Er kann bis zu 15 000 Mal aufgeladen werden.«
Die Bikes von Velect Bicycles sollen auch kosteneffizient sein. Fahrräder, die nicht nur durch Muskelkraft, sondern auch durch Strom von der Stelle kommen, sind nicht gerade billig. Vierstellige Beträge im unteren bis mittleren Bereich sind üblich, auch für die zukunftweisenden Zweiräder des im Rainröder Gewerbegebiets »Auf der Oberwiese« angesiedelten Unternehmens.
Gut für die Umwelt
Die Unternehmensgründer verweisen in dieser Hinsicht auf die Kosten-Nutzen-Relation ihrer Produkte. »Wir können unseren Kunden ein hohes Qualitätsversprechen geben«, sagen Vitali Kraus und Frederik Eberhard. »Unsere Bikes halten lange. Reparaturen fallen kaum an, durch die Langlebigkeit werden Ersatzteile kaum benötigt. Das bringt - auf lange Sicht gesehen - Effizienz bei den Kosten.« Und es sei gleichzeitig gut für die Umwelt, betonen die beiden Firmenvertreter.
Neben den Personenfahrrädern hat das Rainröder Unternehmen auch ein Lastenbike im Programm. Es ist ebenfalls mit dem Lithium-Eisen-Phosphat-Akku ausgerüstet, um der Vision von Nachhaltigkeit mit »deutlich höherer Lebensdauer« gerecht zu werden. Auch die übrigen Teile, die zu einem Fahrrad gehören, wie Bremsen, Pedale oder die Laufräder hat das Start-up-Unternehmen selbst entwickelt. So wie die beiden hydraulischen Bremsen mit rund 20 Zentimeter großen, mit CNC-Technik gefrästen Scheiben. »Auch hier haben wir auf Langlebigkeit und gleichzeitige Wartungsarmut viel Wert gelegt«, sagt Vitali Kraus. VON STEFAN WEIL