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Vorgaben nicht umsetzbar: NABU Burkhards kritisiert Dachverbände

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Vorsitzender Sven Winkler (rechts) und sein Stellvertreter Markus Hainz (links) ehren Klaus Schildger und Thomas Schäfer für ihre 60-jährige und 40-jährige Vereinstreue. © pv

Die Naturschutzbundgruppe Burkhards kritisiert die NABU-Dachverbände: Deren Vorgaben seien vor Ort nicht umsetzbar. Sogar über einen möglichen Austritt aus dem Verband hat man in Burkhards nachgedacht.

Burkhards (sw). »Wir haben eine andere Auffassung als die Dachverbände«, fasst Sven Winkler die Meinung seines Vorstands zusammen. Die NABU-Gruppe aus Burkhards fühlt sich von der Zentrale des hessischen Landesverbands und der deutschlandweiten Führung in Berlin gegängelt.

»Es werden stringente Vorgaben gemacht, die wir nicht umsetzen können. Wir müssen sie mehr oder weniger ignorieren.« Der Vorsitzende und seine Mitstreiter befürchten, dass der Naturschutz, das Hauptanliegen und die Basis der Vereinsarbeit der Burkhardser Gruppe, zu kurz kommt, wenn man sich an die »von oben« kommenden Leitlinien hält.

»Wir arbeiten in Burkhards mit Landwirten zusammen, ohne deren Unterstützung wir die Pflegmaßnahmen auf den angepachteten Flächen überhaupt nicht bewältigen könnten. Wir hätten gar nicht die notwendigen Maschinen dafür«, erläutert Winkler.

Auch ohne Verband gute Arbeit möglich

Auch die Aussagen und Meinungen der Dachverbände beim Thema Wolf stießen auf Ablehnung. Insbesondere bei Schafzüchtern und Landwirten. »Wir haben schon Austritte aus unserer NABU-Gruppe zu verzeichnen.«

Beispiele benachbarter Gruppen zeigten, dass auch ohne die Landes- oder Bundesorganisation eine hervorragende Naturschutzarbeit möglich sei. »Das funktioniert sehr gut auf örtlicher Ebene«, betont Winkler.

Daher hatte sich der Vorstand Gedanken gemacht, aus dem Naturschutzbund Deutschland, wie schon andere Gruppen auch, auszutreten. »Wir haben bei mehreren Terminen mit einem Anwalt die rechtlichen Konsequenzen eines Austritts geprüft«, berichtet der Vorsitzende im Gespräch mit dieser Zeitung.

»Aber den Vertrag, den wir als örtliche Gruppe mit dem Dachverband eingehen mussten, knebelt uns so sehr, dass wir bei einem Austritt große Nachteile hätten. Daher haben wir auf diesen Schritt verzichtet«, betont der Vorsitzende.

Winkler und sein Vorstandsteam hoffen jetzt auf das Verständnis bei den Mitgliedern, um weitere Austritte zu vermeiden. »Weniger Mitglieder bedeutet auch weniger Arbeitskräfte. Die fehlen uns dann, bei der Umsetzung von Maßnahmen, beispielsweise auch bei der Pflege der Ausgleichsflächen für das Baugebiet in Burkhards.

Zu Beginn der Versammlung hatte Sven Winkler einen Rückblick über die Aktivitäten des vergangenen Vereinsjahres gegeben. Im zeitigen Frühjahr wurden zwei Arbeitseinsätze im Buchwald organisiert.

Erstmals wieder Türkenbundlilie angesiedelt

Der Verein pflegt hier im Rahmen eines Pachtvertrages ein Grundstück. Bei den Arbeiten wurde Schwarzdorn gestutzt oder teilweise entfernt. In die Hecken wurden Pfade geschnitten, damit die Rinder die natürliche Verjüngung übernehmen konnten.

Vergrößert wurde der Standort der Türkenbundlilie. Sie ist auch Wappenblume des Vogelsbergkreises. »14 Pflanzen konnten wir im vergangenen Jahr bis zur Blüte begleiten«, freute sich der Vorsitzende.

Im Jahr 2021 hatte sich nach 25 Jahren in dem Biotop erstmals wieder die Türkenbundlilie angesiedelt. Damals blühten zehn Pflanzen. Im April und Mai unternahm die Gruppe drei Wanderungen zum »Knabenkraut«.

Mittlerweile gibt es vier Standorte, die die Aktiven des Vereins nachgewiesen haben, wie Winkler erläuterte. Eine Besonderheit sei darüber hinaus, so der Vorsitzende weiter, dass der Wendehals im zweiten Jahr hintereinander im Umfeld von Burkhards gebrütet habe.

Davor ging der letzte Brutnachweis in das Jahr 1975 zurück. Im Rahmen der nach Corona erstmals wieder mit großer Beteiligung durchgeführten Karfreitagswanderung wurde an acht Familien die Auszeichnung »Schwalbenfreundliches Haus« verleihen.

Im Verlauf des Jahres wurde noch eine Reihe von Mäh- und Pflanzeinsätzen durchgeführt. Der Vorsitzende dankte in diesem Zusammenhang insbesondere Sascha Appel, der mit seinem Mulchgerät eine große Unterstützung geleistet habe.

Winternahrung für Vögel vobereitet

Im Herbst konnte das schon traditionelle Apfelsaftpressen durchgeführt werden. »Mit 1600 Litern hatten wir zwar die doppelte Menge wie 2021, aber im Vergleich zu den 3000 Litern des Jahres 2019 war die Ausbeute doch recht wenig«, so Winkler. Wie immer hätten sich die Obmänner Helmut Brittner, Thomas Schäfer und Arnold Haas bei der Aktion stark engagiert.

Als Vorsorge für die Wintermonate mit geringem Nahrungsangebot für die Vögel organisierte der Fettholzbeauftragte Helmut Brittner wieder mehrere Einsätze. Verarbeitet von verschiedenen Helfern wurden insgesamt 100 Kilogramm Rinderfett.

Schließlich erwähnte Sven Winkler noch die Obstbaumpflanzaktion, die jährlich mit den Konfirmanden durchgeführt wird.

Info: Vorstand und Ehrungen

Nachdem Rechner Ralf Kramer seinen Kassenbericht vorgestellt hatte, wurde dem Vorstand der Naturschutzbundgruppe Burkhards einstimmig Entlastung erteilt.

Bei den sich anschließenden turnusmäßigen Neuwahlen wurde das Führungsteam in seinen Ämtern bestätigt. Vorsitzender bleibt Sven Winkler, sein Stellvertreter ist weiterhin Markus Hainz.

Ralf Kramer betreut auch künftig die Vereinsgelder und Florian Balser sowie Sascha Appel fungieren als Beisitzer.

Abschließend ehrten Sven Winkler und Markus Hainz die langjährigen Mitglieder Klaus Schildger und Thomas Schäfer für ihre 60-jährige beziehungsweise 40-jährige Vereinstreue.

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