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Viel getan - und viel zu tun: Bundestagsabgeordnete besuchen Herrnhaag

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Weiterhin immenser Renovierungsbedarf auf dem Herrnhaag: Bodo Preißer zeigt auf aktuelle Arbeiten an der Empore der Stirnseite des großen Saales. © Monika Eichenauer

Vieles ist schon passiert auf dem Herrnhaag, um das historische Gebäude zu sanieren. Davon konnten sich die beiden Bundestagsabgeordneten Bettina Müller (SPD) und Peter Heidt (FDP) bei einem Besuch überzeugen.

Büdingen/Herrnhaag (co). Vom Fortgang der Arbeiten auf dem Herrnhaag haben sich am Donnerstag die Bundestagsabgeordneten Bettina Müller (SPD) und Peter Heidt (FDP) der beiden Wetterauer Wahlkreise ein Bild gemacht.

Und sie waren überrascht, wie beständig die Sanierungsarbeiten in diesem Denkmal von nationaler Bedeutung immer wieder große Fortschritte machen und dennoch der Renovierungsbedarf weiterhin immens ist.

Erläuterungen auf dem Rundgang im Grafenhaus, an dem auch Bürgermeister Benjamin Harris teilnahm, gaben Bodo Preißer, der stellvertretende Vorsitzende des Vereins der Freunde des Herrnhaag und Mitglied im Bauausschuss des Vereins, und weitere Vorstands- und Beiratsmitglieder.

»Wir haben hier noch Jahre zu tun, aber es freut uns sehr, dass der große Saal der Lichtenburg jetzt schon wieder in einem so wunderschönen Zustand erstrahlt. Aber auch andere wichtige Baustellen des vierten Bauabschnitts sind derzeit in Arbeit«, so Preißer.

Er dankte Müller und Heidt für ihren Einsatz, damit für den Bauabschnitt IV wieder eine beträchtliche Fördersumme des Bundes in Höhe von 140 000 Euro zur Verfügung steht. Die Gesamtkosten für diesen Bauabschnitt belaufen sich auf 396 000 Euro netto.

Das Land Hessen steuert dafür 85 000 Euro bei, und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligt sich mit 90 000 Euro, berichtete Preißer. Es bleiben allerdings noch weit über 100 000 Euro, die der Verein als Eigenanteil zu tragen hat.

Zum vorherigen Bauabschnitt gehörten ebenfalls wichtige Arbeiten am großen Barocksaal der Lichtenburg, wie das Grafenhaus auch genannt wird: Weißbinderarbeiten wie der Verputz der Emporeunterseite an der Südseite, die Sicherung des Putzes an der Empore Nord, der Verputz der Saalstirnseiten und die Sicherung und Ergänzung der Holzeinbauteile.

Säulen so nah wie möglich am Vorbild

Im aktuellen Bauabschnitt IV geht es am Saal und den Emporenebenräumen weiter mit der Sicherung historischer Putze an den Stirnseiten des Saales, der einst für Gottesdienste der Herrnhuter Brüdergemeine genutzt wurde und in dem derzeit wieder Konzerte stattfinden.

An der Saaltonne stehen der Einbau einer Bauteiltemperierung, die Feuchtigkeit verhindern soll, und Verputzarbeiten auf dem Plan. Hinzukommen die farbliche Fassung des historischen Putzes an den Stirnseiten und die Brüstungsspiegel.

An den Stirnseiten wurden die historischen von Schreinermeister Bernhard Möller aus Reichelsheim bereits überarbeitet und ergänzt, an den Seiten sollen neue, nach historischem Vorbild nachgebaute angebracht werden. Ein Muster gibt es bereits.

So nah wie möglich am historischen Vorbild ergänzt und erneuert werden soll auch die Säulenverkleidung im Saal, ebenfalls eine nicht ganz leichte Aufgabe für Schreiner Möller.

Darüber hinaus gehören Arbeiten in den Treppenhäusern zum vierten Bauabschnitt. Hier konnte sich die Gruppe die Verputzarbeiten in den Treppenhäusern Ost und West anschauen und durfte im Treppenhaus Nord auch die Baustelle betreten, wo die historische Holztreppe von Möller gerade aufgearbeitet wird und der Einbau von sechs Rauchschutztüren für den Brandschutz noch ansteht.

Abklärung mit Denkmalschutz

Im Mansardgeschoss Westflügel gehören zum Bauabschnitt IV Weißbinderarbeiten im Flur, die Aufarbeitung von Türfüllungen und der Einbau neuer Türen, außerdem die Aufarbeitung der Verbindungstreppe und Ergänzungen der Fachwerkwand.

Türen zum Innenhof müssen erneuert werden, hinzukommen weitere Bauteiltemperierungen, um dem Hausschwamm Paroli zu bieten. Sicherheitsbeleuchtung, Elektroarbeiten und der Einbau einer Heizung stehen an.

»All diese Arbeiten müssen eingehend mit dem Denkmalschutz abgeklärt werden. Wir sind deshalb froh und dankbar, dass wir so versierte Handwerker in Sachen Denkmalschutz direkt aus der Region haben wie Schreiner Möller, den Lorbacher Weißbinderbetrieb Osenberg und den Büdinger Restaurator Adrian Neuss.

Ihre Fachkenntnisse sind enorm. Hinzu kommt, dass auch die Jugendwerkstatt Herrnhaag hier fachgerecht mitarbeitet«, erklärte Preißer zum Abschluss des Rundgangs.

Müller und Heidt zeigten sich beeindruckt und dankten »allen Beteiligten vom Verein und den Handwerkern für die hervorragende Arbeit zum Erhalt dieses geschichtsträchtigen Hauses, das trotz der Sanierung vielfältig genutzt wird«.

Der Büdinger Rathauschef schloss sich dem an und sprach wiederum Müller und Heidt seinen Dank aus, dass sie sich immer wieder für den Herrnhaag einsetzten.

Info: Ort mit jahrhundertealter Geschichte

Der Herrnhaag ist ein Ort mit jahrhundertelanger Geschichte auf einer Anhöhe zwischen den Büdinger Stadtteilen Lorbach und Diebach am Haag. Bereits im 13. Jahrhundert war hier ein Kloster der Zisterzienserinnen, das vermutlich wegen Wassermangels aufgegeben wurde.

1738 gründete die Herrnhuter Brüdergemeine hier eine Glaubens- und Lebensgemeinschaft, von deren Siedlung heute nur noch wenige Gebäude stehen.

Bereits 1750 von den Herrnhutern wieder verlassen, bot der Herrnhaag über Jahre hinweg ganz unterschiedlichen Bewohnern und Gruppierungen ein Zuhause.

Derzeit sind hier drei Vereine beheimatet: Der Verein der Freunde des Herrnhaag, die Sozietät Herrnhaag und die Jugendwerkstatt Herrnhaag.

Seit 1959 wird der Herrnhaag durch den Verein der Freunde des Herrnhaag restauriert, um ihn für kulturelle, religiöse und soziale Zwecke zur Verfügung zu stellen.

Im Grafenhaus mit seinem Barocksaal finden kulturelle Veranstaltungen sowie Freizeiten und Tagungen statt.

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