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»Versorgung für Frankfurt nicht sicher«

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Die Bracht bei Illnhausen Ende Januar: Trotz Regens und Schneeschmelze ist das Bachbett nur zu einem Drittel gefüllt. © pv

Vogelsbergkreis (red). Wie steht es um die Wasserversorgung der Mainmetropole? Dr. Günther Lißmann von der Interessengemeinschaft zum Schutz des Wasserhaushalts im Vogelsberg (IG Wasser) sieht im Klimawandel und dem davon verursachten Rückgang der Grundwasserneubildung im Vogelsberg eine Gefahr für die Wasserversorgung in Frankfurt: »Es ist absehbar, dass das Grundwasserdefizit bei immer häufiger auftretenden Dürresommern zunehmend größer wird«, heiß es in einer Pressemitteilung der IG.

»Die maximale Feldkapazität, das ist der Wasservorrat, der vom Boden, gegen die Schwerkraft gehalten werden kann, ist bei vielen Böden nur in den oberen 60 Zentimetern erreicht. Erst wenn die Bodenschichten über dem Grundwasserleiter, so bis zwei Meter Tiefe, gesättigt sind, kann Wasser an die Grundwasserspeicher abgegeben werden.«

Im Sommerhalbjahr kommt vom Niederschlagswasser im Grundwasser kaum etwas an. Ein Großteil der Niederschläge wird von den hohen Temperaturen verdunstet und von der Vegetation aufgenommen. Daher sind die Grundwasserstände auch bei durchschnittlichen Niederschlagsmengen im Sommer rückläufig. Der Grundwasserspiegel fällt umso stärker, wenn die Sommer überdurchschnittlich heiß und trocken sind. »Vier solcher Dürresommer hatten wir in den vergangenen fünf Jahren. Dies führte zu deutlich sinkenden Grundwasserständen«, erläutert Lißmann.

Vor dem Hintergrund des Klimawandels bestehe wenig Hoffnung auf Nassjahre. Auch im Vogelsberg, dem größten Trinkwassergewinnungsgebiet für die Mainmetropole, seien die Auswirkungen des Klimawandels signifikant, erklärt der IG-Vertreter. Die Wetterdaten der vergangenen Jahrzehnte zeigten eine eindeutige Tendenz: »Die mittlere Jahrestemperatur ist um 1,4 Grad Celsius gestiegen. Die Zahl der besonders kalten Tage, Eistage und Frosttage, ist seit den 1960er Jahren deutlich zurückgegangen. Dagegen hat die Zahl der warmen und heißen Tage stark zugenommen. Für die Sommermonate zeigt sich seit den 1960er Jahren ein Niederschlagsrückgang. Ein Trend zu sommerlichen Dürreperioden und Starkniederschlägen zeichnet sich ab. Die Folgen des Klimawandels sind nicht zu übersehen.«

Die öffentliche Wasserversorgung im Rhein-Main-Gebiet stütze sich fast ausschließlich auf die Nutzung von Grundwasser. Wenn das Grundwasser nachhaltig genutzt werden soll, wie es in den Erklärungen der Landesregierung verkündet wird, ist die Grundwasserneubildung die entscheidende Stellgröße für den zukünftig möglichen Umfang der Grundwassernutzung. Der Klimawandel habe Auswirkungen auf den gesamten Wasserkreislauf und verringere tendenziell die Grundwasserneubildung: »Die jährliche Grundwasserneubildung ist seit 2003 im Vergleich zur Referenzperiode 1971 bis 2000 insgesamt fast 30 Prozent geringer ausgefallen. Für die Zukunft ist keine Trendumkehr zu erwarten.«

Auswirkung zuerst im Vogelsberg

Der Mangel an Grundwasser werde in den Vogelsberggemeinden zuerst Auswirkungen zeigen, da die kommunalen Brunnen weniger tief liegen und auf die schwebenden Grundwasserstockwerke zurückgreifen. Die Brunnenbohrungen, die über Fernleitungen das Grundwasser in die Mainmetropole leiten, gingen viel tiefer. Sie förderten das Wasser aus der Zone der durchgehenden Grundwassersättigung. »Hier wird eine Wasserknappheit erst viel später spürbar. Es wäre aber nicht vorstellbar, dass aus der Zone der durchgehenden Grundwassersättigung das Wasser nach Frankfurt weiterfließt, wenn einige Vogelsberggemeinden, die ihr Wasser aus darüberliegenden Grundwasserstockwerken beziehen, trockenfallen«, warnt Lißmann. »Eine Wasserpolitik, welche die Wasserversorgung im Rhein-Main-Gebiet und die Natur im Vogelsberg vor die Wand fährt, kann auch von einer verantwortlichen Landespolitik nicht tatenlos hingenommen werden.«

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