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Videograf mit KI-Ambitionen

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Von der Kompakt- bis zur Profikamera war es für Pascal Schmitt ein wichtiger Schritt des Selbststudiums. Der junge Mann interessiert sich von kleinauf fürs Filmen, hat sein Hobby zum Beruf gemacht. © Hanna von Prosch

Pascal Schmitt, 26 Jahre, Geburts- und Wohnort Bad Nauheim, Student und selbstständiger Videograf. So liest sich der Steckbrief eines jungen Mannes aus der Wetterau, der weiß, wohin er will: Mit künstlicher Intelligenz (KI) zum kreativen Videodreh.

So ganz raus aus dem »Kinderzimmer« ist Pascal Schmitt noch nicht. Er wohne im Haus der Eltern und betreibe tatsächlich seine Firma im Kinderzimmer, bemerkt er schmunzelnd. Seit gut eineinhalb Jahren ist er selbstständig als Videograf. Seine Dienstleistung bietet er Firmen- und Privatpersonen, Newcomern und Künstlern vorzugsweise aus dem Musikbusiness an. Daneben studiert er im vierten Semester »Social Media Systems« an der THM.

»Film- und Videoproduktionen waren schon immer meine Leidenschaft«, sagt Schmitt. »Ich bin mit den sozialen Medien von Facebook bis TikTok groß geworden.« Die ersten Reisefilmchen auf Mutters Kompaktkamera waren der Einstieg. Das genügte dem Jungen aber bald nicht mehr, und er fuchste sich immer tiefer in die Geheimnisse des Videofilmens ein. »Die Youtube-Anleitungen, die ich studierte, waren ganz gut erklärt, aber ich hatte noch lange nicht das große Ganze überblickt«, weiß er heute.

Erfahrungen sammelte Schmitt schon früh durch Berufstätigkeit, Abgucken und Mitmachen. Nach der Realschule machte er eine Lehre zum Kaufmann für Büromanagement, dann ein Freiwilliges Soziales Jahr bei den Johannitern. Er setzte die Höhere Handelsschule drauf. Sein sehr guter Abschluss ermöglichte ihm die Zulassung zum Studium. »Eigentlich wollte ich erst einmal ein Jahr nach Australien, zur Selbstfindung. Ich hatte alles schon komplett geplant, aber dann kam Corona«, erzählt er.

Kein Ausland, keine Arbeit, kein Geld. So fing er an, sich intensiver mit der Selbstständigkeit auseinanderzusetzen. Mit einem Freund filmte er Lost Places (verlassene Orte) und stellte sie auf Youtube ein. Eine Nische, die aber Beachtung fand. Dann bekam er die Chance, für einen erkrankten Kollegen eine Veranstaltung der Frankfurt School of Finance and Management mitzudrehen. Die Aufträge wurden immer mehr, die Kamera immer größer. Er wirkte als Assistent bei Profidrehs für Geld mit, lernte bei einem Musikvideo den Rapper Green kennen.

»Musikvideos mag ich am liebsten. Da kann ich total kreativ sein«, sagt er und erklärt die Vorgehensweise. Für einen etablierten Künstler kalkuliert er zwei bis drei Tage. »Im Grobkonzept plane ich Ort, Licht, Tageszeit, Effekte, Material - ein cooles Auto oder Pflanzen. Das wird mit dem Kunden besprochen, genauso wie das Budget. Eben das ganze Management bis zur Buchhaltung.«

Bilder und Videos künstlich generieren

Im Studium lernt Pascal Schmitt genau diese Dinge: IT, BWL und Medienwissenschaften. »IT ist für mich das Schwierigste. Aber ich habe gemerkt, wie wichtig es ist, gerade, wenn man mit KI arbeiten will«, sagt er. Seit einigen Monaten experimentiert Schmitt intensiv damit. Mit einem bestimmten Tool kann er inzwischen nicht nur Bilder, sondern auch Videos künstlich generieren.

»Es ist faszinierend, wie schnell der Fortschritt ist. Auch wenn manches noch unecht wirkt und ruckelt, man kann aber schon sehr gut ein Originalvideo mit einem von KI generierten mischen.« Je besser seine Befehle seien, etwa »Augen zwinkern, Blick rechts, lächeln«, desto natürlicher werde die Bewegung. Das sei vor allem gut, wenn Protagonisten nicht persönlich einsetzbar sind. Ein Foto reicht, und er kann mithilfe von KI zum Beispiel ein Firmenvideo für einen Zahnarzt irgendwo auf der Welt erstellen.

Und was sagt der Jungunternehmer zu den Fakes? »Die Bild- und Video-KI ist noch lange nicht ausgereift. Man kann alles generieren, weil sie noch offen ist. Schließlich musste erst einmal alles gesammelt werden, was irgendwo im Netz vorhanden ist, um sie zu füttern. Wenn genug Daten vorhanden sind, wird man auch wieder Grenzen ziehen, was manche Firmen schon machen. Aber am Ende geht es doch um den technischen Fortschritt«, ist er überzeugt.

Auch Pascal Schmitt muss viel ausprobieren, bis es seinen Ansprüchen genügt und die Kunden zufriedenstellt. Er ist froh, anders als die meisten seiner Kommilitonen schon in der Jugend mit einer gewissen Professionalität angefangen zu haben. Da träumte er bereits, wie schön es wäre, mal in einem Hochhausflur ein eigenes Studio zu haben. Vorläufig gibt er sich zufrieden damit, dass der Traum im Namen seiner Firma steckt: Floor Nine.

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