Von Wärmeplanung bis Ärztemangel

Schotten (sw). Die Resonanz für das Bürgergespräch, zu dem Vogelsberger und Schottener Grüne eingeladen hatten, war überschaubar. Nur wenige Interessierte fanden sich im historischen Rathaus ein. Im Mittelpunkt stand die Politik auf Landes-, Kreis- und Stadtebene. In allen Bereichen finden am 8. Oktober Wahlen statt.
So standen die Landtagsabgeordnete, innenpolitische Sprecherin und stellvertretende Fraktionsvorsitzende Eva Goldbach, Landratskandidat Udo Ornik, seit vielen Jahren Kreistagsfraktionschef, und der Schottener Bürgermeisterkandidat Jürgen Schwab Rede und Antwort.
Die drei Grünen-Vertreter verzichteten nach einer kurzen persönlichen Vorstellung auf eine Eingangsstellungnahme zu bestimmten Themen. Schwab betonte allerdings, dass ihm Schotten als vor einigen Jahren Zugezogener mittlerweile ans Herz gewachsen sei. Sollte er es an die Spitze des Rathauses schaffen, wolle er neue Impulse für die Stadt setzen.
Falscher Ansprechpartner
Nicht unbedingt die richtigen Ansprechpartner waren die grünen Protagonisten für die Frage einer Besucherin, die der OVAG vorwarf, den Anschluss an das Stromnetz für eine Photovoltaikanlage und eine Wärmepumpe in ihrem Haus nicht zeitnah realisieren zu können. Ornik vermutete als Grund Personalprobleme. »Das Versorgungsunternehmen versäumte es hier, sich rechtzeitig um geeignetes Fachpersonal zu kümmern«, erklärte er. Da das Thema Wärmepumpen noch kein Geschäftsmodell sei, bestehe für das Unternehmen hier kein Interesse.
Eva Goldbach bezeichnete den »durch das Handeln der Ampelregierung« ausgelösten Wärmepumpen-Boom als Riesenherausforderung für die Handwerksbetriebe. Leider habe die frühere Bundesregierung vieles versäumt. Auch die OVAG habe sich nicht frühzeitig vorbereitet. Deutschland stehe vor einer strukturellen Umwandlung der Energieversorgung bei gleichzeitig schwierigen Rahmenbedingungen mit Ukraine-Krieg und Energiekrise im vergangenen Winter. Die Landtagsabgeordnete plädierte dafür, alle Formen der Energiegewinnung bei der kommunalen Wärmeplanung zu berücksichtigen. Dabei müssten Kommunen entscheiden, wie sie im Rahmen dieser Planung Energie für die Wärmeerzeugung gewinnen wollten. Eine Möglichkeit seien Nahwärmenetze. »Wichtig ist, dass alle Bürger sich dabei engagieren und einbringen«, so die Landtagskandidatin.
Jürgen Schwab verwies in diesem Zusammenhang auf viele noch nicht genutzte Dächer in Schotten, auf denen man Anlagen zur Sonnenstromgewinnung installieren könnte. »Auch dabei wird die Beteiligung der Bürger gebraucht«, betonte der Bürgermeisterkandidat.
Eva Goldbach sprach sich zudem für Hybridlösungen für die nächsten zehn bis 20 Jahre aus, etwa in Form von Gaswärmepumpen. Daher sei die Nutzung fossiler Brennstoffe nach wie vor nötig. Udo Ornik erteilte der Atomkraftnutzung eine klare Absage. »Wir brauchen keine Kernkraftwerke.« Allerdings seien Kompromisse, zum Beispiel die Nutzung von Kohlekraftwerken, nötig, um keine katastrophalen Situationen heraufzubeschwören. »Man darf keine Entscheidungen treffen, die zu Riesenproblemen führen.« Goldbach ergänzte: »Kohle ist auf jeden Fall besser als Atomkraft.« Die Verbrennung von Holz und Holzpellets sei im Übrigen nach wie vor erlaubt und bei regionaler Nutzung und Verbrauch auch als nachhaltige Wärmeenergiegewinnung zu sehen. »Wobei der Grundsatz gilt, nicht mehr zu verbrennen, als nachwächst«, so die Abgeordnete.
Thema Wassermangel
Auf eine Frage des SPD-Stadtverordneten Julian Zimmer nach der Grundwasserproblematik verwies Goldbach auf das unter Mitwirkung der Grünen erstellte »Leitbild für ein Integriertes Wasserressourcen-Management«. Die Zielsetzungen, wie eine zweite Wasserleitung für alle Neubauten, um Brauchwasser zu nutzen, oder verstärkt Mainwasser in die Trinkwasserversorgung einzubeziehen, müssten umgesetzt werden. Die Landtagsabgeordnete kündigte auch die Wiedereinführung des sogenannten Wasserpfennigs an. Das Geld soll für den Aufbau eines sicheren Wasserverbrauchsnetzes verwendet werden. Die Umstellung der Trinkwasserversorgung in Frankfurt sei allerdings in einem Jahr nicht zu schaffen, so Goldbach.
Angesprochen wurde auch der akute Ärztemangel, der Schotten in naher Zukunft verstärkt treffen werde. Udo Ornik erwähnte in diesem Zusammenhang das Medizinische Versorgungszentrum Vogelsberg, das die beiden Gemeinden Grebenhain und Freiensteinau gemeinsam betrieben.