Waldemar Graßhoff ist Niddas »Mr. Judo«

Waldemar Graßhoff ist »Mr. Judo«. Fast 55 Jahre lang, seit 1969, ist der Mann, der am heutigen Freitag seinen 79. Geburtstag feiert, das Gesicht der Judo-Abteilung im Turnverein 1859 Nidda gewesen.
Den Schritt hatte sich Waldemar Graßhoff gut überlegt und auch systematisch vorbereitet: Während der Jahreshauptversammlung der Judo-Abteilung im Turnverein 1859 Nidda gab er die Abteilungsleitung ab. Diese liegt nun in den jüngeren Händen von Julian Jungermann. Graßhoff weiß, dass sein Lebenswerk so weitergeführt wird, ganz in seinem Sinne. Und dass es weiterentwickelt und den modernen Ansprüchen angepasst wird. Auch das ist ganz in seinem Sinne.
Fast 55 Jahre lang, seit 1969, ist Waldemar Graßhoff, der heute 79 Jahre alt wird, das Gesicht der Judo-Abteilung. Er ist »Mr. Judo« - und immer noch als Trainer aktiv. Schon früh entdeckte der in Gelnhaar geborene Graßhoff seine Liebe zum Sport, zunächst zur Leichtathletik und zum Turnen. Das brachte ihn dazu, Sport und zudem Englisch zu studieren, zwei Fächer, die er bis zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand an der damaligen Haupt- und Realschule unterrichtete.
Erst mit 20 Jahren, 1964, stieß er auf den Judosport, der ihn bis heute nicht loslässt. Nach fünf Jahren erwarb er den ersten Übungsleiterschein und fungierte neben seiner Wettkampftätigkeit als Trainer im TVN. Schnell machte Graßhoff es sich zur Aufgabe, den Judosport in Nidda als Leistungssport zu etablieren und als feste Größe im Verein und in den Schulen zu pflegen.
Junge Menschen fördern und fordern
Der Turnverein diente dabei als dankbares Dach, unter dem Graßhoff seine Ideen verwirklichen konnte. In der Verbindung zwischen Schule und Verein sieht er auch heute noch die Chance, junge Menschen zu begeistern, zu fördern und zu fordern.
In Nidda boten und bieten sich ihm ideale Verhältnisse. Einerseits gibt es am Gymnasium Nidda ein Schulsportzentrum, das für alle möglichen Sportarten offen ist, andererseits gibt es ausreichend Sportstätten, die auch von den Judoka gut genutzt werden können. Graßhoffs Angebot war deshalb auch schulformübergreifend, er bot das Fach Judo sowohl als Arbeitsgemeinschaft als auch als Wahlpflichtfach an beiden Schulen an, sodass die Schüler Gelegenheit hatten, nicht nur in den Sport hineinzuschnuppern, sondern auch etwas für ihren Notenschnitt zu tun. Daraus gingen erfolgreiche Judoka hervor, die nicht nur regional, sondern auch auf Bundes- und internationaler Ebene großartige Erfolge erzielten.
Aus diesen Gründen engagierte sich Waldemar Graßhoff auch auf der administrativen Ebene. Er erfüllte die Aufgaben des Schulsportreferenten im Deutschen Judo-Bund (DJB) bis 2012, war Mitglied der DJB-Schulsportkommission und legte einen besonderen Fokus auf die Lehrplanarbeit, was unter anderem dazu führte, dass Judo in den Lehrplan der Schulen aufgenommen wurde.
Darüber hinaus bildete er auch Lehrer durch das Projekt »Gelbgurt plus« aus. Ein Höhepunkt für Graßhoff ist die gelungene Zusammenführung der Judoverbände der ehemaligen DDR und der Bundesrepublik nach 1989.
Schlimm war für ihn die Phase des Stillstands während der Corona-Pandemie, als Zweikämpfe verboten waren und man bestenfalls mit festem Partner und nach vorheriger Ganzkörper-Desinfektion, wie Graßhoff schmunzelnd erzählt, auf die Matte gehen konnte. Aber auch in dieser Zeit fanden sich Möglichkeiten des individuellen Trainings über das Internet.
Viele Trainer ausgebildet
Trotz allen Leistungsdenkens war es Waldemar Graßhoff auch immer ein Anliegen, leistungsschwächeren jungen Menschen den Zugang zu seinem Sport zu ermöglichen. Dazu entwickelte er ein Bewertungssystem, das auch Schülern ohne Gurt ausreichende Leistungen attestieren konnte.
Wenn Graßhoff »seine« Abteilung nun an Julian Jungermann weitergibt, dann tut er das mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Er ist traurig, dass seine Zeit als Führungskraft in der Judo-Abteilung vorbei ist. Aber er freut sich darüber, dass sein Lebenswerk damit nicht beendet ist. Graßhoff hat viele Trainer ausgebildet, die seine Arbeit fortsetzen können, und er weiß, dass die Abteilung in guten Händen ist.
Graßhoff wird die Entwicklung beobachten und hofft, dass die Abteilung Bestand hat und dass es ihr nicht so gehen wird wie anderen Sportarten im TVN. Er wünscht sich, dass die Judoka weiter gut zusammenhalten, und ist überzeugt, dass durch den Breiten- und den Leistungssport das Interesse bestehen bleibt und der Fortbestand des Judosports in Nidda gesichert ist. VON MARTIN RITTER