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Von Catzendypach nach Aulendiebach: Dorf feiert 750-jähriges Jubiläum

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Von: Monika Eichenauer

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750 Jahre Aulendiebach: Helmut Emmerich, Kathrin Manthey, Sandra Kristek, Ortsvorsteher Eberhard Hensel, Ellen Koch und Barbara Scheffler vom Festausschuss-Team stecken mitten in den Vorbereitungen für das Jubiläum. © Monika Eichenauer

Wie’s der Zufall oder die Corona-Pandemie so will - dann wird ein Jubiläum »750 plus eins« draus: So geschehen in Aulendiebach, das am 1. und 2. Juli seine urkundliche Ersterwähnung am 6. August 1272 feiert.

750 Jahre Aulendiebach: Die Vorbereitungen für das runde Dorfjubiläum laufen auf Hochtouren, wie der Festausschuss berichtet. Dem Gremium gehören auch Ortsvorsteher Eberhard Hensel, Barbara Scheffler, Helmut Emmerich, Ellen Koch, Kathrin Manthey und Sandra Kristek an.

Grundlage für das Jubiläum ist eine Urkunde vom 6. August 1272. Als der Büdinger Historiker und damalige Schlossarchivar Dr. Klaus-Peter Decker im fürstlichen Archiv Lich auf der Suche nach einem ganz anderen Dokument war, stieß er auf die Urkunde von »1272 August 6«, in dem sich Propst Friedrich und der Konvent zu Konradsdorf verpflichten, dem Kloster Arnsburg von den Gütern zu »Catzendypach« Zins zu zahlen, bis sie durch andere Güter ersetzt werden.

»Catzendypach« wird heute eindeutig mit der Gemarkung Aulendiebach in Verbindung gebracht, wie auch der Düdelsheimer Werner Wagner in den Büdinger Geschichtsblättern 22 (2011) in seinem Aufsatz »Die Dörfer und Städte des 1972 aufgelösten Kreises Büdingen und die Ersterwähnung jedes einzelnen Ortes« schreibt.

Töpfer gibt weiteren Hinweis

Katzendiebach lag demnach »auf dem Areal der heutigen Gemarkung Aulendiebach und zwar rechts eines fließenden Gewässers, das einen Grenzabschnitt zwischen dem Ortenberger und dem Büdinger Gericht bildete«.

Das Gewässer ist »die Bach«, die hinter dem Ortsausgang Richtung Wald in der Flur »Der kleine Bach« entspringt, in den 1950er Jahren im Ort verrohrt wurde und westlich des Sportplatzes wieder zutage tritt. Sie war in früheren Jahrhunderten die Grenze zwischen den Gerichten Ortenberg und Büdingen.

Ein weiterer Hinweis auf die Zuordnung zum diesjährigen Jubiläumsdorf ist die Nennung des Töpfers Albert in der Urkunde vom 6. August 1272 als Hinweis für das Töpferhandwerk im späteren Aulendiebach, einem im Mittelalter weithin bekannten Töpferdorf. Wobei »aule« oder »ule« im Mittelhochdeutschen das Wort für Topf war.

Ebenso wird die Zuordnung von Catzendypach zu Aulendiebach in einer Urkunde vom 20. April 1403 deutlich, wie das Hessische Staatsarchiv bestätigte.

Der Festausschuss, der sich aus dem Ortsbeirat, Vertretern aller dörflichen Vereine und der Kirche zusammensetzt, hatte mit den ersten Vorbereitungen für das Jubiläum bereits im Jahr 2019 angefangen, doch dann kam die Pandemie.

Im Sommer vergangenen Jahres fasste der Ausschuss den Plan für das Fest 2023, und dieses Jahr sieht es gut aus.

Stehender Festzug an beiden Tagen

Los geht’s am Samstag, 1. Juli, ab 12 Uhr. An beiden Festtagen wird ein stehender Festzug in den Höfen des alten Ortskerns ab der Kreuzung zur alten Schule, in der Glockengasse, Langgasse, Krumme Gasse und An der Waage aufgebaut.

In diesen Straßen stehen die ältesten Häuser des Dorfes. In den Höfen präsentieren sich die Vereine, und altes Handwerk wird praktiziert. Ausgestellt werden alte Traktoren, landwirtschaftliche Geräte und Feuerwehrautos. Für den Spaß der Kinder sorgt eine Hüpfburg und ein Karussell.

Frank Scheller, der Enkel des ehemaligen Ortsdieners »Hecke-Otto«, wird mit der Original-Schelle durch’s Dorf laufen. Am Samstagabend spielen die »Nachtschwärmer« bei einem Open-Air-Konzert.

Der Sonntag beginnt mit einem Gottesdienst unter freiem Himmel, anschließend folgt der offizielle Teil des Jubiläums mit Schirmherrin Bettina Müller, der Bundestagsabgeordneten für diesen Wahlkreis, und Bürgermeister Benjamin Harris.

Am Sonntag tritt die Drumband auf, die Band »Voices of desire« präsentiert Rock und Pop, bis das Fest gegen Abend ausklingt. Eine Festschrift ist in Arbeit und eine Plakette gibt’s schon.

Wappen spielt bei Festivitäten große Rolle

Bei allen Festivitäten spielt das Aulendiebacher Wappen eine Rolle, das eine Töpferschiene, das Arbeitsgerät der Töpfer, über einem Bach zeigt.

Denn Aulendiebach war, wie Funde belegen, mindestens seit dem zwölften Jahrhundert ein Töpferdorf, der erste Töpfer wurde 1270 erwähnt. Die Lehmkaute und die Öfen befanden sich in der Nähe des heutigen Sportplatzes.

Seine Blütezeit hatte das Töpferhandwerk im 14. und 15. Jahrhundert, starb aber im 16. Jahrhundert weitgehend aus, weil es durch die Abholzung des Waldes kein Holz mehr für die Öfen gab, die Einwohner stellten sich auf Landwirtschaft und Weinbau um.

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